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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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das steinerne Bildniß voll Trauer an, seufzte und rief: "ach könnt ich dich wieder lebendig machen, mein getreuster Johannes." Da fing der Stein an zu reden und sprach: "ja, du kannst mich wieder lebendig machen, wenn du dein Liebstes daran wenden willst." Da rief der König: "alles, was ich auf der Welt habe, will ich für dich hingeben." Sprach der Stein weiter: "wenn du mit deiner eigenen Hand deinen beiden Kindern den Kopf abhaust und mich mit ihrem Blute bestreichst, so erhalte ich das Leben wieder." Der König erschrack, als er hörte, daß er seine liebsten Kinder selbst tödten sollte, doch dachte er an die große Treue und daß der getreue Johannes für ihn gestorben war, zog sein Schwert und hieb mit eigener Hand den Kindern den Kopf ab und bestrich mit ihrem Blute den Stein; und als das geschehen war, kehrte das Leben zurück und der getreue Johannes stand wieder frisch und gesund vor ihm. Er aber sprach zum König: "deine Treue will ich dir wieder lohnen, und nahm die Häupter der Kinder und setzte sie an und bestrich die Wunde mit ihrem Blut, davon wurden sie im Augenblick wieder heil und sprangen herum und spielten fort, als wär ihnen nichts geschehen. Nun war der König voll Freude und als er die Königin kommen sah, versteckte er den getreuen Johannes und die beiden Kinder in einen großen Schrank. Wie sie hereintrat, sprach er zu ihr: "hast du gebetet in der Kirche?" "Ja, antwortete sie, aber ich habe beständig an den treuen Johannes gedacht, daß er so unglücklich durch uns geworden ist." Da sprach er: "liebe Frau, wir können ihm das Leben wiedergeben, aber es kostet uns unsere beiden Söhnlein, die

das steinerne Bildniß voll Trauer an, seufzte und rief: „ach koͤnnt ich dich wieder lebendig machen, mein getreuster Johannes.“ Da fing der Stein an zu reden und sprach: „ja, du kannst mich wieder lebendig machen, wenn du dein Liebstes daran wenden willst.“ Da rief der Koͤnig: „alles, was ich auf der Welt habe, will ich fuͤr dich hingeben.“ Sprach der Stein weiter: „wenn du mit deiner eigenen Hand deinen beiden Kindern den Kopf abhaust und mich mit ihrem Blute bestreichst, so erhalte ich das Leben wieder.“ Der Koͤnig erschrack, als er hoͤrte, daß er seine liebsten Kinder selbst toͤdten sollte, doch dachte er an die große Treue und daß der getreue Johannes fuͤr ihn gestorben war, zog sein Schwert und hieb mit eigener Hand den Kindern den Kopf ab und bestrich mit ihrem Blute den Stein; und als das geschehen war, kehrte das Leben zuruͤck und der getreue Johannes stand wieder frisch und gesund vor ihm. Er aber sprach zum Koͤnig: „deine Treue will ich dir wieder lohnen, und nahm die Haͤupter der Kinder und setzte sie an und bestrich die Wunde mit ihrem Blut, davon wurden sie im Augenblick wieder heil und sprangen herum und spielten fort, als waͤr ihnen nichts geschehen. Nun war der Koͤnig voll Freude und als er die Koͤnigin kommen sah, versteckte er den getreuen Johannes und die beiden Kinder in einen großen Schrank. Wie sie hereintrat, sprach er zu ihr: „hast du gebetet in der Kirche?“ „Ja, antwortete sie, aber ich habe bestaͤndig an den treuen Johannes gedacht, daß er so ungluͤcklich durch uns geworden ist.“ Da sprach er: „liebe Frau, wir koͤnnen ihm das Leben wiedergeben, aber es kostet uns unsere beiden Soͤhnlein, die

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[38/0102] das steinerne Bildniß voll Trauer an, seufzte und rief: „ach koͤnnt ich dich wieder lebendig machen, mein getreuster Johannes.“ Da fing der Stein an zu reden und sprach: „ja, du kannst mich wieder lebendig machen, wenn du dein Liebstes daran wenden willst.“ Da rief der Koͤnig: „alles, was ich auf der Welt habe, will ich fuͤr dich hingeben.“ Sprach der Stein weiter: „wenn du mit deiner eigenen Hand deinen beiden Kindern den Kopf abhaust und mich mit ihrem Blute bestreichst, so erhalte ich das Leben wieder.“ Der Koͤnig erschrack, als er hoͤrte, daß er seine liebsten Kinder selbst toͤdten sollte, doch dachte er an die große Treue und daß der getreue Johannes fuͤr ihn gestorben war, zog sein Schwert und hieb mit eigener Hand den Kindern den Kopf ab und bestrich mit ihrem Blute den Stein; und als das geschehen war, kehrte das Leben zuruͤck und der getreue Johannes stand wieder frisch und gesund vor ihm. Er aber sprach zum Koͤnig: „deine Treue will ich dir wieder lohnen, und nahm die Haͤupter der Kinder und setzte sie an und bestrich die Wunde mit ihrem Blut, davon wurden sie im Augenblick wieder heil und sprangen herum und spielten fort, als waͤr ihnen nichts geschehen. Nun war der Koͤnig voll Freude und als er die Koͤnigin kommen sah, versteckte er den getreuen Johannes und die beiden Kinder in einen großen Schrank. Wie sie hereintrat, sprach er zu ihr: „hast du gebetet in der Kirche?“ „Ja, antwortete sie, aber ich habe bestaͤndig an den treuen Johannes gedacht, daß er so ungluͤcklich durch uns geworden ist.“ Da sprach er: „liebe Frau, wir koͤnnen ihm das Leben wiedergeben, aber es kostet uns unsere beiden Soͤhnlein, die

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/102>, abgerufen am 22.11.2024.