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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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er zu einer weisen Frau gieng und sie um Rath fragte. Die weise Frau sprach 'es steckt Zauberei dahinter; gib einmal Morgens in aller Frühe acht ob sich etwas in der Stube regt, und wenn du etwas siehst, es mag seyn was es will, so wirf schnell ein weißes Tuch darüber, dann wird der Zauber gehemmt.' Der Schäfer that wie sie gesagt hatte, und am andern Morgen, eben als der Tag anbrach, sah er wie sich der Kasten aufthat, und die Blume heraus kam. Schnell sprang er hinzu, und warf ein weißes Tuch darüber. Alsbald war die Verwandlung vorbei, und ein schönes Mädchen stand vor ihm, das bekannte ihm daß es die Blume gewesen wäre, und seinen Haushalt bisher besorgt hätte. Es erzählte ihm sein Schicksal, und weil es ihm gefiel, fragte er ob es ihn heirathen wollte, aber es antwortete nein, denn es wollte seinen Liebsten Roland, obgleich er es verlassen hatte, doch treu bleiben, aber es versprach nicht weg zu gehen, sondern ihm fernerhin Haus zu halten.

Nun kam die Zeit heran daß Roland Hochzeit halten sollte, da ward nach altem Brauch im Lande bekannt gemacht, es sollten alle Mädchen sich einfinden, und zu Ehren des Brautpaars singen. Das treue Mädchen, als es davon hörte, ward so traurig daß es meinte das Herz im Leib würde ihm zerspringen, und wollte nicht hingehen, aber die andern kamen, und holten es herbei. Wenn aber die Reihe kam daß es singen sollte, so trat es zurück, bis es allein noch übrig war, da konnte es nicht anders. Aber wie es seinen Gesang anfieng, und er zu Rolands Ohren kam, so sprang er auf, und rief 'die Stimme kenne ich,

er zu einer weisen Frau gieng und sie um Rath fragte. Die weise Frau sprach ‘es steckt Zauberei dahinter; gib einmal Morgens in aller Fruͤhe acht ob sich etwas in der Stube regt, und wenn du etwas siehst, es mag seyn was es will, so wirf schnell ein weißes Tuch daruͤber, dann wird der Zauber gehemmt.’ Der Schaͤfer that wie sie gesagt hatte, und am andern Morgen, eben als der Tag anbrach, sah er wie sich der Kasten aufthat, und die Blume heraus kam. Schnell sprang er hinzu, und warf ein weißes Tuch daruͤber. Alsbald war die Verwandlung vorbei, und ein schoͤnes Maͤdchen stand vor ihm, das bekannte ihm daß es die Blume gewesen waͤre, und seinen Haushalt bisher besorgt haͤtte. Es erzaͤhlte ihm sein Schicksal, und weil es ihm gefiel, fragte er ob es ihn heirathen wollte, aber es antwortete nein, denn es wollte seinen Liebsten Roland, obgleich er es verlassen hatte, doch treu bleiben, aber es versprach nicht weg zu gehen, sondern ihm fernerhin Haus zu halten.

Nun kam die Zeit heran daß Roland Hochzeit halten sollte, da ward nach altem Brauch im Lande bekannt gemacht, es sollten alle Maͤdchen sich einfinden, und zu Ehren des Brautpaars singen. Das treue Maͤdchen, als es davon hoͤrte, ward so traurig daß es meinte das Herz im Leib wuͤrde ihm zerspringen, und wollte nicht hingehen, aber die andern kamen, und holten es herbei. Wenn aber die Reihe kam daß es singen sollte, so trat es zuruͤck, bis es allein noch uͤbrig war, da konnte es nicht anders. Aber wie es seinen Gesang anfieng, und er zu Rolands Ohren kam, so sprang er auf, und rief ‘die Stimme kenne ich,

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[341/0372] er zu einer weisen Frau gieng und sie um Rath fragte. Die weise Frau sprach ‘es steckt Zauberei dahinter; gib einmal Morgens in aller Fruͤhe acht ob sich etwas in der Stube regt, und wenn du etwas siehst, es mag seyn was es will, so wirf schnell ein weißes Tuch daruͤber, dann wird der Zauber gehemmt.’ Der Schaͤfer that wie sie gesagt hatte, und am andern Morgen, eben als der Tag anbrach, sah er wie sich der Kasten aufthat, und die Blume heraus kam. Schnell sprang er hinzu, und warf ein weißes Tuch daruͤber. Alsbald war die Verwandlung vorbei, und ein schoͤnes Maͤdchen stand vor ihm, das bekannte ihm daß es die Blume gewesen waͤre, und seinen Haushalt bisher besorgt haͤtte. Es erzaͤhlte ihm sein Schicksal, und weil es ihm gefiel, fragte er ob es ihn heirathen wollte, aber es antwortete nein, denn es wollte seinen Liebsten Roland, obgleich er es verlassen hatte, doch treu bleiben, aber es versprach nicht weg zu gehen, sondern ihm fernerhin Haus zu halten. Nun kam die Zeit heran daß Roland Hochzeit halten sollte, da ward nach altem Brauch im Lande bekannt gemacht, es sollten alle Maͤdchen sich einfinden, und zu Ehren des Brautpaars singen. Das treue Maͤdchen, als es davon hoͤrte, ward so traurig daß es meinte das Herz im Leib wuͤrde ihm zerspringen, und wollte nicht hingehen, aber die andern kamen, und holten es herbei. Wenn aber die Reihe kam daß es singen sollte, so trat es zuruͤck, bis es allein noch uͤbrig war, da konnte es nicht anders. Aber wie es seinen Gesang anfieng, und er zu Rolands Ohren kam, so sprang er auf, und rief ‘die Stimme kenne ich,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/372>, abgerufen am 25.11.2024.