Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da däuchte ihn er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu es müßte nicht gar weit ein Haus seyn, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel 'so müssen wir uns ausmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht;' und der Hund sagte 'ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thäten mir auch gut.' Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, machte sich ans Fenster, und schaute hinein. 'Waß siehst du, Grauschimmel?' fragte der Hahn. 'Was ich sehe?' antwortete der Esel, 'einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran, und lassens sich wohl seyn.' 'Das wäre was für uns' sprach der Hahn. 'Ja, ja, ach, wären wir da!' sagte der Esel. Da rathschlagten die Thiere wie sie es anfangen müßten, um die Räuber fortzubringen, endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fiengen sie insgesammt auf ein Zeichen an ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten fuͤr ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da daͤuchte ihn er saͤhe in der Ferne ein Fuͤnkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu es muͤßte nicht gar weit ein Haus seyn, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel ‘so muͤssen wir uns ausmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht;’ und der Hund sagte ‘ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thaͤten mir auch gut.’ Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer groͤßer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Raͤuberhaus kamen. Der Esel, als der groͤßte, machte sich ans Fenster, und schaute hinein. ‘Waß siehst du, Grauschimmel?’ fragte der Hahn. ‘Was ich sehe?’ antwortete der Esel, ‘einen gedeckten Tisch mit schoͤnem Essen und Trinken, und Raͤuber sitzen daran, und lassens sich wohl seyn.’ ‘Das waͤre was fuͤr uns’ sprach der Hahn. ‘Ja, ja, ach, waͤren wir da!’ sagte der Esel. Da rathschlagten die Thiere wie sie es anfangen muͤßten, um die Raͤuber fortzubringen, endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfuͤßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Ruͤcken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fiengen sie insgesammt auf ein Zeichen an ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="168"/> wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten fuͤr ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da daͤuchte ihn er saͤhe in der Ferne ein Fuͤnkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu es muͤßte nicht gar weit ein Haus seyn, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel ‘so muͤssen wir uns ausmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht;’ und der Hund sagte ‘ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thaͤten mir auch gut.’ Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer groͤßer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Raͤuberhaus kamen. Der Esel, als der groͤßte, machte sich ans Fenster, und schaute hinein. ‘Waß siehst du, Grauschimmel?’ fragte der Hahn. ‘Was ich sehe?’ antwortete der Esel, ‘einen gedeckten Tisch mit schoͤnem Essen und Trinken, und Raͤuber sitzen daran, und lassens sich wohl seyn.’ ‘Das waͤre was fuͤr uns’ sprach der Hahn. ‘Ja, ja, ach, waͤren wir da!’ sagte der Esel. Da rathschlagten die Thiere wie sie es anfangen muͤßten, um die Raͤuber fortzubringen, endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfuͤßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Ruͤcken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fiengen sie insgesammt auf ein Zeichen an ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0201]
wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten fuͤr ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da daͤuchte ihn er saͤhe in der Ferne ein Fuͤnkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu es muͤßte nicht gar weit ein Haus seyn, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel ‘so muͤssen wir uns ausmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht;’ und der Hund sagte ‘ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thaͤten mir auch gut.’ Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer groͤßer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Raͤuberhaus kamen. Der Esel, als der groͤßte, machte sich ans Fenster, und schaute hinein. ‘Waß siehst du, Grauschimmel?’ fragte der Hahn. ‘Was ich sehe?’ antwortete der Esel, ‘einen gedeckten Tisch mit schoͤnem Essen und Trinken, und Raͤuber sitzen daran, und lassens sich wohl seyn.’ ‘Das waͤre was fuͤr uns’ sprach der Hahn. ‘Ja, ja, ach, waͤren wir da!’ sagte der Esel. Da rathschlagten die Thiere wie sie es anfangen muͤßten, um die Raͤuber fortzubringen, endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfuͤßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Ruͤcken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fiengen sie insgesammt auf ein Zeichen an ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte,
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/201>, abgerufen am 16.07.2024. |