Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.ein Wort spricht.' Der dritte sprach 'ich schenk ihm daß ein König kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.' Das Mädchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemännerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schönen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Körbchen voll, dankte den kleinen Männern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und 'guten Abend' sagte, fiel ihm schon ein Goldstück aus dem Mund. Darauf erzählte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte das es sprach, fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. 'Nun sehe einer den Uebermuth,' sagte die Stiefschwester, 'das Geld so hinzuwerfen,' aber heimlich war sie neidisch darüber, und lag der Mutter beständig an daß sie es auch in den Wald schicken möchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach 'nein, mein liebes Töchterchen, es ist zu kalt, du könntest mir erfrieren.' Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, nähte ihm aber vorher einen prächtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg. Das Mädchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Häuschen. Die drei kleinen Haulemänner guckten wieder, aber es grüßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. 'Gieb uns doch davon' riefen die Kleinen, ein Wort spricht.’ Der dritte sprach ‘ich schenk ihm daß ein Koͤnig kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.’ Das Maͤdchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemaͤnnerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schoͤnen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Koͤrbchen voll, dankte den kleinen Maͤnnern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und ‘guten Abend’ sagte, fiel ihm schon ein Goldstuͤck aus dem Mund. Darauf erzaͤhlte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte das es sprach, fielen ihm die Goldstuͤcke aus dem Mund so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. ‘Nun sehe einer den Uebermuth,’ sagte die Stiefschwester, ‘das Geld so hinzuwerfen,’ aber heimlich war sie neidisch daruͤber, und lag der Mutter bestaͤndig an daß sie es auch in den Wald schicken moͤchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach ‘nein, mein liebes Toͤchterchen, es ist zu kalt, du koͤnntest mir erfrieren.’ Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, naͤhte ihm aber vorher einen praͤchtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg. Das Maͤdchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Haͤuschen. Die drei kleinen Haulemaͤnner guckten wieder, aber es gruͤßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. ‘Gieb uns doch davon’ riefen die Kleinen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="84"/> ein Wort spricht.’ Der dritte sprach ‘ich schenk ihm daß ein Koͤnig kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.’</p><lb/> <p>Das Maͤdchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemaͤnnerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schoͤnen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Koͤrbchen voll, dankte den kleinen Maͤnnern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und ‘guten Abend’ sagte, fiel ihm schon ein Goldstuͤck aus dem Mund. Darauf erzaͤhlte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte das es sprach, fielen ihm die Goldstuͤcke aus dem Mund so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. ‘Nun sehe einer den Uebermuth,’ sagte die Stiefschwester, ‘das Geld so hinzuwerfen,’ aber heimlich war sie neidisch daruͤber, und lag der Mutter bestaͤndig an daß sie es auch in den Wald schicken moͤchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach ‘nein, mein liebes Toͤchterchen, es ist zu kalt, du koͤnntest mir erfrieren.’ Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, naͤhte ihm aber vorher einen praͤchtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg.</p><lb/> <p>Das Maͤdchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Haͤuschen. Die drei kleinen Haulemaͤnner guckten wieder, aber es gruͤßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. ‘Gieb uns doch davon’ riefen die Kleinen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0115]
ein Wort spricht.’ Der dritte sprach ‘ich schenk ihm daß ein Koͤnig kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.’
Das Maͤdchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemaͤnnerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schoͤnen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Koͤrbchen voll, dankte den kleinen Maͤnnern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und ‘guten Abend’ sagte, fiel ihm schon ein Goldstuͤck aus dem Mund. Darauf erzaͤhlte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte das es sprach, fielen ihm die Goldstuͤcke aus dem Mund so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. ‘Nun sehe einer den Uebermuth,’ sagte die Stiefschwester, ‘das Geld so hinzuwerfen,’ aber heimlich war sie neidisch daruͤber, und lag der Mutter bestaͤndig an daß sie es auch in den Wald schicken moͤchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach ‘nein, mein liebes Toͤchterchen, es ist zu kalt, du koͤnntest mir erfrieren.’ Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, naͤhte ihm aber vorher einen praͤchtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg.
Das Maͤdchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Haͤuschen. Die drei kleinen Haulemaͤnner guckten wieder, aber es gruͤßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. ‘Gieb uns doch davon’ riefen die Kleinen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |