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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Hände abhauen!" Da drohte ihm der Böse und sprach: "wo du es nicht thust, so bist du mein und ich hab dich selber." Nun ward dem Vater Angst und er versprach dem Teufel zu gehorchen. Darnach ging er zu dem Mädchen und sagte: "mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst hab ichs ihm versprochen, ich bitte dich um Verzeihung." Sie antwortete: "Vater, macht mit mir, was ihr wollt, ich bin euer Kind." Darauf legte sie beide Hände hin und ließ sie sich abhauen. Zum drittenmal kam der Teufel, aber sie hatte so lange und viel auf die Stümpfe geweint, daß sie doch ganz rein war; und er mußte weichen und hatte alles Recht an ihr verloren.

Nun sprach der Müller: "ich habe so großes Gut durch dich gewonnen, ich will dich Zeitlebens aufs köstlichste halten." Aber sie antwortete: "hier kann ich nicht bleiben, ich will fortgehen; mitleidige Menschen werden mir schon so viel geben, als ich brauche." Darauf ließ sie sich die verstümmelten Arme auf den Rücken binden und mit Sonnenaufgang ging sie fort und ging den ganzen Tag bis es Nacht ward. Da kam sie zu einem königlichen Garten und beim Mondschimmer sah sie, daß schöne Bäume voll Früchte darin standen, aber es war ein Wasser darum. Und weil sie den ganzen Tag nichts genossen hatte und so hungerig war, dachte sie, ach wäre ich darin, damit ich etwas von den Früchten äße, sonst muß ich verschmachten. Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel, der machte eine Schleuße in dem Wasser zu, so daß der

Haͤnde abhauen!“ Da drohte ihm der Boͤse und sprach: „wo du es nicht thust, so bist du mein und ich hab dich selber.“ Nun ward dem Vater Angst und er versprach dem Teufel zu gehorchen. Darnach ging er zu dem Maͤdchen und sagte: „mein Kind, wenn ich dir nicht beide Haͤnde abhaue, so fuͤhrt mich der Teufel fort, und in der Angst hab ichs ihm versprochen, ich bitte dich um Verzeihung.“ Sie antwortete: „Vater, macht mit mir, was ihr wollt, ich bin euer Kind.“ Darauf legte sie beide Haͤnde hin und ließ sie sich abhauen. Zum drittenmal kam der Teufel, aber sie hatte so lange und viel auf die Stuͤmpfe geweint, daß sie doch ganz rein war; und er mußte weichen und hatte alles Recht an ihr verloren.

Nun sprach der Muͤller: „ich habe so großes Gut durch dich gewonnen, ich will dich Zeitlebens aufs koͤstlichste halten.“ Aber sie antwortete: „hier kann ich nicht bleiben, ich will fortgehen; mitleidige Menschen werden mir schon so viel geben, als ich brauche.“ Darauf ließ sie sich die verstuͤmmelten Arme auf den Ruͤcken binden und mit Sonnenaufgang ging sie fort und ging den ganzen Tag bis es Nacht ward. Da kam sie zu einem koͤniglichen Garten und beim Mondschimmer sah sie, daß schoͤne Baͤume voll Fruͤchte darin standen, aber es war ein Wasser darum. Und weil sie den ganzen Tag nichts genossen hatte und so hungerig war, dachte sie, ach waͤre ich darin, damit ich etwas von den Fruͤchten aͤße, sonst muß ich verschmachten. Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel, der machte eine Schleuße in dem Wasser zu, so daß der

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[160/0224] Haͤnde abhauen!“ Da drohte ihm der Boͤse und sprach: „wo du es nicht thust, so bist du mein und ich hab dich selber.“ Nun ward dem Vater Angst und er versprach dem Teufel zu gehorchen. Darnach ging er zu dem Maͤdchen und sagte: „mein Kind, wenn ich dir nicht beide Haͤnde abhaue, so fuͤhrt mich der Teufel fort, und in der Angst hab ichs ihm versprochen, ich bitte dich um Verzeihung.“ Sie antwortete: „Vater, macht mit mir, was ihr wollt, ich bin euer Kind.“ Darauf legte sie beide Haͤnde hin und ließ sie sich abhauen. Zum drittenmal kam der Teufel, aber sie hatte so lange und viel auf die Stuͤmpfe geweint, daß sie doch ganz rein war; und er mußte weichen und hatte alles Recht an ihr verloren. Nun sprach der Muͤller: „ich habe so großes Gut durch dich gewonnen, ich will dich Zeitlebens aufs koͤstlichste halten.“ Aber sie antwortete: „hier kann ich nicht bleiben, ich will fortgehen; mitleidige Menschen werden mir schon so viel geben, als ich brauche.“ Darauf ließ sie sich die verstuͤmmelten Arme auf den Ruͤcken binden und mit Sonnenaufgang ging sie fort und ging den ganzen Tag bis es Nacht ward. Da kam sie zu einem koͤniglichen Garten und beim Mondschimmer sah sie, daß schoͤne Baͤume voll Fruͤchte darin standen, aber es war ein Wasser darum. Und weil sie den ganzen Tag nichts genossen hatte und so hungerig war, dachte sie, ach waͤre ich darin, damit ich etwas von den Fruͤchten aͤße, sonst muß ich verschmachten. Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel, der machte eine Schleuße in dem Wasser zu, so daß der

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/224>, abgerufen am 22.11.2024.