steigen, das eine Söhnlein zu nehmen, zu schlach- ten und zuzurichten.
"Mit was für einer Brühe?" fragte der Koch. Mit einer braunen, sprach die alte Königin.
Da ging der Koch in den Keller und sprach: "ach Frau Königin, die alte Frau Königin will haben, ich soll heut Abend Euren einen Sohn schlachten und kochen." Da war die junge Königin herzlich betrübt und sagte: ach, wollen wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch doch so, wie sies haben will, und sprich, es wä- re mein Kind gewesen.
Der Koch that so und trug das Schwein- chen in brauner Brühe auf, "da wäre das Kind," und sie aß es auf mit großem Appetit.
Bald darauf dachte die Alte: das Kinder- fleisch hat mir so zart geschmeckt, du willst das zweite auch essen, rief den Koch und hieß ihn in den Keller gehen, und den zweiten Sohn schlachten.
"Mit was für einer Brühe soll ich ihn kochen?" ei, mit einer weißen, sprach die alte Königin.
Der Koch ging hinunter und sagte: ach, die alte Frau Königin hat mich geheißen, daß ich nun auch euer zweites, kleines Söhnlein schlachten und kochen soll. Die junge Königin
sprach
ſteigen, das eine Soͤhnlein zu nehmen, zu ſchlach- ten und zuzurichten.
„Mit was fuͤr einer Bruͤhe?“ fragte der Koch. Mit einer braunen, ſprach die alte Koͤnigin.
Da ging der Koch in den Keller und ſprach: „ach Frau Koͤnigin, die alte Frau Koͤnigin will haben, ich ſoll heut Abend Euren einen Sohn ſchlachten und kochen.“ Da war die junge Koͤnigin herzlich betruͤbt und ſagte: ach, wollen wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch doch ſo, wie ſies haben will, und ſprich, es waͤ- re mein Kind geweſen.
Der Koch that ſo und trug das Schwein- chen in brauner Bruͤhe auf, „da waͤre das Kind,“ und ſie aß es auf mit großem Appetit.
Bald darauf dachte die Alte: das Kinder- fleiſch hat mir ſo zart geſchmeckt, du willſt das zweite auch eſſen, rief den Koch und hieß ihn in den Keller gehen, und den zweiten Sohn ſchlachten.
„Mit was fuͤr einer Bruͤhe ſoll ich ihn kochen?“ ei, mit einer weißen, ſprach die alte Koͤnigin.
Der Koch ging hinunter und ſagte: ach, die alte Frau Koͤnigin hat mich geheißen, daß ich nun auch euer zweites, kleines Soͤhnlein ſchlachten und kochen ſoll. Die junge Koͤnigin
ſprach
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ſteigen, das eine Soͤhnlein zu nehmen, zu ſchlach-
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„Mit was fuͤr einer Bruͤhe?“ fragte der
Koch. Mit einer braunen, ſprach die alte
Koͤnigin.
Da ging der Koch in den Keller und ſprach:
„ach Frau Koͤnigin, die alte Frau Koͤnigin will
haben, ich ſoll heut Abend Euren einen Sohn
ſchlachten und kochen.“ Da war die junge
Koͤnigin herzlich betruͤbt und ſagte: ach, wollen
wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch
doch ſo, wie ſies haben will, und ſprich, es waͤ-
re mein Kind geweſen.
Der Koch that ſo und trug das Schwein-
chen in brauner Bruͤhe auf, „da waͤre das
Kind,“ und ſie aß es auf mit großem Appetit.
Bald darauf dachte die Alte: das Kinder-
fleiſch hat mir ſo zart geſchmeckt, du willſt das
zweite auch eſſen, rief den Koch und hieß ihn
in den Keller gehen, und den zweiten Sohn
ſchlachten.
„Mit was fuͤr einer Bruͤhe ſoll ich ihn
kochen?“ ei, mit einer weißen, ſprach die alte
Koͤnigin.
Der Koch ging hinunter und ſagte: ach,
die alte Frau Koͤnigin hat mich geheißen, daß
ich nun auch euer zweites, kleines Soͤhnlein
ſchlachten und kochen ſoll. Die junge Koͤnigin
ſprach
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/418>, abgerufen am 28.11.2024.
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