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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Leben zubringen mußte, und hätte gern seine Söhne wieder zu sich genommen, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der älteste war aber zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, lernte fleißig und unverdrossen und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, gab ihm der Meister ein Tischchen, das sah gar nicht sonderlich aus und war von ganz gewöhnlichem Holz, aber wenn mans hinstellte und sprach: "Tischchen deck dich!" ja, da wars auf einmal mit einem saubern Tüchlein bedeckt, und stand da ein Teller mit Messer und Gabel und auf Schüsseln Gesottenes und Gebratenes, so viel nur Platz hatte, und ein groß Glas mit rothem Wein leuchtete, daß einem das Herz lachte. Nun dachte der junge Gesell, du hast genug für dein Lebtag, zog guter Dinge in der Welt umher und bekümmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirthshaus gut oder schlecht war, und hatte er Lust, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Feld, im Wald oder auf einer Wiese, wo er war, nahm er sein Tischchen vom Rücken, stellte es vor sich und sprach: "deck dich!" so war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich dachte er, du mußt doch deinen Vater wieder sehen, der wird dich mit dem Tischchen gern aufnehmen. Es trug sich zu, daß er auf dem Heimweg Abends in ein Wirthshaus kam, darin viel Gäste saßen, die hießen ihn willkommen und sprachen, so er was haben wollte, sollte er sich zu ihnen setzen. "Nein, antwortete der Schreiner, ich will euch die paar Bissen nicht von dem Mund wegnehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein." Sie meinten er trieb seinen Spaß, aber er stellte sein hölzernes Tischlein mitten in die Stube und

Leben zubringen mußte, und haͤtte gern seine Soͤhne wieder zu sich genommen, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der aͤlteste war aber zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, lernte fleißig und unverdrossen und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, gab ihm der Meister ein Tischchen, das sah gar nicht sonderlich aus und war von ganz gewoͤhnlichem Holz, aber wenn mans hinstellte und sprach: „Tischchen deck dich!“ ja, da wars auf einmal mit einem saubern Tuͤchlein bedeckt, und stand da ein Teller mit Messer und Gabel und auf Schuͤsseln Gesottenes und Gebratenes, so viel nur Platz hatte, und ein groß Glas mit rothem Wein leuchtete, daß einem das Herz lachte. Nun dachte der junge Gesell, du hast genug fuͤr dein Lebtag, zog guter Dinge in der Welt umher und bekuͤmmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirthshaus gut oder schlecht war, und hatte er Lust, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Feld, im Wald oder auf einer Wiese, wo er war, nahm er sein Tischchen vom Ruͤcken, stellte es vor sich und sprach: „deck dich!“ so war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich dachte er, du mußt doch deinen Vater wieder sehen, der wird dich mit dem Tischchen gern aufnehmen. Es trug sich zu, daß er auf dem Heimweg Abends in ein Wirthshaus kam, darin viel Gaͤste saßen, die hießen ihn willkommen und sprachen, so er was haben wollte, sollte er sich zu ihnen setzen. „Nein, antwortete der Schreiner, ich will euch die paar Bissen nicht von dem Mund wegnehmen, lieber sollt ihr meine Gaͤste sein.“ Sie meinten er trieb seinen Spaß, aber er stellte sein hoͤlzernes Tischlein mitten in die Stube und

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[183/0247] Leben zubringen mußte, und haͤtte gern seine Soͤhne wieder zu sich genommen, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der aͤlteste war aber zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, lernte fleißig und unverdrossen und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, gab ihm der Meister ein Tischchen, das sah gar nicht sonderlich aus und war von ganz gewoͤhnlichem Holz, aber wenn mans hinstellte und sprach: „Tischchen deck dich!“ ja, da wars auf einmal mit einem saubern Tuͤchlein bedeckt, und stand da ein Teller mit Messer und Gabel und auf Schuͤsseln Gesottenes und Gebratenes, so viel nur Platz hatte, und ein groß Glas mit rothem Wein leuchtete, daß einem das Herz lachte. Nun dachte der junge Gesell, du hast genug fuͤr dein Lebtag, zog guter Dinge in der Welt umher und bekuͤmmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirthshaus gut oder schlecht war, und hatte er Lust, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Feld, im Wald oder auf einer Wiese, wo er war, nahm er sein Tischchen vom Ruͤcken, stellte es vor sich und sprach: „deck dich!“ so war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich dachte er, du mußt doch deinen Vater wieder sehen, der wird dich mit dem Tischchen gern aufnehmen. Es trug sich zu, daß er auf dem Heimweg Abends in ein Wirthshaus kam, darin viel Gaͤste saßen, die hießen ihn willkommen und sprachen, so er was haben wollte, sollte er sich zu ihnen setzen. „Nein, antwortete der Schreiner, ich will euch die paar Bissen nicht von dem Mund wegnehmen, lieber sollt ihr meine Gaͤste sein.“ Sie meinten er trieb seinen Spaß, aber er stellte sein hoͤlzernes Tischlein mitten in die Stube und

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/247>, abgerufen am 24.11.2024.