Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.zapfen. Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein: holla! der Hund oben ist nicht beigethan, der könnte dir die Wurst aus der Pfanne holen; du kämst mir recht! und im Hui war es die Kellertreppe hinauf, aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld, aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren, sondern sie mußte ihm nach über die Aecker hüpfen. "Hin ist hin!" sprach Catherlieschen, kehrte um und weil es sich müd gelaufen, ging es hübsch langsam und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll war und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. "Spuck! rief es, was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!" es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein, von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waitzenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. "Ja, sprach es, wer zu rechter Zeit was spart, hats hernach in der Noth!" stieg hinauf und trug den Sack herab und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. "Ei was, wo eins ist, muß das andere auch seyn!" sprach Catherlieschen, zapfen. Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein: holla! der Hund oben ist nicht beigethan, der koͤnnte dir die Wurst aus der Pfanne holen; du kaͤmst mir recht! und im Hui war es die Kellertreppe hinauf, aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stuͤck ins Feld, aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren, sondern sie mußte ihm nach uͤber die Aecker huͤpfen. „Hin ist hin!“ sprach Catherlieschen, kehrte um und weil es sich muͤd gelaufen, ging es huͤbsch langsam und kuͤhlte sich ab. Waͤhrend der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll war und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller und hoͤrte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Ungluͤck. „Spuck! rief es, was faͤngst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!“ es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein, von der letzten Kirmes staͤnde noch ein Sack mit schoͤnem Waitzenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. „Ja, sprach es, wer zu rechter Zeit was spart, hats hernach in der Noth!“ stieg hinauf und trug den Sack herab und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstuͤrzte und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. „Ei was, wo eins ist, muß das andere auch seyn!“ sprach Catherlieschen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0366" n="302"/> zapfen. Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein: holla! der Hund oben ist nicht beigethan, der koͤnnte dir die Wurst aus der Pfanne holen; du kaͤmst mir recht! und im Hui war es die Kellertreppe hinauf, aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stuͤck ins Feld, aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren, sondern sie mußte ihm nach uͤber die Aecker huͤpfen. „Hin ist hin!“ sprach Catherlieschen, kehrte um und weil es sich muͤd gelaufen, ging es huͤbsch langsam und kuͤhlte sich ab. Waͤhrend der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll war und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller und hoͤrte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Ungluͤck. „Spuck! rief es, was faͤngst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!“ es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein, von der letzten Kirmes staͤnde noch ein Sack mit schoͤnem Waitzenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. „Ja, sprach es, wer zu rechter Zeit was spart, hats hernach in der Noth!“ stieg hinauf und trug den Sack herab und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstuͤrzte und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. „Ei was, wo eins ist, muß das andere auch seyn!“ sprach Catherlieschen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [302/0366]
zapfen. Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein: holla! der Hund oben ist nicht beigethan, der koͤnnte dir die Wurst aus der Pfanne holen; du kaͤmst mir recht! und im Hui war es die Kellertreppe hinauf, aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stuͤck ins Feld, aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren, sondern sie mußte ihm nach uͤber die Aecker huͤpfen. „Hin ist hin!“ sprach Catherlieschen, kehrte um und weil es sich muͤd gelaufen, ging es huͤbsch langsam und kuͤhlte sich ab. Waͤhrend der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll war und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller und hoͤrte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Ungluͤck. „Spuck! rief es, was faͤngst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!“ es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein, von der letzten Kirmes staͤnde noch ein Sack mit schoͤnem Waitzenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. „Ja, sprach es, wer zu rechter Zeit was spart, hats hernach in der Noth!“ stieg hinauf und trug den Sack herab und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstuͤrzte und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. „Ei was, wo eins ist, muß das andere auch seyn!“ sprach Catherlieschen,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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