Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Vorrede.
Wir finden es wohl, wenn Sturm oder anderes Unglück, das der Himmel schickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen, daß noch bei niedrigen Hecken oder Sträuchen, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert, und einzelne Aehren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder günstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort; keine frühe Sichel schneidet sie für die großen Vorrathskammern, aber im Spätsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme, fromme Hände, die sie suchen; und Aehre an Aehre gelegt, sorgfältig gebunden und höher geachtet, als sonst ganze Garben, werden sie heim getragen, und Winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen für die Zukunft. Vorrede.
Wir finden es wohl, wenn Sturm oder anderes Ungluͤck, das der Himmel schickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen, daß noch bei niedrigen Hecken oder Straͤuchen, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert, und einzelne Aehren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder guͤnstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort; keine fruͤhe Sichel schneidet sie fuͤr die großen Vorrathskammern, aber im Spaͤtsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme, fromme Haͤnde, die sie suchen; und Aehre an Aehre gelegt, sorgfaͤltig gebunden und hoͤher geachtet, als sonst ganze Garben, werden sie heim getragen, und Winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen fuͤr die Zukunft. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0013" n="[V]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="preface"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir finden es wohl, wenn Sturm oder anderes Ungluͤck, das der Himmel schickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen, daß noch bei niedrigen Hecken oder Straͤuchen, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert, und einzelne Aehren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder guͤnstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort; keine fruͤhe Sichel schneidet sie fuͤr die großen Vorrathskammern, aber im Spaͤtsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme, fromme Haͤnde, die sie suchen; und Aehre an Aehre gelegt, sorgfaͤltig gebunden und hoͤher geachtet, als sonst ganze Garben, werden sie heim getragen, und Winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen fuͤr die Zukunft.</p><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [[V]/0013]
Vorrede.
Wir finden es wohl, wenn Sturm oder anderes Ungluͤck, das der Himmel schickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen, daß noch bei niedrigen Hecken oder Straͤuchen, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert, und einzelne Aehren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder guͤnstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort; keine fruͤhe Sichel schneidet sie fuͤr die großen Vorrathskammern, aber im Spaͤtsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme, fromme Haͤnde, die sie suchen; und Aehre an Aehre gelegt, sorgfaͤltig gebunden und hoͤher geachtet, als sonst ganze Garben, werden sie heim getragen, und Winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen fuͤr die Zukunft.
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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