Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf, und sprang damit fort. 'Warte, warte,' rief der Frosch, 'nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.' Aber was half ihn daß er ihr sein quack quack so laut nachschrie als er konnte! sie hörte nicht darauf, eilte nach Haus, und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in den tiefen Brunnen hinab steigen mußte. Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten an der Tafel saß, und von ihrem goldnen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe herauf gekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an der Thür, und rief 'Königstochter, jüngste, mach mir auf.' Sie lief und wollte sehen wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. Der König sah daß ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach 'ei, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thür, und will dich holen?' 'Ach nein,' antwortete das Kind, 'es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldene Kugel aus dem Wasser geholt, dafür versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr daß er aus seinem Wasser heraus könnte: nun ist er draußen, und will zu mir herein.' Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief 'Königstochter, jüngste,
mach mir auf, Gras. Die Koͤnigstochter war voll Freude, als sie ihr schoͤnes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf, und sprang damit fort. ‘Warte, warte,’ rief der Frosch, ‘nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.’ Aber was half ihn daß er ihr sein quack quack so laut nachschrie als er konnte! sie hoͤrte nicht darauf, eilte nach Haus, und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in den tiefen Brunnen hinab steigen mußte. Am andern Tage, als sie mit dem Koͤnig und allen Hofleuten an der Tafel saß, und von ihrem goldnen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe herauf gekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an der Thuͤr, und rief ‘Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf.’ Sie lief und wollte sehen wer draußen waͤre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thuͤr hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. Der Koͤnig sah daß ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach ‘ei, was fuͤrchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thuͤr, und will dich holen?’ ‘Ach nein,’ antwortete das Kind, ‘es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldene Kugel aus dem Wasser geholt, dafuͤr versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr daß er aus seinem Wasser heraus koͤnnte: nun ist er draußen, und will zu mir herein.’ Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief ‘Koͤnigstochter, juͤngste,
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Gras. Die Koͤnigstochter war voll Freude, als sie ihr schoͤnes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf, und sprang damit fort. ‘Warte, warte,’ rief der Frosch, ‘nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.’ Aber was half ihn daß er ihr sein quack quack so laut nachschrie als er konnte! sie hoͤrte nicht darauf, eilte nach Haus, und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in den tiefen Brunnen hinab steigen mußte.
Am andern Tage, als sie mit dem Koͤnig und allen Hofleuten an der Tafel saß, und von ihrem goldnen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe herauf gekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an der Thuͤr, und rief ‘Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf.’ Sie lief und wollte sehen wer draußen waͤre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thuͤr hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. Der Koͤnig sah daß ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach ‘ei, was fuͤrchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thuͤr, und will dich holen?’ ‘Ach nein,’ antwortete das Kind, ‘es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldene Kugel aus dem Wasser geholt, dafuͤr versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr daß er aus seinem Wasser heraus koͤnnte: nun ist er draußen, und will zu mir herein.’ Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief
‘Koͤnigstochter, juͤngste,
mach mir auf,
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/34>, abgerufen am 16.07.2024. |