nichts; versprichst du mir die Hühner in deines Vaters Hof, so will ich dich los lassen." "Von Herzen gern, antwortete der Daumling, die Hühner sollst du alle haben; das gelobe ich dir." Da ließ ihn der Fuchs wieder los und trug ihn selber heim. Als der Vater sein Söhnlein wieder sah, gab er dem Fuchs gern die Hühner. "Dafür bring ich dir auch ein schön Stück Geld mit," sprach der Daumling zu seinem Vater und reichte ihm den Kreuzer, den er auf seiner Wanderschaft erworben hatte.
"Warum hat aber der Fuchs die armen Piephühner zu fressen kriegt?" -- "Ei, du Narr, deinem Vater wird ja sein Kind lieber seyn, als die Hühner auf dem Hof."
46.
Fitchers Vogel.
Es war einmal ein Hexenmeister, der nahm die Gestalt eines armen Mannes an, ging vor die Häuser und bettelte und fing die schönen Mädchen. Kein Mensch wußte, wo er sie hinbrachte, denn sie kamen nimmermehr wieder zum Vorschein. Nun trat er auch einmal vor die Thüre eines Mannes, der drei schöne Töchter hatte, als ein armer, schwacher Bettler, und trug eine Kötze auf dem Rücken, als wollte er die milden Gaben darin sammeln. Er bat um ein bischen Essen, und als die älteste herauskam, und ihm ein Stück Brot reichen wollte, rührte er sie nur an, und alsbald mußte sie in seine Kötze springen. Dann trug er sie mit starken Schritten fort, und durch einen Wald hindurch
nichts; versprichst du mir die Huͤhner in deines Vaters Hof, so will ich dich los lassen.“ „Von Herzen gern, antwortete der Daumling, die Huͤhner sollst du alle haben; das gelobe ich dir.“ Da ließ ihn der Fuchs wieder los und trug ihn selber heim. Als der Vater sein Soͤhnlein wieder sah, gab er dem Fuchs gern die Huͤhner. „Dafuͤr bring ich dir auch ein schoͤn Stuͤck Geld mit,“ sprach der Daumling zu seinem Vater und reichte ihm den Kreuzer, den er auf seiner Wanderschaft erworben hatte.
„Warum hat aber der Fuchs die armen Piephuͤhner zu fressen kriegt?“ — „Ei, du Narr, deinem Vater wird ja sein Kind lieber seyn, als die Huͤhner auf dem Hof.“
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Fitchers Vogel.
Es war einmal ein Hexenmeister, der nahm die Gestalt eines armen Mannes an, ging vor die Haͤuser und bettelte und fing die schoͤnen Maͤdchen. Kein Mensch wußte, wo er sie hinbrachte, denn sie kamen nimmermehr wieder zum Vorschein. Nun trat er auch einmal vor die Thuͤre eines Mannes, der drei schoͤne Toͤchter hatte, als ein armer, schwacher Bettler, und trug eine Koͤtze auf dem Ruͤcken, als wollte er die milden Gaben darin sammeln. Er bat um ein bischen Essen, und als die aͤlteste herauskam, und ihm ein Stuͤck Brot reichen wollte, ruͤhrte er sie nur an, und alsbald mußte sie in seine Koͤtze springen. Dann trug er sie mit starken Schritten fort, und durch einen Wald hindurch
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nichts; versprichst du mir die Huͤhner in deines Vaters Hof, so will ich dich los lassen.“„Von Herzen gern, antwortete der Daumling, die Huͤhner sollst du alle haben; das gelobe ich dir.“ Da ließ ihn der Fuchs wieder los und trug ihn selber heim. Als der Vater sein Soͤhnlein wieder sah, gab er dem Fuchs gern die Huͤhner. „Dafuͤr bring ich dir auch ein schoͤn Stuͤck Geld mit,“ sprach der Daumling zu seinem Vater und reichte ihm den Kreuzer, den er auf seiner Wanderschaft erworben hatte.</p><lb/><p>„Warum hat aber der Fuchs die armen Piephuͤhner zu fressen kriegt?“—„Ei, du Narr, deinem Vater wird ja sein Kind lieber seyn, als die Huͤhner auf dem Hof.“</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">46.<lb/>
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nichts; versprichst du mir die Huͤhner in deines Vaters Hof, so will ich dich los lassen.“ „Von Herzen gern, antwortete der Daumling, die Huͤhner sollst du alle haben; das gelobe ich dir.“ Da ließ ihn der Fuchs wieder los und trug ihn selber heim. Als der Vater sein Soͤhnlein wieder sah, gab er dem Fuchs gern die Huͤhner. „Dafuͤr bring ich dir auch ein schoͤn Stuͤck Geld mit,“ sprach der Daumling zu seinem Vater und reichte ihm den Kreuzer, den er auf seiner Wanderschaft erworben hatte.
„Warum hat aber der Fuchs die armen Piephuͤhner zu fressen kriegt?“ — „Ei, du Narr, deinem Vater wird ja sein Kind lieber seyn, als die Huͤhner auf dem Hof.“
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Fitchers Vogel.
Es war einmal ein Hexenmeister, der nahm die Gestalt eines armen Mannes an, ging vor die Haͤuser und bettelte und fing die schoͤnen Maͤdchen. Kein Mensch wußte, wo er sie hinbrachte, denn sie kamen nimmermehr wieder zum Vorschein. Nun trat er auch einmal vor die Thuͤre eines Mannes, der drei schoͤne Toͤchter hatte, als ein armer, schwacher Bettler, und trug eine Koͤtze auf dem Ruͤcken, als wollte er die milden Gaben darin sammeln. Er bat um ein bischen Essen, und als die aͤlteste herauskam, und ihm ein Stuͤck Brot reichen wollte, ruͤhrte er sie nur an, und alsbald mußte sie in seine Koͤtze springen. Dann trug er sie mit starken Schritten fort, und durch einen Wald hindurch
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im
Olms-Verlag erschienenen Ausgabe
(ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/288>, abgerufen am 16.02.2025.
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