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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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war sehr schön, aber der König hatte es doch nicht lieb und konnte es nicht ohne heimliches Grausen ansehen. Die Hexe brachte sie beide auf den Weg nach des Königes Schloß und als sie da angelangt waren, mußte er Wort halten und sie zu seiner Gemahlin nehmen.

Der König aber war schon einmal verheirathet gewesen und hatte von der ersten Frau sechs Buben und ein Mädchen und liebte die Kinder über alles auf der Welt. Weil er nun fürchtete, die Stiefmutter könnte ihnen ein Leid anthun, so brachte er sie in ein einsames Schloß, das mitten in einem Walde stand. Der Weg dahin war so schwer zu finden, daß er ihn selbst nicht gefunden hätte, wenn ihm nicht von einer weisen Frau ein Knäuel Garn wäre geschenkt worden, das sich, wenn er es vor sich hin auf die Erde warf, von selbst loswickelte und ihm den Weg zeigte. Der König ging oft hinaus zu seinen lieben Kindern, daß es endlich die Königin merkte, neugierig ward und wissen wollte, was er so oft allein in dem Wald zu schaffen habe. Nun gewann sie die Diener und diese verriethen ihr das Geheimniß. Das erste, was sie that, war, daß sie sich durch List das Knäuel verschaffte und als sie es hatte, machte sie sieben kleine Hemdchen und ging damit hinaus. Das Knäuel zeigte ihr den Weg und als die sechs Knaben jemand kommen sahen, meinten sie, es wäre ihr Vater und sprangen voll Freude heran. Da warf sie über jeden eins von den Hemdchen und alsbald, wie das ihren Leib berührt hatte, verwandelten sie sich in Schwäne, stiegen auf in die Luft und flogen davon. Sie glaubte nun der Stiefkinder los zu seyn, weil

war sehr schoͤn, aber der Koͤnig hatte es doch nicht lieb und konnte es nicht ohne heimliches Grausen ansehen. Die Hexe brachte sie beide auf den Weg nach des Koͤniges Schloß und als sie da angelangt waren, mußte er Wort halten und sie zu seiner Gemahlin nehmen.

Der Koͤnig aber war schon einmal verheirathet gewesen und hatte von der ersten Frau sechs Buben und ein Maͤdchen und liebte die Kinder uͤber alles auf der Welt. Weil er nun fuͤrchtete, die Stiefmutter koͤnnte ihnen ein Leid anthun, so brachte er sie in ein einsames Schloß, das mitten in einem Walde stand. Der Weg dahin war so schwer zu finden, daß er ihn selbst nicht gefunden haͤtte, wenn ihm nicht von einer weisen Frau ein Knaͤuel Garn waͤre geschenkt worden, das sich, wenn er es vor sich hin auf die Erde warf, von selbst loswickelte und ihm den Weg zeigte. Der Koͤnig ging oft hinaus zu seinen lieben Kindern, daß es endlich die Koͤnigin merkte, neugierig ward und wissen wollte, was er so oft allein in dem Wald zu schaffen habe. Nun gewann sie die Diener und diese verriethen ihr das Geheimniß. Das erste, was sie that, war, daß sie sich durch List das Knaͤuel verschaffte und als sie es hatte, machte sie sieben kleine Hemdchen und ging damit hinaus. Das Knaͤuel zeigte ihr den Weg und als die sechs Knaben jemand kommen sahen, meinten sie, es waͤre ihr Vater und sprangen voll Freude heran. Da warf sie uͤber jeden eins von den Hemdchen und alsbald, wie das ihren Leib beruͤhrt hatte, verwandelten sie sich in Schwaͤne, stiegen auf in die Luft und flogen davon. Sie glaubte nun der Stiefkinder los zu seyn, weil

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[244/0308] war sehr schoͤn, aber der Koͤnig hatte es doch nicht lieb und konnte es nicht ohne heimliches Grausen ansehen. Die Hexe brachte sie beide auf den Weg nach des Koͤniges Schloß und als sie da angelangt waren, mußte er Wort halten und sie zu seiner Gemahlin nehmen. Der Koͤnig aber war schon einmal verheirathet gewesen und hatte von der ersten Frau sechs Buben und ein Maͤdchen und liebte die Kinder uͤber alles auf der Welt. Weil er nun fuͤrchtete, die Stiefmutter koͤnnte ihnen ein Leid anthun, so brachte er sie in ein einsames Schloß, das mitten in einem Walde stand. Der Weg dahin war so schwer zu finden, daß er ihn selbst nicht gefunden haͤtte, wenn ihm nicht von einer weisen Frau ein Knaͤuel Garn waͤre geschenkt worden, das sich, wenn er es vor sich hin auf die Erde warf, von selbst loswickelte und ihm den Weg zeigte. Der Koͤnig ging oft hinaus zu seinen lieben Kindern, daß es endlich die Koͤnigin merkte, neugierig ward und wissen wollte, was er so oft allein in dem Wald zu schaffen habe. Nun gewann sie die Diener und diese verriethen ihr das Geheimniß. Das erste, was sie that, war, daß sie sich durch List das Knaͤuel verschaffte und als sie es hatte, machte sie sieben kleine Hemdchen und ging damit hinaus. Das Knaͤuel zeigte ihr den Weg und als die sechs Knaben jemand kommen sahen, meinten sie, es waͤre ihr Vater und sprangen voll Freude heran. Da warf sie uͤber jeden eins von den Hemdchen und alsbald, wie das ihren Leib beruͤhrt hatte, verwandelten sie sich in Schwaͤne, stiegen auf in die Luft und flogen davon. Sie glaubte nun der Stiefkinder los zu seyn, weil

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/308>, abgerufen am 23.11.2024.