Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Und als die Hexe vor den Thieren sicher war, sprang sie herunter und rührte ihn auch mit einer Ruthe an und verwandelte ihn in Stein. Darauf lachte sie und schleppte ihn und die Thiere in einen Graben, wo schon mehr solcher Steine lagen. Als aber der junge König gar nicht wiederkam, ward die Angst und Sorge der Königin immer größer. Nun trug sich zu, daß gerade in dieser Zeit der andere Bruder, der bei der Trennung gen Osten gewandelt war, nach dem Königreich kam. Er war herumgezogen hin und her, hatte einen Dienst gesucht und keinen gefunden und seine Thiere tanzen lassen, als ihm einfiel, er wollte einmal nach dem Messer sehen, das sie bei ihrer Trennung in einen Baumstamm gestoßen hatten, um zu erfahren, wie es seinem Bruder ginge. Wie er dahin kam, war seines Bruders Seite halb verrostet und halb war sie noch blank. Da erschrak er, und dachte, meinem Bruder muß ein großes Unglück zugestoßen seyn, doch kann ich ihn vielleicht noch retten, denn die Hälfte des Messers ist noch blank, und zog mit seinen Thieren gen Westen. Als er in das Stadtthor kam, trat ihm die Wache entgegen und fragte, ob sie ihn bei seiner Gemahlin melden sollte, die junge Königin wär schon seit ein paar Tagen in großer Angst über sein Ausbleiben und fürchte, er wär im Zauberwald umgekommen, denn die Wache glaubte nicht anders, als es wär der junge König selbst, so ähnlich sah er ihm, und hatte auch die wilden Thiere hinter sich laufen. Da merkte er, daß von seinem Bruder die Rede war und dachte: es ist das beste, ich gebe mich für ihn aus, so kann ich ihn wohl leichter erretten. Also ließ er sich von der Wache ins Schloß Und als die Hexe vor den Thieren sicher war, sprang sie herunter und ruͤhrte ihn auch mit einer Ruthe an und verwandelte ihn in Stein. Darauf lachte sie und schleppte ihn und die Thiere in einen Graben, wo schon mehr solcher Steine lagen. Als aber der junge Koͤnig gar nicht wiederkam, ward die Angst und Sorge der Koͤnigin immer groͤßer. Nun trug sich zu, daß gerade in dieser Zeit der andere Bruder, der bei der Trennung gen Osten gewandelt war, nach dem Koͤnigreich kam. Er war herumgezogen hin und her, hatte einen Dienst gesucht und keinen gefunden und seine Thiere tanzen lassen, als ihm einfiel, er wollte einmal nach dem Messer sehen, das sie bei ihrer Trennung in einen Baumstamm gestoßen hatten, um zu erfahren, wie es seinem Bruder ginge. Wie er dahin kam, war seines Bruders Seite halb verrostet und halb war sie noch blank. Da erschrak er, und dachte, meinem Bruder muß ein großes Ungluͤck zugestoßen seyn, doch kann ich ihn vielleicht noch retten, denn die Haͤlfte des Messers ist noch blank, und zog mit seinen Thieren gen Westen. Als er in das Stadtthor kam, trat ihm die Wache entgegen und fragte, ob sie ihn bei seiner Gemahlin melden sollte, die junge Koͤnigin waͤr schon seit ein paar Tagen in großer Angst uͤber sein Ausbleiben und fuͤrchte, er waͤr im Zauberwald umgekommen, denn die Wache glaubte nicht anders, als es waͤr der junge Koͤnig selbst, so aͤhnlich sah er ihm, und hatte auch die wilden Thiere hinter sich laufen. Da merkte er, daß von seinem Bruder die Rede war und dachte: es ist das beste, ich gebe mich fuͤr ihn aus, so kann ich ihn wohl leichter erretten. Also ließ er sich von der Wache ins Schloß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0397" n="333"/> Und als die Hexe vor den Thieren sicher war, sprang sie herunter und ruͤhrte ihn auch mit einer Ruthe an und verwandelte ihn in Stein. Darauf lachte sie und schleppte ihn und die Thiere in einen Graben, wo schon mehr solcher Steine lagen.</p><lb/> <p>Als aber der junge Koͤnig gar nicht wiederkam, ward die Angst und Sorge der Koͤnigin immer groͤßer. Nun trug sich zu, daß gerade in dieser Zeit der andere Bruder, der bei der Trennung gen Osten gewandelt war, nach dem Koͤnigreich kam. Er war herumgezogen hin und her, hatte einen Dienst gesucht und keinen gefunden und seine Thiere tanzen lassen, als ihm einfiel, er wollte einmal nach dem Messer sehen, das sie bei ihrer Trennung in einen Baumstamm gestoßen hatten, um zu erfahren, wie es seinem Bruder ginge. Wie er dahin kam, war seines Bruders Seite halb verrostet und halb war sie noch blank. Da erschrak er, und dachte, meinem Bruder muß ein großes Ungluͤck zugestoßen seyn, doch kann ich ihn vielleicht noch retten, denn die Haͤlfte des Messers ist noch blank, und zog mit seinen Thieren gen Westen. Als er in das Stadtthor kam, trat ihm die Wache entgegen und fragte, ob sie ihn bei seiner Gemahlin melden sollte, die junge Koͤnigin waͤr schon seit ein paar Tagen in großer Angst uͤber sein Ausbleiben und fuͤrchte, er waͤr im Zauberwald umgekommen, denn die Wache glaubte nicht anders, als es waͤr der junge Koͤnig selbst, so aͤhnlich sah er ihm, und hatte auch die wilden Thiere hinter sich laufen. Da merkte er, daß von seinem Bruder die Rede war und dachte: es ist das beste, ich gebe mich fuͤr ihn aus, so kann ich ihn wohl leichter erretten. Also ließ er sich von der Wache ins Schloß </p> </div> </body> </text> </TEI> [333/0397]
Und als die Hexe vor den Thieren sicher war, sprang sie herunter und ruͤhrte ihn auch mit einer Ruthe an und verwandelte ihn in Stein. Darauf lachte sie und schleppte ihn und die Thiere in einen Graben, wo schon mehr solcher Steine lagen.
Als aber der junge Koͤnig gar nicht wiederkam, ward die Angst und Sorge der Koͤnigin immer groͤßer. Nun trug sich zu, daß gerade in dieser Zeit der andere Bruder, der bei der Trennung gen Osten gewandelt war, nach dem Koͤnigreich kam. Er war herumgezogen hin und her, hatte einen Dienst gesucht und keinen gefunden und seine Thiere tanzen lassen, als ihm einfiel, er wollte einmal nach dem Messer sehen, das sie bei ihrer Trennung in einen Baumstamm gestoßen hatten, um zu erfahren, wie es seinem Bruder ginge. Wie er dahin kam, war seines Bruders Seite halb verrostet und halb war sie noch blank. Da erschrak er, und dachte, meinem Bruder muß ein großes Ungluͤck zugestoßen seyn, doch kann ich ihn vielleicht noch retten, denn die Haͤlfte des Messers ist noch blank, und zog mit seinen Thieren gen Westen. Als er in das Stadtthor kam, trat ihm die Wache entgegen und fragte, ob sie ihn bei seiner Gemahlin melden sollte, die junge Koͤnigin waͤr schon seit ein paar Tagen in großer Angst uͤber sein Ausbleiben und fuͤrchte, er waͤr im Zauberwald umgekommen, denn die Wache glaubte nicht anders, als es waͤr der junge Koͤnig selbst, so aͤhnlich sah er ihm, und hatte auch die wilden Thiere hinter sich laufen. Da merkte er, daß von seinem Bruder die Rede war und dachte: es ist das beste, ich gebe mich fuͤr ihn aus, so kann ich ihn wohl leichter erretten. Also ließ er sich von der Wache ins Schloß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/397 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/397>, abgerufen am 16.02.2025. |