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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Da steckten sie es an, und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter: "nun legt euch ans Feuer und schlaft, wir wollen in dem Wald das Holz fällen, wartet, bis wir wieder kommen, und euch abholen.

Hänsel und Grethel saßen an dem Feuer, bis Mittag, da aß jedes sein Stücklein Brot; sie glaubten, der Vater wär noch im Wald, weil sie die Schläge seiner Axt hörten, aber das war ein Ast, den er an einen Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Nun warteten sie bis zum Abend, aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen. Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Grethel an zu weinen, Hänsel aber sprach: "wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist. Und als der Mond aufgegangen war, faßte er die Grethel bei der Hand, da lagen die Kieselsteine, und schimmerten wie neugeschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es Morgen war, kamen sie wieder bei ihres Vaters Haus an. Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah, denn es hatte ihm weh gethan, wie er sie allein gelassen, die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie bös.

Nicht lange darnach, war wieder kein Brot im Hause und Hänsel und Grethel hörten, wie Abends die Mutter zum Vater sagte: "einmal haben die Kinder den Weg zurückgefunden und da habe ichs gut seyn lassen; aber jetzt ist wieder nichts, als nur noch ein halber Laib Brot im Haus, du mußt sie morgen tiefer in den Wald führen, daß sie den Weg nicht zurück finden, es ist

Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Da steckten sie es an, und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter: „nun legt euch ans Feuer und schlaft, wir wollen in dem Wald das Holz faͤllen, wartet, bis wir wieder kommen, und euch abholen.

Haͤnsel und Grethel saßen an dem Feuer, bis Mittag, da aß jedes sein Stuͤcklein Brot; sie glaubten, der Vater waͤr noch im Wald, weil sie die Schlaͤge seiner Axt hoͤrten, aber das war ein Ast, den er an einen Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Nun warteten sie bis zum Abend, aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen. Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Grethel an zu weinen, Haͤnsel aber sprach: „wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist. Und als der Mond aufgegangen war, faßte er die Grethel bei der Hand, da lagen die Kieselsteine, und schimmerten wie neugeschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es Morgen war, kamen sie wieder bei ihres Vaters Haus an. Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah, denn es hatte ihm weh gethan, wie er sie allein gelassen, die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie boͤs.

Nicht lange darnach, war wieder kein Brot im Hause und Haͤnsel und Grethel hoͤrten, wie Abends die Mutter zum Vater sagte: „einmal haben die Kinder den Weg zuruͤckgefunden und da habe ichs gut seyn lassen; aber jetzt ist wieder nichts, als nur noch ein halber Laib Brot im Haus, du mußt sie morgen tiefer in den Wald fuͤhren, daß sie den Weg nicht zuruͤck finden, es ist

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[82/0146] Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Da steckten sie es an, und wie die Flamme recht groß brannte, sagte die Mutter: „nun legt euch ans Feuer und schlaft, wir wollen in dem Wald das Holz faͤllen, wartet, bis wir wieder kommen, und euch abholen. Haͤnsel und Grethel saßen an dem Feuer, bis Mittag, da aß jedes sein Stuͤcklein Brot; sie glaubten, der Vater waͤr noch im Wald, weil sie die Schlaͤge seiner Axt hoͤrten, aber das war ein Ast, den er an einen Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Nun warteten sie bis zum Abend, aber Vater und Mutter blieben aus, und niemand wollte kommen und sie abholen. Wie es nun finstere Nacht wurde, fing Grethel an zu weinen, Haͤnsel aber sprach: „wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist. Und als der Mond aufgegangen war, faßte er die Grethel bei der Hand, da lagen die Kieselsteine, und schimmerten wie neugeschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Da gingen sie die ganze Nacht durch, und wie es Morgen war, kamen sie wieder bei ihres Vaters Haus an. Der Vater freute sich von Herzen, als er seine Kinder wieder sah, denn es hatte ihm weh gethan, wie er sie allein gelassen, die Mutter stellte sich auch, als wenn sie sich freute, heimlich aber war sie boͤs. Nicht lange darnach, war wieder kein Brot im Hause und Haͤnsel und Grethel hoͤrten, wie Abends die Mutter zum Vater sagte: „einmal haben die Kinder den Weg zuruͤckgefunden und da habe ichs gut seyn lassen; aber jetzt ist wieder nichts, als nur noch ein halber Laib Brot im Haus, du mußt sie morgen tiefer in den Wald fuͤhren, daß sie den Weg nicht zuruͤck finden, es ist

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/146>, abgerufen am 24.11.2024.