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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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sah, die sich der Leiche näherte. Und weil er dachte, sie käme um die Leiche zu verletzen, zog er sein Schwert und sprach: "so lang ich lebe, sollst du sie nicht anrühren" und hieb die Schlange in drei Stücke. Ueber eine Weile sah er, wie eine zweite Schlange aus der Ecke herauskroch, doch als sie die andere da todt und zerstückt liegen fand, kroch sie eilig zurück, kam aber bald wieder und hatte drei Blätter im Munde. Dann nahm sie die drei Stücke von der Schlange, legte sie zusammen wie sichs gehörte, und that auf jede Wunde eins von den Blättern. Alsbald fügte sich das Getrennte aneinander und die Schlange regte sich, war lebendig und beide eilten fort; die Blätter aber blieben auf der Erde liegen. Der Mann hatte alles mit angesehen und dachte: "welche wunderbare Kraft muß in den Blättern stecken! haben sie die Schlange wieder lebendig gemacht, so helfen sie vielleicht auch einem Menschen." Da hob er sie auf und legte eins davon auf den Mund der Todten und auf jedes Auge eins. Alsbald bewegte sich das Blut in ihrem Leib und stieg in das bleiche Angesicht, daß es sich wieder röthete. Da zog sie Athem, schlug die Augen auf und öffnete den Mund und sprach: "Ach Gott! wo bin ich?" "Du bist bei mir, liebe Frau," antwortete er, und gab ihr etwas Wein und Brot um sie zu stärken, und erzählte ihr dann alles, wie es gekommen, und er sie wieder ins Leben erweckt. Da stand sie fröhlich auf und sie klopften an der Thüre; so laut, daß es die Wachen hörten und dem Könige meldeten. Der König kam selbst und öffnete die Thüre; da standen beide frisch und gesund und er führte sie hinauf und freute sich mit ihnen,

sah, die sich der Leiche naͤherte. Und weil er dachte, sie kaͤme um die Leiche zu verletzen, zog er sein Schwert und sprach: „so lang ich lebe, sollst du sie nicht anruͤhren“ und hieb die Schlange in drei Stuͤcke. Ueber eine Weile sah er, wie eine zweite Schlange aus der Ecke herauskroch, doch als sie die andere da todt und zerstuͤckt liegen fand, kroch sie eilig zuruͤck, kam aber bald wieder und hatte drei Blaͤtter im Munde. Dann nahm sie die drei Stuͤcke von der Schlange, legte sie zusammen wie sichs gehoͤrte, und that auf jede Wunde eins von den Blaͤttern. Alsbald fuͤgte sich das Getrennte aneinander und die Schlange regte sich, war lebendig und beide eilten fort; die Blaͤtter aber blieben auf der Erde liegen. Der Mann hatte alles mit angesehen und dachte: „welche wunderbare Kraft muß in den Blaͤttern stecken! haben sie die Schlange wieder lebendig gemacht, so helfen sie vielleicht auch einem Menschen.“ Da hob er sie auf und legte eins davon auf den Mund der Todten und auf jedes Auge eins. Alsbald bewegte sich das Blut in ihrem Leib und stieg in das bleiche Angesicht, daß es sich wieder roͤthete. Da zog sie Athem, schlug die Augen auf und oͤffnete den Mund und sprach: „Ach Gott! wo bin ich?“ „Du bist bei mir, liebe Frau,“ antwortete er, und gab ihr etwas Wein und Brot um sie zu staͤrken, und erzaͤhlte ihr dann alles, wie es gekommen, und er sie wieder ins Leben erweckt. Da stand sie froͤhlich auf und sie klopften an der Thuͤre; so laut, daß es die Wachen hoͤrten und dem Koͤnige meldeten. Der Koͤnig kam selbst und oͤffnete die Thuͤre; da standen beide frisch und gesund und er fuͤhrte sie hinauf und freute sich mit ihnen,

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[90/0154] sah, die sich der Leiche naͤherte. Und weil er dachte, sie kaͤme um die Leiche zu verletzen, zog er sein Schwert und sprach: „so lang ich lebe, sollst du sie nicht anruͤhren“ und hieb die Schlange in drei Stuͤcke. Ueber eine Weile sah er, wie eine zweite Schlange aus der Ecke herauskroch, doch als sie die andere da todt und zerstuͤckt liegen fand, kroch sie eilig zuruͤck, kam aber bald wieder und hatte drei Blaͤtter im Munde. Dann nahm sie die drei Stuͤcke von der Schlange, legte sie zusammen wie sichs gehoͤrte, und that auf jede Wunde eins von den Blaͤttern. Alsbald fuͤgte sich das Getrennte aneinander und die Schlange regte sich, war lebendig und beide eilten fort; die Blaͤtter aber blieben auf der Erde liegen. Der Mann hatte alles mit angesehen und dachte: „welche wunderbare Kraft muß in den Blaͤttern stecken! haben sie die Schlange wieder lebendig gemacht, so helfen sie vielleicht auch einem Menschen.“ Da hob er sie auf und legte eins davon auf den Mund der Todten und auf jedes Auge eins. Alsbald bewegte sich das Blut in ihrem Leib und stieg in das bleiche Angesicht, daß es sich wieder roͤthete. Da zog sie Athem, schlug die Augen auf und oͤffnete den Mund und sprach: „Ach Gott! wo bin ich?“ „Du bist bei mir, liebe Frau,“ antwortete er, und gab ihr etwas Wein und Brot um sie zu staͤrken, und erzaͤhlte ihr dann alles, wie es gekommen, und er sie wieder ins Leben erweckt. Da stand sie froͤhlich auf und sie klopften an der Thuͤre; so laut, daß es die Wachen hoͤrten und dem Koͤnige meldeten. Der Koͤnig kam selbst und oͤffnete die Thuͤre; da standen beide frisch und gesund und er fuͤhrte sie hinauf und freute sich mit ihnen,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/154>, abgerufen am 24.11.2024.