Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie giengen durch alle Säle, bis sie vor eine Thüre ganz am Ende kamen, davor hiengen drei Schlösser; es war aber mitten in der Thüre ein Lädlein, dadurch konnte man in die Stube sehen. Da sahen sie ein grau Männchen an einem Tisch sitzen, das riefen sie an, einmal, zweimal, aber es hörte nicht; endlich riefen sie zum drittenmal, da stand es auf, und kam heraus. Es sprach aber kein Wort, sondern faßte sie an, und führte sie zu einem reichbesetzten Tisch; und als sie gegessen und getrunken hatten, führte es einen jeglichen in ein eigenes Schlafgemach. Am andern Morgen kam es zu dem ältesten, winkte ihm, und brachte ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen die drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloß erlöst werden konnte. Die erste war, in dem Wald unter dem Moos lagen die Perlen der Königstochter, tausend an der Zahl, die mußten aufgesucht werden, und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so ward der, welcher gesucht hatte, zu Stein. Der älteste gieng hin, uud suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden; es geschah wie auf der Tafel stand, und er ward in Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer; es gieng ihm aber nicht viel besser als dem ältesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen, und ward zu Stein. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer die Perlen zu finden, und gieng so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein, und weinte. Und wie er so saß, kam wo in den Staͤllen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie giengen durch alle Saͤle, bis sie vor eine Thuͤre ganz am Ende kamen, davor hiengen drei Schloͤsser; es war aber mitten in der Thuͤre ein Laͤdlein, dadurch konnte man in die Stube sehen. Da sahen sie ein grau Maͤnnchen an einem Tisch sitzen, das riefen sie an, einmal, zweimal, aber es hoͤrte nicht; endlich riefen sie zum drittenmal, da stand es auf, und kam heraus. Es sprach aber kein Wort, sondern faßte sie an, und fuͤhrte sie zu einem reichbesetzten Tisch; und als sie gegessen und getrunken hatten, fuͤhrte es einen jeglichen in ein eigenes Schlafgemach. Am andern Morgen kam es zu dem aͤltesten, winkte ihm, und brachte ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen die drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloß erloͤst werden konnte. Die erste war, in dem Wald unter dem Moos lagen die Perlen der Koͤnigstochter, tausend an der Zahl, die mußten aufgesucht werden, und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so ward der, welcher gesucht hatte, zu Stein. Der aͤlteste gieng hin, uud suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden; es geschah wie auf der Tafel stand, und er ward in Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer; es gieng ihm aber nicht viel besser als dem aͤltesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen, und ward zu Stein. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer die Perlen zu finden, und gieng so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein, und weinte. 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Die erste war, in dem Wald unter dem Moos lagen die Perlen der Koͤnigstochter, tausend an der Zahl, die mußten aufgesucht werden, und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so ward der, welcher gesucht hatte, zu Stein. Der aͤlteste gieng hin, uud suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden; es geschah wie auf der Tafel stand, und er ward in Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer; es gieng ihm aber nicht viel besser als dem aͤltesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen, und ward zu Stein. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer die Perlen zu finden, und gieng so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein, und weinte. Und wie er so saß, kam </p> </div> </body> </text> </TEI> [405/0436]
wo in den Staͤllen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie giengen durch alle Saͤle, bis sie vor eine Thuͤre ganz am Ende kamen, davor hiengen drei Schloͤsser; es war aber mitten in der Thuͤre ein Laͤdlein, dadurch konnte man in die Stube sehen. Da sahen sie ein grau Maͤnnchen an einem Tisch sitzen, das riefen sie an, einmal, zweimal, aber es hoͤrte nicht; endlich riefen sie zum drittenmal, da stand es auf, und kam heraus. Es sprach aber kein Wort, sondern faßte sie an, und fuͤhrte sie zu einem reichbesetzten Tisch; und als sie gegessen und getrunken hatten, fuͤhrte es einen jeglichen in ein eigenes Schlafgemach. Am andern Morgen kam es zu dem aͤltesten, winkte ihm, und brachte ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen die drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloß erloͤst werden konnte. Die erste war, in dem Wald unter dem Moos lagen die Perlen der Koͤnigstochter, tausend an der Zahl, die mußten aufgesucht werden, und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so ward der, welcher gesucht hatte, zu Stein. Der aͤlteste gieng hin, uud suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden; es geschah wie auf der Tafel stand, und er ward in Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer; es gieng ihm aber nicht viel besser als dem aͤltesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen, und ward zu Stein. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer die Perlen zu finden, und gieng so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein, und weinte. Und wie er so saß, kam
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/436>, abgerufen am 16.02.2025. |