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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Herzeleid tragen, und ich müßte nicht selber das
Wasser zu dem Tod meines lieben Bruders[...]
sieden, du lieber Gott, hilf uns armen Kin-
dern aus der Noth.

Da rief die Alte: "Gretel komm gleich
einmal hierher zu dem Backofen," wie Gretel
kam, sagte sie: "guck hinein, ob das Brod schon
hübsch braun und gar ist, meine Augen sind
schwach, ich kann nicht so weit sehen, und wenn
du auch nicht kannst, so setz dich auf das Brett,
so will ich dich hineinschieben, da kannst du
darin herumgehen und nachsehen." Wenn
aber Gretel darin war, da wollte sie zumachen
und Gretel sollte in dem heißen Ofen backen,
und sie wollte es auch aufessen: das dachte die
böse Hexe, und darum hatte sie das Gretel ge-
rufen. Gott gab es aber Gretel ein und sie
sagte: "ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll,
zeigs mirs erst, setz dich drauf, ich will dich hin-
einschieben." Und die Alte setzte sich auf das Brett,
und weil sie leicht war, schob sie Gretel hinein
so weit sie konnte, und dann machte sie geschwind
die Thüre zu, und steckte den eisernen Riegel
vor. Da fing die Alte an in dem heißen Back-
ofen zu schreien und zu jammern, Gretel aber
lief fort, und sie mußte elendiglich verbrennen.

Und Gretel lief zum Hänsel, machte ihm
sein Thürchen auf und Hänsel sprang heraus,
und sie küßten sich einander und waren froh.

Herzeleid tragen, und ich muͤßte nicht ſelber das
Waſſer zu dem Tod meines lieben Bruders[…]
ſieden, du lieber Gott, hilf uns armen Kin-
dern aus der Noth.

Da rief die Alte: „Gretel komm gleich
einmal hierher zu dem Backofen,“ wie Gretel
kam, ſagte ſie: guck hinein, ob das Brod ſchon
huͤbſch braun und gar iſt, meine Augen ſind
ſchwach, ich kann nicht ſo weit ſehen, und wenn
du auch nicht kannſt, ſo ſetz dich auf das Brett,
ſo will ich dich hineinſchieben, da kannſt du
darin herumgehen und nachſehen.“ Wenn
aber Gretel darin war, da wollte ſie zumachen
und Gretel ſollte in dem heißen Ofen backen,
und ſie wollte es auch aufeſſen: das dachte die
boͤſe Hexe, und darum hatte ſie das Gretel ge-
rufen. Gott gab es aber Gretel ein und ſie
ſagte: „ich weiß nicht, wie ich das anfangen ſoll,
zeigs mirs erſt, ſetz dich drauf, ich will dich hin-
einſchieben.“ Und die Alte ſetzte ſich auf das Brett,
und weil ſie leicht war, ſchob ſie Gretel hinein
ſo weit ſie konnte, und dann machte ſie geſchwind
die Thuͤre zu, und ſteckte den eiſernen Riegel
vor. Da fing die Alte an in dem heißen Back-
ofen zu ſchreien und zu jammern, Gretel aber
lief fort, und ſie mußte elendiglich verbrennen.

Und Gretel lief zum Haͤnſel, machte ihm
ſein Thuͤrchen auf und Haͤnſel ſprang heraus,
und ſie kuͤßten ſich einander und waren froh.

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[57/0091] Herzeleid tragen, und ich muͤßte nicht ſelber das Waſſer zu dem Tod meines lieben Bruders ſieden, du lieber Gott, hilf uns armen Kin- dern aus der Noth. Da rief die Alte: „Gretel komm gleich einmal hierher zu dem Backofen,“ wie Gretel kam, ſagte ſie: „guck hinein, ob das Brod ſchon huͤbſch braun und gar iſt, meine Augen ſind ſchwach, ich kann nicht ſo weit ſehen, und wenn du auch nicht kannſt, ſo ſetz dich auf das Brett, ſo will ich dich hineinſchieben, da kannſt du darin herumgehen und nachſehen.“ Wenn aber Gretel darin war, da wollte ſie zumachen und Gretel ſollte in dem heißen Ofen backen, und ſie wollte es auch aufeſſen: das dachte die boͤſe Hexe, und darum hatte ſie das Gretel ge- rufen. Gott gab es aber Gretel ein und ſie ſagte: „ich weiß nicht, wie ich das anfangen ſoll, zeigs mirs erſt, ſetz dich drauf, ich will dich hin- einſchieben.“ Und die Alte ſetzte ſich auf das Brett, und weil ſie leicht war, ſchob ſie Gretel hinein ſo weit ſie konnte, und dann machte ſie geſchwind die Thuͤre zu, und ſteckte den eiſernen Riegel vor. Da fing die Alte an in dem heißen Back- ofen zu ſchreien und zu jammern, Gretel aber lief fort, und ſie mußte elendiglich verbrennen. Und Gretel lief zum Haͤnſel, machte ihm ſein Thuͤrchen auf und Haͤnſel ſprang heraus, und ſie kuͤßten ſich einander und waren froh.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/91>, abgerufen am 21.11.2024.