Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.sprach: "liebster Gemahl, nun ist mir die Sprache wiedergegeben, ich bin unschuldig angeklagt worden" und erzählte ihm, wie die alte Schwiegermutter so schändlich sie verläumdet und daß sie die drei jungen Söhne verborgen halte. Da wurden sie zu großer Freude des Königs herbeigeholt, die Alte aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der König und die Königin mit ihren sechs Brüdern lebten lange Jahre in Glück und Frieden. 50.
Dornröschen. Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: "ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Krebs aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: "dein Wunsch wird erfüllt und du wirst eine Tochter zur Welt bringen." Was der Krebs vorausgesagt hatte, das geschah und die Königin gebar ein so schönes Mädchen, daß der König vor Freuden sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen würden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reich, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren, kamen und nachdem das Fest gehalten war, beschenkten sprach: „liebster Gemahl, nun ist mir die Sprache wiedergegeben, ich bin unschuldig angeklagt worden“ und erzaͤhlte ihm, wie die alte Schwiegermutter so schaͤndlich sie verlaͤumdet und daß sie die drei jungen Soͤhne verborgen halte. Da wurden sie zu großer Freude des Koͤnigs herbeigeholt, die Alte aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der Koͤnig und die Koͤnigin mit ihren sechs Bruͤdern lebten lange Jahre in Gluͤck und Frieden. 50.
Dornroͤschen. Vor Zeiten war ein Koͤnig und eine Koͤnigin, die sprachen jeden Tag: „ach, wenn wir doch ein Kind haͤtten!“ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Koͤnigin einmal im Bade saß, daß ein Krebs aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „dein Wunsch wird erfuͤllt und du wirst eine Tochter zur Welt bringen.“ Was der Krebs vorausgesagt hatte, das geschah und die Koͤnigin gebar ein so schoͤnes Maͤdchen, daß der Koͤnig vor Freuden sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wuͤrden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reich, weil er aber nur zwoͤlf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren, kamen und nachdem das Fest gehalten war, beschenkten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0313" n="249"/> sprach: „liebster Gemahl, nun ist mir die Sprache wiedergegeben, ich bin unschuldig angeklagt worden“ und erzaͤhlte ihm, wie die alte Schwiegermutter so schaͤndlich sie verlaͤumdet und daß sie die drei jungen Soͤhne verborgen halte. Da wurden sie zu großer Freude des Koͤnigs herbeigeholt, die Alte aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der Koͤnig und die Koͤnigin mit ihren sechs Bruͤdern lebten lange Jahre in Gluͤck und Frieden.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">50.<lb/> Dornroͤschen.</hi> </head><lb/> <p>Vor Zeiten war ein Koͤnig und eine Koͤnigin, die sprachen jeden Tag: „ach, wenn wir doch ein Kind haͤtten!“ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Koͤnigin einmal im Bade saß, daß ein Krebs aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „dein Wunsch wird erfuͤllt und du wirst eine Tochter zur Welt bringen.“ Was der Krebs vorausgesagt hatte, das geschah und die Koͤnigin gebar ein so schoͤnes Maͤdchen, daß der Koͤnig vor Freuden sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wuͤrden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reich, weil er aber nur zwoͤlf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren, kamen und nachdem das Fest gehalten war, beschenkten </p> </div> </body> </text> </TEI> [249/0313]
sprach: „liebster Gemahl, nun ist mir die Sprache wiedergegeben, ich bin unschuldig angeklagt worden“ und erzaͤhlte ihm, wie die alte Schwiegermutter so schaͤndlich sie verlaͤumdet und daß sie die drei jungen Soͤhne verborgen halte. Da wurden sie zu großer Freude des Koͤnigs herbeigeholt, die Alte aber wurde zur Strafe auf den Scheiterhaufen gebunden und zu Asche verbrannt. Der Koͤnig und die Koͤnigin mit ihren sechs Bruͤdern lebten lange Jahre in Gluͤck und Frieden.
50.
Dornroͤschen.
Vor Zeiten war ein Koͤnig und eine Koͤnigin, die sprachen jeden Tag: „ach, wenn wir doch ein Kind haͤtten!“ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Koͤnigin einmal im Bade saß, daß ein Krebs aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „dein Wunsch wird erfuͤllt und du wirst eine Tochter zur Welt bringen.“ Was der Krebs vorausgesagt hatte, das geschah und die Koͤnigin gebar ein so schoͤnes Maͤdchen, daß der Koͤnig vor Freuden sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wuͤrden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reich, weil er aber nur zwoͤlf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren, kamen und nachdem das Fest gehalten war, beschenkten
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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