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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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da schickt der König einen Diener und läßt mich einladen, aber ich gehe so noch nicht." Und zu dem Diener sagte er: "ich lasse den Herrn König bitten, daß er mir königliche Kleider schickt, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die mir aufwarten." Als der König die Antwort hörte, sprach er zu seiner Tochter: "was soll ich thun?" Sagte sie: "laßt ihn holen, wie ers verlangt, so werdet ihr wohl thun. Da schickte der König königliche Kleider, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die ihm aufwarten sollten. Als der Jäger sie kommen sah, sprach er: "sieht er, Herr Wirth, nun werd ich abgeholt, wie ich es will;" zog die königlichen Kleider an, nahm das Tuch mit den Drachenzungen und fuhr zum König. Als ihn der König kommen sah, sprach er zu seiner Tochter: "wie soll ich ihn empfangen?" Antwortete sie: "geht ihm entgegen, so werdet ihr wohl thun." Da ging ihm der König entgegen und führte ihn herauf und seine Thiere folgten ihm nach. Der König wies ihm seinen Platz an neben sich und seiner Tochter, der Marschall saß auf der andern Seite, als Bräutigam, aber der kannte ihn nicht mehr. Nun wurden gerade die sieben Häupter des Drachen zur Schau aufgetragen und der König sprach: "die sieben Häupter hat der Marschall dem Drachen abgeschlagen, darum geb ich ihm heute meine Tochter zur Gemahlin." Da stand der Jäger auf, öffnete die sieben Rachen und sprach: "wo sind die sieben Zungen des Drachen?" Da erschrak der Marschall, ward bleich und wußte nicht, was er antworten sollte: endlich sagte er in der Angst: "Drachen haben keine Zungen." Sprach der Jäger: "die Lügner sollten

da schickt der Koͤnig einen Diener und laͤßt mich einladen, aber ich gehe so noch nicht.“ Und zu dem Diener sagte er: „ich lasse den Herrn Koͤnig bitten, daß er mir koͤnigliche Kleider schickt, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die mir aufwarten.“ Als der Koͤnig die Antwort hoͤrte, sprach er zu seiner Tochter: „was soll ich thun?“ Sagte sie: „laßt ihn holen, wie ers verlangt, so werdet ihr wohl thun. Da schickte der Koͤnig koͤnigliche Kleider, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die ihm aufwarten sollten. Als der Jaͤger sie kommen sah, sprach er: „sieht er, Herr Wirth, nun werd ich abgeholt, wie ich es will;“ zog die koͤniglichen Kleider an, nahm das Tuch mit den Drachenzungen und fuhr zum Koͤnig. Als ihn der Koͤnig kommen sah, sprach er zu seiner Tochter: „wie soll ich ihn empfangen?“ Antwortete sie: „geht ihm entgegen, so werdet ihr wohl thun.“ Da ging ihm der Koͤnig entgegen und fuͤhrte ihn herauf und seine Thiere folgten ihm nach. Der Koͤnig wies ihm seinen Platz an neben sich und seiner Tochter, der Marschall saß auf der andern Seite, als Braͤutigam, aber der kannte ihn nicht mehr. Nun wurden gerade die sieben Haͤupter des Drachen zur Schau aufgetragen und der Koͤnig sprach: „die sieben Haͤupter hat der Marschall dem Drachen abgeschlagen, darum geb ich ihm heute meine Tochter zur Gemahlin.“ Da stand der Jaͤger auf, oͤffnete die sieben Rachen und sprach: „wo sind die sieben Zungen des Drachen?“ Da erschrak der Marschall, ward bleich und wußte nicht, was er antworten sollte: endlich sagte er in der Angst: „Drachen haben keine Zungen.“ Sprach der Jaͤger: „die Luͤgner sollten

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[329/0393] da schickt der Koͤnig einen Diener und laͤßt mich einladen, aber ich gehe so noch nicht.“ Und zu dem Diener sagte er: „ich lasse den Herrn Koͤnig bitten, daß er mir koͤnigliche Kleider schickt, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die mir aufwarten.“ Als der Koͤnig die Antwort hoͤrte, sprach er zu seiner Tochter: „was soll ich thun?“ Sagte sie: „laßt ihn holen, wie ers verlangt, so werdet ihr wohl thun. Da schickte der Koͤnig koͤnigliche Kleider, einen Wagen mit sechs Pferden und Diener, die ihm aufwarten sollten. Als der Jaͤger sie kommen sah, sprach er: „sieht er, Herr Wirth, nun werd ich abgeholt, wie ich es will;“ zog die koͤniglichen Kleider an, nahm das Tuch mit den Drachenzungen und fuhr zum Koͤnig. Als ihn der Koͤnig kommen sah, sprach er zu seiner Tochter: „wie soll ich ihn empfangen?“ Antwortete sie: „geht ihm entgegen, so werdet ihr wohl thun.“ Da ging ihm der Koͤnig entgegen und fuͤhrte ihn herauf und seine Thiere folgten ihm nach. Der Koͤnig wies ihm seinen Platz an neben sich und seiner Tochter, der Marschall saß auf der andern Seite, als Braͤutigam, aber der kannte ihn nicht mehr. Nun wurden gerade die sieben Haͤupter des Drachen zur Schau aufgetragen und der Koͤnig sprach: „die sieben Haͤupter hat der Marschall dem Drachen abgeschlagen, darum geb ich ihm heute meine Tochter zur Gemahlin.“ Da stand der Jaͤger auf, oͤffnete die sieben Rachen und sprach: „wo sind die sieben Zungen des Drachen?“ Da erschrak der Marschall, ward bleich und wußte nicht, was er antworten sollte: endlich sagte er in der Angst: „Drachen haben keine Zungen.“ Sprach der Jaͤger: „die Luͤgner sollten

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/393>, abgerufen am 22.11.2024.