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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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so schön war, hatte der Jäger Mitleiden, und sprach 'so lauf hin, du armes Kind.' 'Die wilden Thiere werden dich bald gefressen haben' dachte er, und doch wars ihm als wär ein Stein von seinem Herzen gewälzt, weil er es nicht zu tödten brauchte. Und weil gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Königin mit. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf, und meinte sie hätte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen.

Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blätter an den Bäumen ansah, und nicht wußte wie es sich helfen sollte. Da fieng es an zu laufen, und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Thiere sprangen an ihm vorbei, aber sie thaten ihm nichts. Es lief so lange nur die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Häuschen, und gieng hinein sich zu ruhen. Jn dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt, und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen.

so schoͤn war, hatte der Jaͤger Mitleiden, und sprach ‘so lauf hin, du armes Kind.’ ‘Die wilden Thiere werden dich bald gefressen haben’ dachte er, und doch wars ihm als waͤr ein Stein von seinem Herzen gewaͤlzt, weil er es nicht zu toͤdten brauchte. Und weil gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Koͤnigin mit. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf, und meinte sie haͤtte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen.

Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blaͤtter an den Baͤumen ansah, und nicht wußte wie es sich helfen sollte. Da fieng es an zu laufen, und lief uͤber die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Thiere sprangen an ihm vorbei, aber sie thaten ihm nichts. Es lief so lange nur die Fuͤße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Haͤuschen, und gieng hinein sich zu ruhen. Jn dem Haͤuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Loͤffelein, ferner sieben Messerlein und Gaͤblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt, und schneeweiße Laken daruͤber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemuͤs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen.

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[315/0346] so schoͤn war, hatte der Jaͤger Mitleiden, und sprach ‘so lauf hin, du armes Kind.’ ‘Die wilden Thiere werden dich bald gefressen haben’ dachte er, und doch wars ihm als waͤr ein Stein von seinem Herzen gewaͤlzt, weil er es nicht zu toͤdten brauchte. Und weil gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus, und brachte sie als Wahrzeichen der Koͤnigin mit. Der Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib aß sie auf, und meinte sie haͤtte Sneewittchens Lunge und Leber gegessen. Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelig allein, und ward ihm so angst, daß es alle Blaͤtter an den Baͤumen ansah, und nicht wußte wie es sich helfen sollte. Da fieng es an zu laufen, und lief uͤber die spitzen Steine und durch die Dornen, und die wilden Thiere sprangen an ihm vorbei, aber sie thaten ihm nichts. Es lief so lange nur die Fuͤße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein kleines Haͤuschen, und gieng hinein sich zu ruhen. Jn dem Haͤuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Loͤffelein, ferner sieben Messerlein und Gaͤblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt, und schneeweiße Laken daruͤber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemuͤs und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/346>, abgerufen am 25.11.2024.