Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.nichts bei dir hast." "Doch solls ein gutes Essen seyn, sprach er, dergleichen du keins hast," holte sein Tüchlein hervor, breitete es aus und wünschte, da stand alles schon fertig gekocht. Der Köhler machte große Augen, doch langte er zu und ließ sichs wohlschmecken. Als sie abgegessen hatten, sprach der Köhler: "dein Tüchlein gefällt mir, willst du mit mir tauschen, so geb ich dir einen alten Soldatenranzen dafür, der eine wunderliche Kraft hat und den ich doch nicht brauchen kann." -- "Was hat er für Kraft?" -- "Wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommen jedesmal ein Gefreiter und sechs Gemeine heraus mit Ober- und Untergewehr und vollbringen, was du ihnen aufträgst." "Wenns nicht anders seyn kann, bin ichs zufrieden," sprach der andere, also daß der Tausch vor sich ging und der Mann den Ranzen mitnahm, der Köhler aber das Tüchlein behielt. Als nun jener ein Stück Wegs gegangen war, sprach er: "ich muß doch meinen Ranzen auch versuchen" und klopfte daran. Alsbald traten die sieben Kriegshelden vor ihn und der Gefreite sprach: "was verlangt mein Herr?" Er antwortete: "geht hin und holt mir beim Köhler mein Wunschtüchlein wieder." Sie machten linksum und nicht lange, so kamen sie und brachten das Verlangte und hatten es dem Köhler, ohne viel zu fragen, abgenommen. Nun hieß er sie wieder abgehen und zog weiter und dachte, das Glück scheint mir wohl noch besser. Bei Sonnenuntergang kam er zu einem zweiten Köhler, der da beim Feuer seine Abendmahlzeit bereitete. "Gott zum Gruß, sprach der Köhler, wollt ihr mit mir essen, Kartoffeln ohne Schmalz, so sollen sie euch gegönnt nichts bei dir hast.“ „Doch solls ein gutes Essen seyn, sprach er, dergleichen du keins hast,“ holte sein Tuͤchlein hervor, breitete es aus und wuͤnschte, da stand alles schon fertig gekocht. Der Koͤhler machte große Augen, doch langte er zu und ließ sichs wohlschmecken. Als sie abgegessen hatten, sprach der Koͤhler: „dein Tuͤchlein gefaͤllt mir, willst du mit mir tauschen, so geb ich dir einen alten Soldatenranzen dafuͤr, der eine wunderliche Kraft hat und den ich doch nicht brauchen kann.“ — „Was hat er fuͤr Kraft?“ — „Wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommen jedesmal ein Gefreiter und sechs Gemeine heraus mit Ober- und Untergewehr und vollbringen, was du ihnen auftraͤgst.“ „Wenns nicht anders seyn kann, bin ichs zufrieden,“ sprach der andere, also daß der Tausch vor sich ging und der Mann den Ranzen mitnahm, der Koͤhler aber das Tuͤchlein behielt. Als nun jener ein Stuͤck Wegs gegangen war, sprach er: „ich muß doch meinen Ranzen auch versuchen“ und klopfte daran. Alsbald traten die sieben Kriegshelden vor ihn und der Gefreite sprach: „was verlangt mein Herr?“ Er antwortete: „geht hin und holt mir beim Koͤhler mein Wunschtuͤchlein wieder.“ Sie machten linksum und nicht lange, so kamen sie und brachten das Verlangte und hatten es dem Koͤhler, ohne viel zu fragen, abgenommen. Nun hieß er sie wieder abgehen und zog weiter und dachte, das Gluͤck scheint mir wohl noch besser. Bei Sonnenuntergang kam er zu einem zweiten Koͤhler, der da beim Feuer seine Abendmahlzeit bereitete. „Gott zum Gruß, sprach der Koͤhler, wollt ihr mit mir essen, Kartoffeln ohne Schmalz, so sollen sie euch gegoͤnnt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0340" n="276"/> nichts bei dir hast.“ „Doch solls ein gutes Essen seyn, sprach er, dergleichen du keins hast,“ holte sein Tuͤchlein hervor, breitete es aus und wuͤnschte, da stand alles schon fertig gekocht. Der Koͤhler machte große Augen, doch langte er zu und ließ sichs wohlschmecken. Als sie abgegessen hatten, sprach der Koͤhler: „dein Tuͤchlein gefaͤllt mir, willst du mit mir tauschen, so geb ich dir einen alten Soldatenranzen dafuͤr, der eine wunderliche Kraft hat und den ich doch nicht brauchen kann.“ — „Was hat er fuͤr Kraft?“ — „Wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommen jedesmal ein Gefreiter und sechs Gemeine heraus mit Ober- und Untergewehr und vollbringen, was du ihnen auftraͤgst.“ „Wenns nicht anders seyn kann, bin ichs zufrieden,“ sprach der andere, also daß der Tausch vor sich ging und der Mann den Ranzen mitnahm, der Koͤhler aber das Tuͤchlein behielt. Als nun jener ein Stuͤck Wegs gegangen war, sprach er: „ich muß doch meinen Ranzen auch versuchen“ und klopfte daran. Alsbald traten die sieben Kriegshelden vor ihn und der Gefreite sprach: „was verlangt mein Herr?“ Er antwortete: „geht hin und holt mir beim Koͤhler mein Wunschtuͤchlein wieder.“ Sie machten linksum und nicht lange, so kamen sie und brachten das Verlangte und hatten es dem Koͤhler, ohne viel zu fragen, abgenommen. Nun hieß er sie wieder abgehen und zog weiter und dachte, das Gluͤck scheint mir wohl noch besser. Bei Sonnenuntergang kam er zu einem zweiten Koͤhler, der da beim Feuer seine Abendmahlzeit bereitete. „Gott zum Gruß, sprach der Koͤhler, wollt ihr mit mir essen, Kartoffeln ohne Schmalz, so sollen sie euch gegoͤnnt </p> </div> </body> </text> </TEI> [276/0340]
nichts bei dir hast.“ „Doch solls ein gutes Essen seyn, sprach er, dergleichen du keins hast,“ holte sein Tuͤchlein hervor, breitete es aus und wuͤnschte, da stand alles schon fertig gekocht. Der Koͤhler machte große Augen, doch langte er zu und ließ sichs wohlschmecken. Als sie abgegessen hatten, sprach der Koͤhler: „dein Tuͤchlein gefaͤllt mir, willst du mit mir tauschen, so geb ich dir einen alten Soldatenranzen dafuͤr, der eine wunderliche Kraft hat und den ich doch nicht brauchen kann.“ — „Was hat er fuͤr Kraft?“ — „Wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommen jedesmal ein Gefreiter und sechs Gemeine heraus mit Ober- und Untergewehr und vollbringen, was du ihnen auftraͤgst.“ „Wenns nicht anders seyn kann, bin ichs zufrieden,“ sprach der andere, also daß der Tausch vor sich ging und der Mann den Ranzen mitnahm, der Koͤhler aber das Tuͤchlein behielt. Als nun jener ein Stuͤck Wegs gegangen war, sprach er: „ich muß doch meinen Ranzen auch versuchen“ und klopfte daran. Alsbald traten die sieben Kriegshelden vor ihn und der Gefreite sprach: „was verlangt mein Herr?“ Er antwortete: „geht hin und holt mir beim Koͤhler mein Wunschtuͤchlein wieder.“ Sie machten linksum und nicht lange, so kamen sie und brachten das Verlangte und hatten es dem Koͤhler, ohne viel zu fragen, abgenommen. Nun hieß er sie wieder abgehen und zog weiter und dachte, das Gluͤck scheint mir wohl noch besser. Bei Sonnenuntergang kam er zu einem zweiten Koͤhler, der da beim Feuer seine Abendmahlzeit bereitete. „Gott zum Gruß, sprach der Koͤhler, wollt ihr mit mir essen, Kartoffeln ohne Schmalz, so sollen sie euch gegoͤnnt
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/340>, abgerufen am 27.07.2024. |