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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Aepfeln, der nur dem, wem er mit Recht angehört, gehorcht und folgt. Die Quelle aber, die glänzend über die Steine springt (wie heiliges Wasser in der Edda von den Bergen herabrinnt), ruft den Kindern zu, nicht aus ihr zu trinken, weil sie sonst verwandelt würden. -- Weiter reicht schon die höhere Natur, die den Thieren beigelegt wird. Das Pferd Fallada spricht (wie Mimers Haupt), nach dem Tode noch zu seiner Gebieterin. Die Raben weissagen, sie wissen, gleich Odins Raben Huginn und Muninn (d. h. die mit Verstand und Gedächtniß begabten), was in der Welt geschieht. Ueberhaupt aber werden häufig die Vögel als Geister betrachtet. Die Tauben kommen und lesen dem armen Kinde die Erbsen aus der Asche, hacken aber den bösen Schwestern das Aug aus; ein Vöglein wirft dem Vater eine goldene Kette um den Hals, der gottlosen Stiefmutter einen Mühlstein auf den Kopf. Wer das Herz, die Leber, eines Vogels ißt, erhält übernatürliche Kräfte. -- Eine der ältesten Spuren der heidnisch-symbolischen Vermischung des Thierischen und Menschlichen, sind die Schwanen-Jungfrauen, welche hier ganz in der Gestalt und Art vorkommen, wie sie von dem alteddischen Wölundslied und den Nibelungen dargestellt werden*).


*) Eine Stelle des Gregor von Tours hist. franc. II. 10. verdient zu dem Ganzen hier angeführt zu werden. Sed haec generatio fanaticis semper cultibus visa est obsequium praebuisse nec prorsus agnovere deum; sibique silvarum arque aquarum, avium bestiarumque et aliorum quoque elementorum finxere formas, ipsasque ut deum colere eisque sacrificia delibare consueti.

Aepfeln, der nur dem, wem er mit Recht angehoͤrt, gehorcht und folgt. Die Quelle aber, die glaͤnzend uͤber die Steine springt (wie heiliges Wasser in der Edda von den Bergen herabrinnt), ruft den Kindern zu, nicht aus ihr zu trinken, weil sie sonst verwandelt wuͤrden. — Weiter reicht schon die hoͤhere Natur, die den Thieren beigelegt wird. Das Pferd Fallada spricht (wie Mimers Haupt), nach dem Tode noch zu seiner Gebieterin. Die Raben weissagen, sie wissen, gleich Odins Raben Huginn und Muninn (d. h. die mit Verstand und Gedaͤchtniß begabten), was in der Welt geschieht. Ueberhaupt aber werden haͤufig die Voͤgel als Geister betrachtet. Die Tauben kommen und lesen dem armen Kinde die Erbsen aus der Asche, hacken aber den boͤsen Schwestern das Aug aus; ein Voͤglein wirft dem Vater eine goldene Kette um den Hals, der gottlosen Stiefmutter einen Muͤhlstein auf den Kopf. Wer das Herz, die Leber, eines Vogels ißt, erhaͤlt uͤbernatuͤrliche Kraͤfte. — Eine der aͤltesten Spuren der heidnisch-symbolischen Vermischung des Thierischen und Menschlichen, sind die Schwanen-Jungfrauen, welche hier ganz in der Gestalt und Art vorkommen, wie sie von dem alteddischen Woͤlundslied und den Nibelungen dargestellt werden*).


*) Eine Stelle des Gregor von Tours hist. franc. II. 10. verdient zu dem Ganzen hier angefuͤhrt zu werden. Sed haec generatio fanaticis semper cultibus visa est obsequium praebuisse nec prorsus agnovere deum; sibique silvarum arque aquarum, avium bestiarumque et aliorum quoque elementorum finxere formas, ipsasque ut deum colere eisque sacrificia delibare consueti.
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[XXXI/0039] Aepfeln, der nur dem, wem er mit Recht angehoͤrt, gehorcht und folgt. Die Quelle aber, die glaͤnzend uͤber die Steine springt (wie heiliges Wasser in der Edda von den Bergen herabrinnt), ruft den Kindern zu, nicht aus ihr zu trinken, weil sie sonst verwandelt wuͤrden. — Weiter reicht schon die hoͤhere Natur, die den Thieren beigelegt wird. Das Pferd Fallada spricht (wie Mimers Haupt), nach dem Tode noch zu seiner Gebieterin. Die Raben weissagen, sie wissen, gleich Odins Raben Huginn und Muninn (d. h. die mit Verstand und Gedaͤchtniß begabten), was in der Welt geschieht. Ueberhaupt aber werden haͤufig die Voͤgel als Geister betrachtet. Die Tauben kommen und lesen dem armen Kinde die Erbsen aus der Asche, hacken aber den boͤsen Schwestern das Aug aus; ein Voͤglein wirft dem Vater eine goldene Kette um den Hals, der gottlosen Stiefmutter einen Muͤhlstein auf den Kopf. Wer das Herz, die Leber, eines Vogels ißt, erhaͤlt uͤbernatuͤrliche Kraͤfte. — Eine der aͤltesten Spuren der heidnisch-symbolischen Vermischung des Thierischen und Menschlichen, sind die Schwanen-Jungfrauen, welche hier ganz in der Gestalt und Art vorkommen, wie sie von dem alteddischen Woͤlundslied und den Nibelungen dargestellt werden *). *) Eine Stelle des Gregor von Tours hist. franc. II. 10. verdient zu dem Ganzen hier angefuͤhrt zu werden. Sed haec generatio fanaticis semper cultibus visa est obsequium praebuisse nec prorsus agnovere deum; sibique silvarum arque aquarum, avium bestiarumque et aliorum quoque elementorum finxere formas, ipsasque ut deum colere eisque sacrificia delibare consueti.

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. XXXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/39>, abgerufen am 27.11.2024.