Kohle und sagte: "ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und Ihr sollt über mich fahren." Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte und war todt. Wie das ein Stein sah, wollte er dem Hähnchen helfen, und legte sich über das Was- ser, da zog nun das Hähnchen den Wagen sel- ber, wie es ihn aber bald drüben hatte, und war mit dem todten Hühnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf saßen auch heraufziehen, da waren ihrer zu viel geworden, und der Wagen fiel zurück, und alles fiel mit- einander in das Wasser und ertrank. Da war das Hähnchen noch allein mit dem todten Hühn- chen, und grub ihm da ein Grab, und legte es hinein, und machte einen Hügel darüber, auf den setzte es sich und grämte sich so lang, bis es auch starb; und da war alles todt.
81. Der Schmidt und der Teufel.
Es war einmal ein Schmidt, der lebte gu- ter Dinge, verthat sein Geld, processirte viel und wie ein paar Jahr herum waren, hatte er keinen Heller mehr im Beutel. Was soll ich mich lang quälen auf der Welt, dachte er, ging hinaus in den Wald und wollt' sich da an ei-
Kohle und ſagte: „ich bin groß genug, ich will mich daruͤber legen, und Ihr ſollt uͤber mich fahren.“ Die Kohle legte ſich auch an das Waſſer, aber ſie beruͤhrte es ungluͤcklicher Weiſe ein wenig, da ziſchte ſie, verloͤſchte und war todt. Wie das ein Stein ſah, wollte er dem Haͤhnchen helfen, und legte ſich uͤber das Waſ- ſer, da zog nun das Haͤhnchen den Wagen ſel- ber, wie es ihn aber bald druͤben hatte, und war mit dem todten Huͤhnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf ſaßen auch heraufziehen, da waren ihrer zu viel geworden, und der Wagen fiel zuruͤck, und alles fiel mit- einander in das Waſſer und ertrank. Da war das Haͤhnchen noch allein mit dem todten Huͤhn- chen, und grub ihm da ein Grab, und legte es hinein, und machte einen Huͤgel daruͤber, auf den ſetzte es ſich und graͤmte ſich ſo lang, bis es auch ſtarb; und da war alles todt.
81. Der Schmidt und der Teufel.
Es war einmal ein Schmidt, der lebte gu- ter Dinge, verthat ſein Geld, proceſſirte viel und wie ein paar Jahr herum waren, hatte er keinen Heller mehr im Beutel. Was ſoll ich mich lang quaͤlen auf der Welt, dachte er, ging hinaus in den Wald und wollt' ſich da an ei-
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Kohle und ſagte: „ich bin groß genug, ich will
mich daruͤber legen, und Ihr ſollt uͤber mich
fahren.“ Die Kohle legte ſich auch an das
Waſſer, aber ſie beruͤhrte es ungluͤcklicher Weiſe
ein wenig, da ziſchte ſie, verloͤſchte und war
todt. Wie das ein Stein ſah, wollte er dem
Haͤhnchen helfen, und legte ſich uͤber das Waſ-
ſer, da zog nun das Haͤhnchen den Wagen ſel-
ber, wie es ihn aber bald druͤben hatte, und
war mit dem todten Huͤhnchen auf dem Land
und wollte die andern, die hintenauf ſaßen auch
heraufziehen, da waren ihrer zu viel geworden,
und der Wagen fiel zuruͤck, und alles fiel mit-
einander in das Waſſer und ertrank. Da war
das Haͤhnchen noch allein mit dem todten Huͤhn-
chen, und grub ihm da ein Grab, und legte es
hinein, und machte einen Huͤgel daruͤber, auf
den ſetzte es ſich und graͤmte ſich ſo lang, bis
es auch ſtarb; und da war alles todt.
81.
Der Schmidt und der Teufel.
Es war einmal ein Schmidt, der lebte gu-
ter Dinge, verthat ſein Geld, proceſſirte viel
und wie ein paar Jahr herum waren, hatte er
keinen Heller mehr im Beutel. Was ſoll ich
mich lang quaͤlen auf der Welt, dachte er, ging
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/394>, abgerufen am 24.11.2024.
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