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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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er müsse ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen könnte. Der Dummling ging wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht und sagte: "ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spür nichts im Leib und muß mich nur zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll." Wie der Dummling das hörte, war er froh und sprach: "steig auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen." Er führte ihn an den Hof des Königs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren und einen ungeheuern Berg davon backen lassen; der Mann aber aus dem Wald stellte sich davor, fing an zu essen, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wieder seine Braut; der König aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wie zu Wasser fahren könnte; schaffe er aber das, dann solle er gleich die Königstochter haben. Der Dummling ging noch einmal in den Wald, da saß das alte graue Männchen, dem er seinen Kuchen gegeben, und sagte: "ich hab für dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben; das alles thu' ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist." Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der König das sah, mußte er ihm seine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und der Dummling erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Gemahlin.


er muͤsse ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen koͤnnte. Der Dummling ging wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnuͤrte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein graͤmliches Gesicht und sagte: „ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spuͤr nichts im Leib und muß mich nur zuschnuͤren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.“ Wie der Dummling das hoͤrte, war er froh und sprach: „steig auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen.“ Er fuͤhrte ihn an den Hof des Koͤnigs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren und einen ungeheuern Berg davon backen lassen; der Mann aber aus dem Wald stellte sich davor, fing an zu essen, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wieder seine Braut; der Koͤnig aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wie zu Wasser fahren koͤnnte; schaffe er aber das, dann solle er gleich die Koͤnigstochter haben. Der Dummling ging noch einmal in den Wald, da saß das alte graue Maͤnnchen, dem er seinen Kuchen gegeben, und sagte: „ich hab fuͤr dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben; das alles thu’ ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist.“ Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der Koͤnig das sah, mußte er ihm seine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und der Dummling erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnuͤgt mit seiner Gemahlin.


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[355/0419] er muͤsse ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen koͤnnte. Der Dummling ging wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnuͤrte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein graͤmliches Gesicht und sagte: „ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spuͤr nichts im Leib und muß mich nur zuschnuͤren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.“ Wie der Dummling das hoͤrte, war er froh und sprach: „steig auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen.“ Er fuͤhrte ihn an den Hof des Koͤnigs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren und einen ungeheuern Berg davon backen lassen; der Mann aber aus dem Wald stellte sich davor, fing an zu essen, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wieder seine Braut; der Koͤnig aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wie zu Wasser fahren koͤnnte; schaffe er aber das, dann solle er gleich die Koͤnigstochter haben. Der Dummling ging noch einmal in den Wald, da saß das alte graue Maͤnnchen, dem er seinen Kuchen gegeben, und sagte: „ich hab fuͤr dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben; das alles thu’ ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist.“ Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der Koͤnig das sah, mußte er ihm seine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und der Dummling erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnuͤgt mit seiner Gemahlin.

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/419>, abgerufen am 22.11.2024.