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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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will ich dir die Sprache wiedergeben, ohne die
du doch nicht recht vergnügt leben kannst, bist
du aber hartnäckig und willst es nicht gestehen,
so nehm' ich dein Kind mit." Die Königin
aber blieb dabei, sie habe die verbotene Thüre
nicht geöffnet. Da nahm die Jungfrau Maria
das kleine Kind und verschwand damit. Am
andern Morgen aber, als das Kind fort war,
ging ein Gemurmel, die stumme Königin sey
eine Menschenfresserin und habe ihr eigen Kind
gegessen. -- Nach einem Jahr gebar die Köni-
gin wieder einen Prinzen, die Jungfrau Maria
trat wieder vor sie und bat sie, nun die Wahr-
heit zu sagen, sonst verliere sie auch das zweite
Kind. Die Königin aber beharrte darauf, sie
habe die verbotene Thür nicht geöffnet, und die
Jungfrau nahm das Kind mit sich fort. Am
Morgen, als es fehlte, sagten des Königs Rä-
the laut, die Königin sey eine Menschenfresse-
rin und drangen darauf, daß sie für ihre gott-
lose Thaten gerichtet werde; der König aber
hieß sie stillschweigen und wollte es nicht glau-
ben, weil er die Königin so lieb hatte. Im
dritten Jahr brachte sie eine Prinzessin zur
Welt, da erschien die Jungfrau Maria wieder,
nahm sie mit in den Himmel und zeigte ihr da
ihre zwei ältesten Kinder, die mit der Weltku-
gel spielten. Darauf bat sie noch einmal, sie
mögte ihren Fehler gestehen und nicht länger

will ich dir die Sprache wiedergeben, ohne die
du doch nicht recht vergnuͤgt leben kannſt, biſt
du aber hartnaͤckig und willſt es nicht geſtehen,
ſo nehm' ich dein Kind mit.“ Die Koͤnigin
aber blieb dabei, ſie habe die verbotene Thuͤre
nicht geoͤffnet. Da nahm die Jungfrau Maria
das kleine Kind und verſchwand damit. Am
andern Morgen aber, als das Kind fort war,
ging ein Gemurmel, die ſtumme Koͤnigin ſey
eine Menſchenfreſſerin und habe ihr eigen Kind
gegeſſen. — Nach einem Jahr gebar die Koͤni-
gin wieder einen Prinzen, die Jungfrau Maria
trat wieder vor ſie und bat ſie, nun die Wahr-
heit zu ſagen, ſonſt verliere ſie auch das zweite
Kind. Die Koͤnigin aber beharrte darauf, ſie
habe die verbotene Thuͤr nicht geoͤffnet, und die
Jungfrau nahm das Kind mit ſich fort. Am
Morgen, als es fehlte, ſagten des Koͤnigs Raͤ-
the laut, die Koͤnigin ſey eine Menſchenfreſſe-
rin und drangen darauf, daß ſie fuͤr ihre gott-
loſe Thaten gerichtet werde; der Koͤnig aber
hieß ſie ſtillſchweigen und wollte es nicht glau-
ben, weil er die Koͤnigin ſo lieb hatte. Im
dritten Jahr brachte ſie eine Prinzeſſin zur
Welt, da erſchien die Jungfrau Maria wieder,
nahm ſie mit in den Himmel und zeigte ihr da
ihre zwei aͤlteſten Kinder, die mit der Weltku-
gel ſpielten. Darauf bat ſie noch einmal, ſie
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[12/0046] will ich dir die Sprache wiedergeben, ohne die du doch nicht recht vergnuͤgt leben kannſt, biſt du aber hartnaͤckig und willſt es nicht geſtehen, ſo nehm' ich dein Kind mit.“ Die Koͤnigin aber blieb dabei, ſie habe die verbotene Thuͤre nicht geoͤffnet. Da nahm die Jungfrau Maria das kleine Kind und verſchwand damit. Am andern Morgen aber, als das Kind fort war, ging ein Gemurmel, die ſtumme Koͤnigin ſey eine Menſchenfreſſerin und habe ihr eigen Kind gegeſſen. — Nach einem Jahr gebar die Koͤni- gin wieder einen Prinzen, die Jungfrau Maria trat wieder vor ſie und bat ſie, nun die Wahr- heit zu ſagen, ſonſt verliere ſie auch das zweite Kind. Die Koͤnigin aber beharrte darauf, ſie habe die verbotene Thuͤr nicht geoͤffnet, und die Jungfrau nahm das Kind mit ſich fort. Am Morgen, als es fehlte, ſagten des Koͤnigs Raͤ- the laut, die Koͤnigin ſey eine Menſchenfreſſe- rin und drangen darauf, daß ſie fuͤr ihre gott- loſe Thaten gerichtet werde; der Koͤnig aber hieß ſie ſtillſchweigen und wollte es nicht glau- ben, weil er die Koͤnigin ſo lieb hatte. Im dritten Jahr brachte ſie eine Prinzeſſin zur Welt, da erſchien die Jungfrau Maria wieder, nahm ſie mit in den Himmel und zeigte ihr da ihre zwei aͤlteſten Kinder, die mit der Weltku- gel ſpielten. Darauf bat ſie noch einmal, ſie moͤgte ihren Fehler geſtehen und nicht laͤnger

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/46>, abgerufen am 21.11.2024.