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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Gnade geschah es, daß kein Tröpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm fort, bis zwei Meilen von des Königs Hauptstadt, da blieb sie bei einer Mühle an dem Wehr hängen. Ein Mahlbursche sah die Schachtel, nahm einen großen Hacken und zog sie herbei und weil sie so schwer war, meinte er, es läge Geld darin, aber als er sie aufmachte, lag ein kleiner, schöner Junge darin und frisch und lebendig. Die Müllersleute hatten keine Kinder, waren froh über das Gefundene und sprachen: "Gott hat es uns bescheert." Also pflegten sie es wohl und zogen es in allen Tugenden groß.

Als etwa dreizehn Jahre herum waren, kam der König zufällig in die Mühle und fragte die Müllersleute, ob das ihr Sohn wäre? "Nein, antworteten sie, der Mahlbursch hat ihn gefunden in einer Schachtel, die ans Wehr geschwommen ist." "Wie lang ist das schon geschehen?" fragte der König weiter. "Vor etwa dreizehn Jahren." "Das ist ja recht schön, sprach der König, mein, kann mir der Jung nicht einen Brief an die Frau Königin forttragen? es wär mir ein großer Gefallen und ich will ihm zwei Goldstücke dafür geben." "Wie der Herr König gebietet" sprach der Müller, der König aber, der wohl merkte, daß es das Glückskind war, schrieb einen Brief an die Königin, darin stand: "sobald dieser Knabe mit dem Schreiben angelangt ist, soll er getödtet und begraben werden, und alles soll geschehen sein, eh ich komme."

Mit diesem Brief ging der Knabe fort, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Wie es ganz dunkel war, sah er darin ein Licht, auf das er zuging und das ihn zu einem kleinen Häuschen führte. Es war niemand darin, als eine alte

Gnade geschah es, daß kein Troͤpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm fort, bis zwei Meilen von des Koͤnigs Hauptstadt, da blieb sie bei einer Muͤhle an dem Wehr haͤngen. Ein Mahlbursche sah die Schachtel, nahm einen großen Hacken und zog sie herbei und weil sie so schwer war, meinte er, es laͤge Geld darin, aber als er sie aufmachte, lag ein kleiner, schoͤner Junge darin und frisch und lebendig. Die Muͤllersleute hatten keine Kinder, waren froh uͤber das Gefundene und sprachen: „Gott hat es uns bescheert.“ Also pflegten sie es wohl und zogen es in allen Tugenden groß.

Als etwa dreizehn Jahre herum waren, kam der Koͤnig zufaͤllig in die Muͤhle und fragte die Muͤllersleute, ob das ihr Sohn waͤre? „Nein, antworteten sie, der Mahlbursch hat ihn gefunden in einer Schachtel, die ans Wehr geschwommen ist.“ „Wie lang ist das schon geschehen?“ fragte der Koͤnig weiter. „Vor etwa dreizehn Jahren.“ „Das ist ja recht schoͤn, sprach der Koͤnig, mein, kann mir der Jung nicht einen Brief an die Frau Koͤnigin forttragen? es waͤr mir ein großer Gefallen und ich will ihm zwei Goldstuͤcke dafuͤr geben.“ „Wie der Herr Koͤnig gebietet“ sprach der Muͤller, der Koͤnig aber, der wohl merkte, daß es das Gluͤckskind war, schrieb einen Brief an die Koͤnigin, darin stand: „sobald dieser Knabe mit dem Schreiben angelangt ist, soll er getoͤdtet und begraben werden, und alles soll geschehen sein, eh ich komme.“

Mit diesem Brief ging der Knabe fort, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Wie es ganz dunkel war, sah er darin ein Licht, auf das er zuging und das ihn zu einem kleinen Haͤuschen fuͤhrte. Es war niemand darin, als eine alte

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[149/0213] Gnade geschah es, daß kein Troͤpfchen Wasser hinein kam. Sie schwamm fort, bis zwei Meilen von des Koͤnigs Hauptstadt, da blieb sie bei einer Muͤhle an dem Wehr haͤngen. Ein Mahlbursche sah die Schachtel, nahm einen großen Hacken und zog sie herbei und weil sie so schwer war, meinte er, es laͤge Geld darin, aber als er sie aufmachte, lag ein kleiner, schoͤner Junge darin und frisch und lebendig. Die Muͤllersleute hatten keine Kinder, waren froh uͤber das Gefundene und sprachen: „Gott hat es uns bescheert.“ Also pflegten sie es wohl und zogen es in allen Tugenden groß. Als etwa dreizehn Jahre herum waren, kam der Koͤnig zufaͤllig in die Muͤhle und fragte die Muͤllersleute, ob das ihr Sohn waͤre? „Nein, antworteten sie, der Mahlbursch hat ihn gefunden in einer Schachtel, die ans Wehr geschwommen ist.“ „Wie lang ist das schon geschehen?“ fragte der Koͤnig weiter. „Vor etwa dreizehn Jahren.“ „Das ist ja recht schoͤn, sprach der Koͤnig, mein, kann mir der Jung nicht einen Brief an die Frau Koͤnigin forttragen? es waͤr mir ein großer Gefallen und ich will ihm zwei Goldstuͤcke dafuͤr geben.“ „Wie der Herr Koͤnig gebietet“ sprach der Muͤller, der Koͤnig aber, der wohl merkte, daß es das Gluͤckskind war, schrieb einen Brief an die Koͤnigin, darin stand: „sobald dieser Knabe mit dem Schreiben angelangt ist, soll er getoͤdtet und begraben werden, und alles soll geschehen sein, eh ich komme.“ Mit diesem Brief ging der Knabe fort, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Wie es ganz dunkel war, sah er darin ein Licht, auf das er zuging und das ihn zu einem kleinen Haͤuschen fuͤhrte. Es war niemand darin, als eine alte

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/213>, abgerufen am 22.11.2024.