Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

"Weißt du was, sagte der Reiter und hielt an, wir wollen tauschen, ich geb dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen." "Von Herzen gern, sprach Hans, aber ich sag euch, ihr müßt euch damit schleppen." Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach: "wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen und hopp, hopp! rufen."

Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferd saß, und so frank und frei dahin ritt. Ueber ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen und hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und eh' sichs Hans versah, war er abgeworfen, und lag in einem Graben, der die Aecker von der Landstraße trennte. Das Pferd wär auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen, und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: "es ist ein schlechter Spaß das Reiten, dazu, wenn man auf so eine Mähre geräth wie diese, die stößt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinter her gehen, und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gäb ich drum, wenn ich so eine Kuh hätte!" "Nun, sprach der Bauer, geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für

„Weißt du was, sagte der Reiter und hielt an, wir wollen tauschen, ich geb dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.“ „Von Herzen gern, sprach Hans, aber ich sag euch, ihr muͤßt euch damit schleppen.“ Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zuͤgel fest in die Haͤnde und sprach: „wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen und hopp, hopp! rufen.“

Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferd saß, und so frank und frei dahin ritt. Ueber ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen und hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und eh’ sichs Hans versah, war er abgeworfen, und lag in einem Graben, der die Aecker von der Landstraße trennte. Das Pferd waͤr auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten haͤtte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen, und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „es ist ein schlechter Spaß das Reiten, dazu, wenn man auf so eine Maͤhre geraͤth wie diese, die stoͤßt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemaͤchlichkeit hinter her gehen, und hat obendrein seine Milch, Butter und Kaͤse jeden Tag gewiß. Was gaͤb ich drum, wenn ich so eine Kuh haͤtte!“ „Nun, sprach der Bauer, geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh fuͤr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0488" n="424"/>
&#x201E;Weißt du was, sagte der Reiter und hielt an, wir wollen tauschen, ich geb dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.&#x201C; &#x201E;Von Herzen gern, sprach Hans, aber ich sag euch, ihr mu&#x0364;ßt euch damit schleppen.&#x201C; Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zu&#x0364;gel fest in die Ha&#x0364;nde und sprach: &#x201E;wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen und hopp, hopp! rufen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferd saß, und so frank und frei dahin ritt. Ueber ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen und hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und eh&#x2019; sichs Hans versah, war er abgeworfen, und lag in einem Graben, der die Aecker von der Landstraße trennte. Das Pferd wa&#x0364;r auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten ha&#x0364;tte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen, und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: &#x201E;es ist ein schlechter Spaß das Reiten, dazu, wenn man auf so eine Ma&#x0364;hre gera&#x0364;th wie diese, die sto&#x0364;ßt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich <choice><sic>setzt</sic><corr type="corrigenda">setze</corr></choice> mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gema&#x0364;chlichkeit hinter her gehen, und hat obendrein seine Milch, Butter und Ka&#x0364;se jeden Tag gewiß. Was ga&#x0364;b ich drum, wenn ich so eine Kuh ha&#x0364;tte!&#x201C; &#x201E;Nun, sprach der Bauer, geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh fu&#x0364;r
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0488] „Weißt du was, sagte der Reiter und hielt an, wir wollen tauschen, ich geb dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.“ „Von Herzen gern, sprach Hans, aber ich sag euch, ihr muͤßt euch damit schleppen.“ Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zuͤgel fest in die Haͤnde und sprach: „wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen und hopp, hopp! rufen.“ Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferd saß, und so frank und frei dahin ritt. Ueber ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen und hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und eh’ sichs Hans versah, war er abgeworfen, und lag in einem Graben, der die Aecker von der Landstraße trennte. Das Pferd waͤr auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten haͤtte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen, und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „es ist ein schlechter Spaß das Reiten, dazu, wenn man auf so eine Maͤhre geraͤth wie diese, die stoͤßt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemaͤchlichkeit hinter her gehen, und hat obendrein seine Milch, Butter und Kaͤse jeden Tag gewiß. Was gaͤb ich drum, wenn ich so eine Kuh haͤtte!“ „Nun, sprach der Bauer, geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/488
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/488>, abgerufen am 24.11.2024.