Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.was fehlt dir Männchen Domine? -- "ach daß ich im Pispott wohn, thut mir so weh." -- so wünsch dir was zu haben. -- "ich wills nur meiner Frau erst sagen." nun geht er heim, "wünsch uns ein besseres Haus" sagt Dinderlinde. Am See ruft er: "Fischchen, Fischen, an der See!" -- was willst du Männchen Domine? nun gehen die Wünsche an, aber es sind mehr, erst Haus, dann Garten, dann Ochsen und Küh, dann Länder, u. so fort alle Schätze der Welt. Wie sie sich ausgewünscht haben, sagt das Männchen: "nun möcht ich der liebe Herrgott seyn, und mein Frau- chen Mutter Gottes" Da streckt das Fischchen den Kopf heraus und ruft: willst du seyn der liebe Gott? so geh wieder in deinen Pispott. Das Motiv von der Frau, die ihren Mann Zu dem tapfern Schneider. No. 20. Die erste Erzählung ist genommen aus einem was fehlt dir Maͤnnchen Domine? — „ach daß ich im Pispott wohn, thut mir ſo weh.“ — ſo wuͤnſch dir was zu haben. — „ich wills nur meiner Frau erſt ſagen.“ nun geht er heim, „wuͤnſch uns ein beſſeres Haus“ ſagt Dinderlinde. Am See ruft er: „Fiſchchen, Fiſchen, an der See!“ — was willſt du Maͤnnchen Domine? nun gehen die Wuͤnſche an, aber es ſind mehr, erſt Haus, dann Garten, dann Ochſen und Kuͤh, dann Laͤnder, u. ſo fort alle Schaͤtze der Welt. Wie ſie ſich ausgewuͤnſcht haben, ſagt das Maͤnnchen: „nun moͤcht ich der liebe Herrgott ſeyn, und mein Frau- chen Mutter Gottes“ Da ſtreckt das Fiſchchen den Kopf heraus und ruft: willſt du ſeyn der liebe Gott? ſo geh wieder in deinen Pispott. Das Motiv von der Frau, die ihren Mann Zu dem tapfern Schneider. No. 20. Die erſte Erzaͤhlung iſt genommen aus einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0433" n="XI"/><lg type="poem"><l>was fehlt dir Maͤnnchen Domine? —</l><lb/><l>„ach daß ich im Pispott wohn, thut mir ſo</l><lb/><l>weh.“ —</l><lb/><l>ſo wuͤnſch dir was zu haben. —</l><lb/><l>„ich wills nur meiner Frau erſt ſagen.“</l></lg><lb/> nun geht er heim, „wuͤnſch uns ein beſſeres Haus“<lb/> ſagt Dinderlinde. Am See ruft er:<lb/><lg type="poem"><l>„Fiſchchen, Fiſchen, an der See!“ —</l><lb/><l>was willſt du Maͤnnchen Domine?</l></lg><lb/> nun gehen die Wuͤnſche an, aber es ſind mehr, erſt<lb/> Haus, dann Garten, dann Ochſen und Kuͤh, dann<lb/> Laͤnder, u. ſo fort alle Schaͤtze der Welt. Wie ſie<lb/> ſich ausgewuͤnſcht haben, ſagt das Maͤnnchen: „nun<lb/> moͤcht ich der liebe Herrgott ſeyn, und mein Frau-<lb/> chen Mutter Gottes“ Da ſtreckt das Fiſchchen den<lb/> Kopf heraus und ruft:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>willſt du ſeyn der liebe Gott?</l><lb/> <l>ſo geh wieder in deinen Pispott.</l> </lg><lb/> <p>Das Motiv von der Frau, die ihren Mann<lb/> zu hohen Wuͤrden reitzt, iſt gewiß uralt, von Eva<lb/> und der etruriſchen Tanaquil (<hi rendition="#aq">Livius</hi> 1, 47.) bis<lb/> zur Lady Macbeth.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Zu dem tapfern Schneider. No. 20.</head><lb/> <p>Die erſte Erzaͤhlung iſt genommen aus einem<lb/> ziemlich ſeltenen, kleinen Buch: Wegkuͤrzer, ein ſehr<lb/> ſchoͤn luſtig und aus der Maßen kurzweilig Buͤch-<lb/> lein — durch Martinum Montanum von Straß-<lb/> burg 12. von 1557. Bl. 18 — 25. Wir kennen<lb/> noch eine andere Ausgabe von 1607. In einem<lb/> daͤniſchen Volksbuch iſt dieſelbe Geſchichte gereimt,<lb/> Nyerup ſpricht davon in ſeiner Abhandlung uͤber<lb/> die daͤniſchen Volksbuͤcher (Iris und Hebe 1796.<lb/> Octob. S. 36) Es iſt da ein Schuhmacher, der<lb/> mit ſeinem Knieriemen 15 Fliegen auf einen Schlag<lb/> toͤdtet. Er beſteht erſt den Eber, der eine ſchlaf-<lb/> erweckende Frucht frißt, dann das Einhorn, zuletzt<lb/> einen Baͤren, den er in einen Ziegelbrennerofen<lb/> einſperrt. Die hier folgende hollaͤndiſche Recenſion<lb/> iſt aus einem Amſterdammer Volksbuch: Van kleyn<lb/> Kobisje alias Koningh ſonder Onderzaten S. 7 —<lb/> 14. Sie hat, wie man ſieht, wieder ihre Eigen-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [XI/0433]
was fehlt dir Maͤnnchen Domine? —
„ach daß ich im Pispott wohn, thut mir ſo
weh.“ —
ſo wuͤnſch dir was zu haben. —
„ich wills nur meiner Frau erſt ſagen.“
nun geht er heim, „wuͤnſch uns ein beſſeres Haus“
ſagt Dinderlinde. Am See ruft er:
„Fiſchchen, Fiſchen, an der See!“ —
was willſt du Maͤnnchen Domine?
nun gehen die Wuͤnſche an, aber es ſind mehr, erſt
Haus, dann Garten, dann Ochſen und Kuͤh, dann
Laͤnder, u. ſo fort alle Schaͤtze der Welt. Wie ſie
ſich ausgewuͤnſcht haben, ſagt das Maͤnnchen: „nun
moͤcht ich der liebe Herrgott ſeyn, und mein Frau-
chen Mutter Gottes“ Da ſtreckt das Fiſchchen den
Kopf heraus und ruft:
willſt du ſeyn der liebe Gott?
ſo geh wieder in deinen Pispott.
Das Motiv von der Frau, die ihren Mann
zu hohen Wuͤrden reitzt, iſt gewiß uralt, von Eva
und der etruriſchen Tanaquil (Livius 1, 47.) bis
zur Lady Macbeth.
Zu dem tapfern Schneider. No. 20.
Die erſte Erzaͤhlung iſt genommen aus einem
ziemlich ſeltenen, kleinen Buch: Wegkuͤrzer, ein ſehr
ſchoͤn luſtig und aus der Maßen kurzweilig Buͤch-
lein — durch Martinum Montanum von Straß-
burg 12. von 1557. Bl. 18 — 25. Wir kennen
noch eine andere Ausgabe von 1607. In einem
daͤniſchen Volksbuch iſt dieſelbe Geſchichte gereimt,
Nyerup ſpricht davon in ſeiner Abhandlung uͤber
die daͤniſchen Volksbuͤcher (Iris und Hebe 1796.
Octob. S. 36) Es iſt da ein Schuhmacher, der
mit ſeinem Knieriemen 15 Fliegen auf einen Schlag
toͤdtet. Er beſteht erſt den Eber, der eine ſchlaf-
erweckende Frucht frißt, dann das Einhorn, zuletzt
einen Baͤren, den er in einen Ziegelbrennerofen
einſperrt. Die hier folgende hollaͤndiſche Recenſion
iſt aus einem Amſterdammer Volksbuch: Van kleyn
Kobisje alias Koningh ſonder Onderzaten S. 7 —
14. Sie hat, wie man ſieht, wieder ihre Eigen-
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