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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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thust, so kostet dichs selbst dein Leben." Da ließ sie sich kommen eine kleine Hirschkuh und ließ sie schlachten, und nahm Herz und Zunge und legte sie auf einen Teller, und als sie den Alten kommen sah sprach sie zu dem Knaben: "leg dich ins Bett, und zieh die Decke über dich!"

Da trat der Bösewicht herein und sprach: "wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?" das Mädchen reichte ihm den Teller, aber der Königssohn warf die Decke ab und sprach: "du alter Sünder, warum hast du mich tödten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen;" und sagte: "du sollst ein Pudelhund werden, und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst glühende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlägt!" Und wie er die Worte ausgesprochen, da war der Alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals und die Köche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb er noch eine kleine Zeit lang da, und dachte an seine Mutter, und ob sie noch am Leben wäre. Endlich sprach er zu dem Mädchen: "ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernähren." "Ach, antwortete sie, der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen!" Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wünschte er sie zu einer schönen Nelke und steckte sie bei sich.

Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und er zog in sein Vaterland. Nun ging es zu dem Thurm, wo seine

thust, so kostet dichs selbst dein Leben.“ Da ließ sie sich kommen eine kleine Hirschkuh und ließ sie schlachten, und nahm Herz und Zunge und legte sie auf einen Teller, und als sie den Alten kommen sah sprach sie zu dem Knaben: „leg dich ins Bett, und zieh die Decke uͤber dich!“

Da trat der Boͤsewicht herein und sprach: „wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?“ das Maͤdchen reichte ihm den Teller, aber der Koͤnigssohn warf die Decke ab und sprach: „du alter Suͤnder, warum hast du mich toͤdten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen;“ und sagte: „du sollst ein Pudelhund werden, und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst gluͤhende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlaͤgt!“ Und wie er die Worte ausgesprochen, da war der Alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals und die Koͤche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb er noch eine kleine Zeit lang da, und dachte an seine Mutter, und ob sie noch am Leben waͤre. Endlich sprach er zu dem Maͤdchen: „ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernaͤhren.“ „Ach, antwortete sie, der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen!“ Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wuͤnschte er sie zu einer schoͤnen Nelke und steckte sie bei sich.

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[394/0458] thust, so kostet dichs selbst dein Leben.“ Da ließ sie sich kommen eine kleine Hirschkuh und ließ sie schlachten, und nahm Herz und Zunge und legte sie auf einen Teller, und als sie den Alten kommen sah sprach sie zu dem Knaben: „leg dich ins Bett, und zieh die Decke uͤber dich!“ Da trat der Boͤsewicht herein und sprach: „wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?“ das Maͤdchen reichte ihm den Teller, aber der Koͤnigssohn warf die Decke ab und sprach: „du alter Suͤnder, warum hast du mich toͤdten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen;“ und sagte: „du sollst ein Pudelhund werden, und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst gluͤhende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlaͤgt!“ Und wie er die Worte ausgesprochen, da war der Alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals und die Koͤche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb er noch eine kleine Zeit lang da, und dachte an seine Mutter, und ob sie noch am Leben waͤre. Endlich sprach er zu dem Maͤdchen: „ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernaͤhren.“ „Ach, antwortete sie, der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen!“ Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wuͤnschte er sie zu einer schoͤnen Nelke und steckte sie bei sich. Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und er zog in sein Vaterland. Nun ging es zu dem Thurm, wo seine

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/458>, abgerufen am 23.11.2024.