Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.nicht, in welcher Ordnung es liegen mußte und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach: "im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!" und sprachs dreimal, aber die Königstochter rührte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. "Du, Blitzmädel steh auf, rief er, steh auf, oder es geht dir nicht gut!" Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach: "du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen?" "Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte," antwortete er. "Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen." Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr: "im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!" und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher. Nun ging der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus, der Bruder Lustig aber war froh, daß es so gut abgelaufen war, ärgerte sich doch auch, daß er nichts dafür nehmen sollte. "Jch mögte nur wissen, dachte er, was der für Mucken im Kopf hat, was er mit der einen Hand giebt, da nimmt er mit der andern, da ist kein Verstand drin!" Nun bot der König dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin, nicht, in welcher Ordnung es liegen mußte und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und sprachs dreimal, aber die Koͤnigstochter ruͤhrte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. „Du, Blitzmaͤdel steh auf, rief er, steh auf, oder es geht dir nicht gut!“ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach: „du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen?“ „Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte,“ antwortete er. „Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du ungluͤcklich, auch darfst du von dem Koͤnig nicht das Geringste dafuͤr begehren oder annehmen.“ Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und die Koͤnigstochter stand auf, war gesund und schoͤn wie vorher. Nun ging der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus, der Bruder Lustig aber war froh, daß es so gut abgelaufen war, aͤrgerte sich doch auch, daß er nichts dafuͤr nehmen sollte. „Jch moͤgte nur wissen, dachte er, was der fuͤr Mucken im Kopf hat, was er mit der einen Hand giebt, da nimmt er mit der andern, da ist kein Verstand drin!“ Nun bot der Koͤnig dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0477" n="413"/> nicht, in welcher Ordnung es liegen mußte und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und sprachs dreimal, aber die Koͤnigstochter ruͤhrte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. „Du, Blitzmaͤdel steh auf, rief er, steh auf, oder es geht dir nicht gut!“ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach: „du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen?“ „Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte,“ antwortete er. „Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du ungluͤcklich, auch darfst du von dem Koͤnig nicht das Geringste dafuͤr begehren oder annehmen.“ Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und die Koͤnigstochter stand auf, war gesund und schoͤn wie vorher. Nun ging der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus, der Bruder Lustig aber war froh, daß es so gut abgelaufen war, aͤrgerte sich doch auch, daß er nichts dafuͤr nehmen sollte. „Jch moͤgte nur wissen, dachte er, was der fuͤr Mucken im Kopf hat, was er mit der einen Hand giebt, da nimmt er mit der andern, da ist kein Verstand drin!“ Nun bot der Koͤnig dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin, </p> </div> </body> </text> </TEI> [413/0477]
nicht, in welcher Ordnung es liegen mußte und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und sprachs dreimal, aber die Koͤnigstochter ruͤhrte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. „Du, Blitzmaͤdel steh auf, rief er, steh auf, oder es geht dir nicht gut!“ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen und sprach: „du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen?“ „Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte,“ antwortete er. „Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du ungluͤcklich, auch darfst du von dem Koͤnig nicht das Geringste dafuͤr begehren oder annehmen.“ Darauf legte der heil. Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr: „im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte steh auf!“ und die Koͤnigstochter stand auf, war gesund und schoͤn wie vorher. Nun ging der heil. Petrus wieder durchs Fenster hinaus, der Bruder Lustig aber war froh, daß es so gut abgelaufen war, aͤrgerte sich doch auch, daß er nichts dafuͤr nehmen sollte. „Jch moͤgte nur wissen, dachte er, was der fuͤr Mucken im Kopf hat, was er mit der einen Hand giebt, da nimmt er mit der andern, da ist kein Verstand drin!“ Nun bot der Koͤnig dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |