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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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18.
Strohhalm, Kohle und Bohne.

Jn einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die hatte ein Gericht Bohnen zusammen gebracht, und wollte sie kochen. Sie machte also auf ihrem Herd ein Feuer zurecht, und damit es desto schneller brennen sollte, zündete sie es mit einer Hand voll Stroh an. Als sie die Bohnen in den Topf schüttete, entfiel ihr unbemerkt eine, die auf dem Boden neben einen Strohhalm zu liegen kam; bald darnach sprang auch eine glühende Kohle vom Herd zu ihnen herab. Da fing der Strohhalm an, und sprach: 'liebe Freunde, von wannen kommt ihr her?' Die Kohle antwortete: 'ich bin zu gutem Glück dem Feuer entsprungen, und hätte ich das nicht mit Gewalt durchgesetzt, so war mir der Tod gewiß: ich wäre zu Asche verbrannt.' Die Bohne sagte: 'ich bin auch noch mit heiler Haut davon gekommen, aber hätte mich die Alte in den Topf gebracht, ich wäre ohne Barmherzigkeit zu Brei gekocht worden, wie meine Kameraden.' 'Wäre mir denn ein besser Schicksal zu Theil geworden?' sprach das Stroh, 'alle meine Brüder hat die Alte in Feuer und Rauch aufgehen lassen, sechzig hat sie auf einmal gepackt, und ums Leben gebracht.

18.
Strohhalm, Kohle und Bohne.

Jn einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die hatte ein Gericht Bohnen zusammen gebracht, und wollte sie kochen. Sie machte also auf ihrem Herd ein Feuer zurecht, und damit es desto schneller brennen sollte, zuͤndete sie es mit einer Hand voll Stroh an. Als sie die Bohnen in den Topf schuͤttete, entfiel ihr unbemerkt eine, die auf dem Boden neben einen Strohhalm zu liegen kam; bald darnach sprang auch eine gluͤhende Kohle vom Herd zu ihnen herab. Da fing der Strohhalm an, und sprach: ‘liebe Freunde, von wannen kommt ihr her?’ Die Kohle antwortete: ‘ich bin zu gutem Gluͤck dem Feuer entsprungen, und haͤtte ich das nicht mit Gewalt durchgesetzt, so war mir der Tod gewiß: ich waͤre zu Asche verbrannt.’ Die Bohne sagte: ‘ich bin auch noch mit heiler Haut davon gekommen, aber haͤtte mich die Alte in den Topf gebracht, ich waͤre ohne Barmherzigkeit zu Brei gekocht worden, wie meine Kameraden.’ ‘Waͤre mir denn ein besser Schicksal zu Theil geworden?’ sprach das Stroh, ‘alle meine Bruͤder hat die Alte in Feuer und Rauch aufgehen lassen, sechzig hat sie auf einmal gepackt, und ums Leben gebracht.

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[114/0145] 18. Strohhalm, Kohle und Bohne. Jn einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die hatte ein Gericht Bohnen zusammen gebracht, und wollte sie kochen. Sie machte also auf ihrem Herd ein Feuer zurecht, und damit es desto schneller brennen sollte, zuͤndete sie es mit einer Hand voll Stroh an. Als sie die Bohnen in den Topf schuͤttete, entfiel ihr unbemerkt eine, die auf dem Boden neben einen Strohhalm zu liegen kam; bald darnach sprang auch eine gluͤhende Kohle vom Herd zu ihnen herab. Da fing der Strohhalm an, und sprach: ‘liebe Freunde, von wannen kommt ihr her?’ Die Kohle antwortete: ‘ich bin zu gutem Gluͤck dem Feuer entsprungen, und haͤtte ich das nicht mit Gewalt durchgesetzt, so war mir der Tod gewiß: ich waͤre zu Asche verbrannt.’ Die Bohne sagte: ‘ich bin auch noch mit heiler Haut davon gekommen, aber haͤtte mich die Alte in den Topf gebracht, ich waͤre ohne Barmherzigkeit zu Brei gekocht worden, wie meine Kameraden.’ ‘Waͤre mir denn ein besser Schicksal zu Theil geworden?’ sprach das Stroh, ‘alle meine Bruͤder hat die Alte in Feuer und Rauch aufgehen lassen, sechzig hat sie auf einmal gepackt, und ums Leben gebracht.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/145>, abgerufen am 18.11.2024.