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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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wolle, müße eins ausführen, das sie ihm aufgäbe; unternähme er's aber und vollbrächte es nicht, so hätte er das Leben verloren." Es wollte sich aber niemand mehr melden, so viele hatten schon ihr Leben eingebüßt. Der Jüngling dachte, was hast du zu verlieren? du willst es wagen! trat vor den König und seine Tochter und meldete sich als Freier.

Da ward er hinausgeführt ans Meer, ein Ring hinabgeworfen und ihm aufgegeben, den Ring wieder herauszuholen. Auch wurde ihm gesagt, daß wenn er untertauche und käme ohne ihn in die Höhe, so würde er wieder ins Wasser gestürzt und müßte darin sterben. Darauf ward er allein gelassen und als er an dem Ufer stand und überlegte, was er wohl thun solle, um den Ring zu erlangen, sah er, wie die drei Fische, die er aus dem Rohr ins Wasser geworfen, daher geschwommen kamen; der mittelste hatte eine Muschel im Mund, die legte er an den Strand, dem Jüngling zu Füßen und als er sie öffnete, lag der Ring darin. Voll Freude brachte er ihn dem König und verlangte seine Tochter, diese aber, als sie hörte, daß er kein Königssohn wäre, wollte ihn nicht. Sie ging hinaus in den Garten, schüttete zehn Säcke voll Hirsen ins Gras und sprach: "die soll er auflesen, daß kein Körnchen fehlt und fertig seyn, Morgen eh die Sonne aufgeht." Nun hätte es der Jüngling nicht vollbracht, wo ihm nicht die treuen Thiere beigestanden hätten. Aber in der Nacht kam der Ameisenkönig mit seinen viel tausend Ameisen, die lasen in der Nacht allen Hirsen, trugen ihn in die Säcke und waren, eh die Morgensonne aufging, fertig, so daß kein Körnchen weggekommen

wolle, muͤße eins ausfuͤhren, das sie ihm aufgaͤbe; unternaͤhme er’s aber und vollbraͤchte es nicht, so haͤtte er das Leben verloren.“ Es wollte sich aber niemand mehr melden, so viele hatten schon ihr Leben eingebuͤßt. Der Juͤngling dachte, was hast du zu verlieren? du willst es wagen! trat vor den Koͤnig und seine Tochter und meldete sich als Freier.

Da ward er hinausgefuͤhrt ans Meer, ein Ring hinabgeworfen und ihm aufgegeben, den Ring wieder herauszuholen. Auch wurde ihm gesagt, daß wenn er untertauche und kaͤme ohne ihn in die Hoͤhe, so wuͤrde er wieder ins Wasser gestuͤrzt und muͤßte darin sterben. Darauf ward er allein gelassen und als er an dem Ufer stand und uͤberlegte, was er wohl thun solle, um den Ring zu erlangen, sah er, wie die drei Fische, die er aus dem Rohr ins Wasser geworfen, daher geschwommen kamen; der mittelste hatte eine Muschel im Mund, die legte er an den Strand, dem Juͤngling zu Fuͤßen und als er sie oͤffnete, lag der Ring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Koͤnig und verlangte seine Tochter, diese aber, als sie hoͤrte, daß er kein Koͤnigssohn waͤre, wollte ihn nicht. Sie ging hinaus in den Garten, schuͤttete zehn Saͤcke voll Hirsen ins Gras und sprach: „die soll er auflesen, daß kein Koͤrnchen fehlt und fertig seyn, Morgen eh die Sonne aufgeht.“ Nun haͤtte es der Juͤngling nicht vollbracht, wo ihm nicht die treuen Thiere beigestanden haͤtten. Aber in der Nacht kam der Ameisenkoͤnig mit seinen viel tausend Ameisen, die lasen in der Nacht allen Hirsen, trugen ihn in die Saͤcke und waren, eh die Morgensonne aufging, fertig, so daß kein Koͤrnchen weggekommen

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[95/0159] wolle, muͤße eins ausfuͤhren, das sie ihm aufgaͤbe; unternaͤhme er’s aber und vollbraͤchte es nicht, so haͤtte er das Leben verloren.“ Es wollte sich aber niemand mehr melden, so viele hatten schon ihr Leben eingebuͤßt. Der Juͤngling dachte, was hast du zu verlieren? du willst es wagen! trat vor den Koͤnig und seine Tochter und meldete sich als Freier. Da ward er hinausgefuͤhrt ans Meer, ein Ring hinabgeworfen und ihm aufgegeben, den Ring wieder herauszuholen. Auch wurde ihm gesagt, daß wenn er untertauche und kaͤme ohne ihn in die Hoͤhe, so wuͤrde er wieder ins Wasser gestuͤrzt und muͤßte darin sterben. Darauf ward er allein gelassen und als er an dem Ufer stand und uͤberlegte, was er wohl thun solle, um den Ring zu erlangen, sah er, wie die drei Fische, die er aus dem Rohr ins Wasser geworfen, daher geschwommen kamen; der mittelste hatte eine Muschel im Mund, die legte er an den Strand, dem Juͤngling zu Fuͤßen und als er sie oͤffnete, lag der Ring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Koͤnig und verlangte seine Tochter, diese aber, als sie hoͤrte, daß er kein Koͤnigssohn waͤre, wollte ihn nicht. Sie ging hinaus in den Garten, schuͤttete zehn Saͤcke voll Hirsen ins Gras und sprach: „die soll er auflesen, daß kein Koͤrnchen fehlt und fertig seyn, Morgen eh die Sonne aufgeht.“ Nun haͤtte es der Juͤngling nicht vollbracht, wo ihm nicht die treuen Thiere beigestanden haͤtten. Aber in der Nacht kam der Ameisenkoͤnig mit seinen viel tausend Ameisen, die lasen in der Nacht allen Hirsen, trugen ihn in die Saͤcke und waren, eh die Morgensonne aufging, fertig, so daß kein Koͤrnchen weggekommen

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/159>, abgerufen am 24.11.2024.