Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.laßt nur den Kobold wieder in den Sack kriechen.' Da sprach der Geselle 'ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!' dann rief er 'Knüppel, in den Sack!' und ließ ihn ruhen. Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn sah, und fragte ihn wie seine Brüder was er gelernt habe. 'Lieber Vater', antwortete er, 'ich bin ein Drechsler geworden.' 'Ein kunstreiches Handwerk,' sagte der Vater, 'was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?' 'Ein kostbares Stück, lieber Vater,' sprach der Sohn, 'einen Knüppel in dem Sack.' 'Was!' rief der Vater, 'einen Knüppel! das ist der Mühe werth! den kannst du dir von jedem Baume abhauen.' 'Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich Knüppel aus dem Sack, so springt der Knüppel heraus, und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und läßt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt, und um gut Wetter bittet. Seht ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirth meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie herbei rufen, und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken, und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen.' Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, brachte den Goldesel herein, und sagte zu seinem Bruder, 'nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.' Der Müller laßt nur den Kobold wieder in den Sack kriechen.’ Da sprach der Geselle ‘ich will Gnade fuͤr Recht ergehen lassen, aber huͤte dich vor Schaden!’ dann rief er ‘Knuͤppel, in den Sack!’ und ließ ihn ruhen. Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn sah, und fragte ihn wie seine Bruͤder was er gelernt habe. ‘Lieber Vater’, antwortete er, ‘ich bin ein Drechsler geworden.’ ‘Ein kunstreiches Handwerk,’ sagte der Vater, ‘was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?’ ‘Ein kostbares Stuͤck, lieber Vater,’ sprach der Sohn, ‘einen Knuͤppel in dem Sack.’ ‘Was!’ rief der Vater, ‘einen Knuͤppel! das ist der Muͤhe werth! den kannst du dir von jedem Baume abhauen.’ ‘Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich Knuͤppel aus dem Sack, so springt der Knuͤppel heraus, und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und laͤßt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt, und um gut Wetter bittet. Seht ihr, mit diesem Knuͤppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirth meinen Bruͤdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie herbei rufen, und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und traͤnken, und will ihnen die Taschen noch mit Gold fuͤllen.’ Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, brachte den Goldesel herein, und sagte zu seinem Bruder, ‘nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.’ Der Muͤller <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="225"/> laßt nur den Kobold wieder in den Sack kriechen.’ Da sprach der Geselle ‘ich will Gnade fuͤr Recht ergehen lassen, aber huͤte dich vor Schaden!’ dann rief er ‘Knuͤppel, in den Sack!’ und ließ ihn ruhen.</p><lb/> <p>Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn sah, und fragte ihn wie seine Bruͤder was er gelernt habe. ‘Lieber Vater’, antwortete er, ‘ich bin ein Drechsler geworden.’ ‘Ein kunstreiches Handwerk,’ sagte der Vater, ‘was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?’ ‘Ein kostbares Stuͤck, lieber Vater,’ sprach der Sohn, ‘einen Knuͤppel in dem Sack.’ ‘Was!’ rief der Vater, ‘einen Knuͤppel! das ist der Muͤhe werth! den kannst du dir von jedem Baume abhauen.’ ‘Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich Knuͤppel aus dem Sack, so springt der Knuͤppel heraus, und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und laͤßt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt, und um gut Wetter bittet. Seht ihr, mit diesem Knuͤppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirth meinen Bruͤdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie herbei rufen, und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und traͤnken, und will ihnen die Taschen noch mit Gold fuͤllen.’ Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, brachte den Goldesel herein, und sagte zu seinem Bruder, ‘nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.’ Der Muͤller </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0256]
laßt nur den Kobold wieder in den Sack kriechen.’ Da sprach der Geselle ‘ich will Gnade fuͤr Recht ergehen lassen, aber huͤte dich vor Schaden!’ dann rief er ‘Knuͤppel, in den Sack!’ und ließ ihn ruhen.
Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn sah, und fragte ihn wie seine Bruͤder was er gelernt habe. ‘Lieber Vater’, antwortete er, ‘ich bin ein Drechsler geworden.’ ‘Ein kunstreiches Handwerk,’ sagte der Vater, ‘was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?’ ‘Ein kostbares Stuͤck, lieber Vater,’ sprach der Sohn, ‘einen Knuͤppel in dem Sack.’ ‘Was!’ rief der Vater, ‘einen Knuͤppel! das ist der Muͤhe werth! den kannst du dir von jedem Baume abhauen.’ ‘Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich Knuͤppel aus dem Sack, so springt der Knuͤppel heraus, und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz, und laͤßt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt, und um gut Wetter bittet. Seht ihr, mit diesem Knuͤppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirth meinen Bruͤdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie herbei rufen, und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und traͤnken, und will ihnen die Taschen noch mit Gold fuͤllen.’ Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, brachte den Goldesel herein, und sagte zu seinem Bruder, ‘nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.’ Der Muͤller
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |