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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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und brümmig fortging. "Nun das soll mir Gott gesegnen, sprach das Schneiderlein, und soll mir Kraft und Stärke geben!" holte das Brot, schnitt sich ein Stück über den ganzen Laib und strich das Mus darauf. "Du wirst gut schmecken, sprach es, aber ich will erst den Wams fertig machen, eh ich anbeiße," legte es neben sich, nähte und machte vor Freude immer größere Stiche. Jndeß ging der Geruch von dem Mus auf an die Wand, zu den Fliegen, also daß sie in großer Menge herab kamen und sich darauf niederließen. Da aber das Schneiderlein zuweilen nach dem Musbrot sich umsah, entdeckte es die fremden Gäste. "Ei, sprach es, wer hat euch eingeladen" und jagte sie fort. Die Fliegen aber verstanden kein Deutsch und ließen sich nicht abweisen und nicht lange, so kamen sie mit noch größerer Gesellschaft wieder. Da lief dem Schneiderlein die Laus über die Leber: es langte aus seiner Hölle einen großen Tuchlappen und: "wart, ich wills euch geben," schlug es drauf. Darnach zog es ab und zählte, da lagen sieben vor ihm todt und streckten die Beine. "Bist du so ein Kerl!" sprach es in Herzens-Verwunderung, "das soll die Stadt erfahren." Und in einer Hast schnitt es sich einen Gürtel, nähte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf: "siebene auf einen Streich!" "Ei was Stadt! sprach es weiter, die ganze Welt solls erfahren!" und sein Herz wackelte ihm vor Freude, wie ein Lämmerschwänzchen.

Nun band es seinen Gürtel um den Leib und suchte im Haus herum, ob nichts da wäre, das es mitnehmen könnte, denn es wollte hinaus in die Welt. Es war aber nichts zu finden, als ein alter Käs, den steckte es ein. Vor dem Thor fings durch gut

und bruͤmmig fortging. „Nun das soll mir Gott gesegnen, sprach das Schneiderlein, und soll mir Kraft und Staͤrke geben!“ holte das Brot, schnitt sich ein Stuͤck uͤber den ganzen Laib und strich das Mus darauf. „Du wirst gut schmecken, sprach es, aber ich will erst den Wams fertig machen, eh ich anbeiße,“ legte es neben sich, naͤhte und machte vor Freude immer groͤßere Stiche. Jndeß ging der Geruch von dem Mus auf an die Wand, zu den Fliegen, also daß sie in großer Menge herab kamen und sich darauf niederließen. Da aber das Schneiderlein zuweilen nach dem Musbrot sich umsah, entdeckte es die fremden Gaͤste. „Ei, sprach es, wer hat euch eingeladen“ und jagte sie fort. Die Fliegen aber verstanden kein Deutsch und ließen sich nicht abweisen und nicht lange, so kamen sie mit noch groͤßerer Gesellschaft wieder. Da lief dem Schneiderlein die Laus uͤber die Leber: es langte aus seiner Hoͤlle einen großen Tuchlappen und: „wart, ich wills euch geben,“ schlug es drauf. Darnach zog es ab und zaͤhlte, da lagen sieben vor ihm todt und streckten die Beine. „Bist du so ein Kerl!“ sprach es in Herzens-Verwunderung, „das soll die Stadt erfahren.“ Und in einer Hast schnitt es sich einen Guͤrtel, naͤhte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf: „siebene auf einen Streich!“ „Ei was Stadt! sprach es weiter, die ganze Welt solls erfahren!“ und sein Herz wackelte ihm vor Freude, wie ein Laͤmmerschwaͤnzchen.

Nun band es seinen Guͤrtel um den Leib und suchte im Haus herum, ob nichts da waͤre, das es mitnehmen koͤnnte, denn es wollte hinaus in die Welt. Es war aber nichts zu finden, als ein alter Kaͤs, den steckte es ein. Vor dem Thor fings durch gut

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[105/0169] und bruͤmmig fortging. „Nun das soll mir Gott gesegnen, sprach das Schneiderlein, und soll mir Kraft und Staͤrke geben!“ holte das Brot, schnitt sich ein Stuͤck uͤber den ganzen Laib und strich das Mus darauf. „Du wirst gut schmecken, sprach es, aber ich will erst den Wams fertig machen, eh ich anbeiße,“ legte es neben sich, naͤhte und machte vor Freude immer groͤßere Stiche. Jndeß ging der Geruch von dem Mus auf an die Wand, zu den Fliegen, also daß sie in großer Menge herab kamen und sich darauf niederließen. Da aber das Schneiderlein zuweilen nach dem Musbrot sich umsah, entdeckte es die fremden Gaͤste. „Ei, sprach es, wer hat euch eingeladen“ und jagte sie fort. Die Fliegen aber verstanden kein Deutsch und ließen sich nicht abweisen und nicht lange, so kamen sie mit noch groͤßerer Gesellschaft wieder. Da lief dem Schneiderlein die Laus uͤber die Leber: es langte aus seiner Hoͤlle einen großen Tuchlappen und: „wart, ich wills euch geben,“ schlug es drauf. Darnach zog es ab und zaͤhlte, da lagen sieben vor ihm todt und streckten die Beine. „Bist du so ein Kerl!“ sprach es in Herzens-Verwunderung, „das soll die Stadt erfahren.“ Und in einer Hast schnitt es sich einen Guͤrtel, naͤhte ihn und stickte mit großen Buchstaben darauf: „siebene auf einen Streich!“ „Ei was Stadt! sprach es weiter, die ganze Welt solls erfahren!“ und sein Herz wackelte ihm vor Freude, wie ein Laͤmmerschwaͤnzchen. Nun band es seinen Guͤrtel um den Leib und suchte im Haus herum, ob nichts da waͤre, das es mitnehmen koͤnnte, denn es wollte hinaus in die Welt. Es war aber nichts zu finden, als ein alter Kaͤs, den steckte es ein. Vor dem Thor fings durch gut

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/169>, abgerufen am 24.11.2024.