Wünschelruthe und einen Kuchen mit einer Bohne, die auf alles Antwort gab.
Nun ging sie mit dem Prinzen fort, sie hatten den Meilenstiefel an, und mit jedem Schritt machten sie eine Meile. Zuweilen fru- gen sie die Bohne: "Bohne, bist du auch da?" "ja, sagte die Bohne, da bin ich, eilt euch aber, denn die alte Menschenfresserin kommt nach im andern Meilenstiefel, der dort geblie- ben ist!" Da nahm das Mädchen die Wün- schelruthe und verwandelte sich in einen Schwan, den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan schwimmt. Die Menschenfresserin kam und lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang ihr nicht, und verdrießlich ging sie heim. Das Mädchen und der Prinz setzten ihren Weg fort: "Bohne, bist du da?" "ja, sprach die Bohne, hier bin ich, aber die alte Frau kommt schon wieder, der Menschen- fresser hat ihr gesagt, warum sie sich habe an- führen lassen." Da nahm das Mädchen den Stab, und verwandelte sich und den Prinzen in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo nicht dringen kann, also kehrte sie unverrichte- ter Sache wieder um, und die andern setzten ihren Weg fort.
"Bohne, bist du da?" ja, hier bin ich, aber ich sehe die Frau Okerlo
Wuͤnſchelruthe und einen Kuchen mit einer Bohne, die auf alles Antwort gab.
Nun ging ſie mit dem Prinzen fort, ſie hatten den Meilenſtiefel an, und mit jedem Schritt machten ſie eine Meile. Zuweilen fru- gen ſie die Bohne: „Bohne, biſt du auch da?“ „ja, ſagte die Bohne, da bin ich, eilt euch aber, denn die alte Menſchenfreſſerin kommt nach im andern Meilenſtiefel, der dort geblie- ben iſt!“ Da nahm das Maͤdchen die Wuͤn- ſchelruthe und verwandelte ſich in einen Schwan, den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan ſchwimmt. Die Menſchenfreſſerin kam und lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang ihr nicht, und verdrießlich ging ſie heim. Das Maͤdchen und der Prinz ſetzten ihren Weg fort: „Bohne, biſt du da?“ „ja, ſprach die Bohne, hier bin ich, aber die alte Frau kommt ſchon wieder, der Menſchen- freſſer hat ihr geſagt, warum ſie ſich habe an- fuͤhren laſſen.“ Da nahm das Maͤdchen den Stab, und verwandelte ſich und den Prinzen in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo nicht dringen kann, alſo kehrte ſie unverrichte- ter Sache wieder um, und die andern ſetzten ihren Weg fort.
„Bohne, biſt du da?“ ja, hier bin ich, aber ich ſehe die Frau Okerlo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0368"n="334"/>
Wuͤnſchelruthe und einen Kuchen mit einer<lb/>
Bohne, die auf alles Antwort gab.</p><lb/><p>Nun ging ſie mit dem Prinzen fort, ſie<lb/>
hatten den Meilenſtiefel an, und mit jedem<lb/>
Schritt machten ſie eine Meile. Zuweilen fru-<lb/>
gen ſie die Bohne:<lb/><hirendition="#c">„Bohne, biſt du auch da?“</hi><lb/>„ja, ſagte die Bohne, da bin ich, eilt euch<lb/>
aber, denn die alte Menſchenfreſſerin kommt<lb/>
nach im andern Meilenſtiefel, der dort geblie-<lb/>
ben iſt!“ Da nahm das Maͤdchen die Wuͤn-<lb/>ſchelruthe und verwandelte ſich in einen Schwan,<lb/>
den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan<lb/>ſchwimmt. Die Menſchenfreſſerin kam und<lb/>
lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang<lb/>
ihr nicht, und verdrießlich ging ſie heim. Das<lb/>
Maͤdchen und der Prinz ſetzten ihren Weg fort:<lb/><hirendition="#c">„Bohne, biſt du da?“</hi><lb/>„ja, ſprach die Bohne, hier bin ich, aber die<lb/>
alte Frau kommt ſchon wieder, der Menſchen-<lb/>
freſſer hat ihr geſagt, warum ſie ſich habe an-<lb/>
fuͤhren laſſen.“ Da nahm das Maͤdchen den<lb/>
Stab, und verwandelte ſich und den Prinzen<lb/>
in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo<lb/>
nicht dringen kann, alſo kehrte ſie unverrichte-<lb/>
ter Sache wieder um, und die andern ſetzten<lb/>
ihren Weg fort.</p><lb/><p><hirendition="#c">„Bohne, biſt du da?“</hi><lb/>
ja, hier bin ich, aber ich ſehe die Frau Okerlo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[334/0368]
Wuͤnſchelruthe und einen Kuchen mit einer
Bohne, die auf alles Antwort gab.
Nun ging ſie mit dem Prinzen fort, ſie
hatten den Meilenſtiefel an, und mit jedem
Schritt machten ſie eine Meile. Zuweilen fru-
gen ſie die Bohne:
„Bohne, biſt du auch da?“
„ja, ſagte die Bohne, da bin ich, eilt euch
aber, denn die alte Menſchenfreſſerin kommt
nach im andern Meilenſtiefel, der dort geblie-
ben iſt!“ Da nahm das Maͤdchen die Wuͤn-
ſchelruthe und verwandelte ſich in einen Schwan,
den Prinzen in einen Teich, worauf der Schwan
ſchwimmt. Die Menſchenfreſſerin kam und
lockte den Schwan ans Ufer, allein es gelang
ihr nicht, und verdrießlich ging ſie heim. Das
Maͤdchen und der Prinz ſetzten ihren Weg fort:
„Bohne, biſt du da?“
„ja, ſprach die Bohne, hier bin ich, aber die
alte Frau kommt ſchon wieder, der Menſchen-
freſſer hat ihr geſagt, warum ſie ſich habe an-
fuͤhren laſſen.“ Da nahm das Maͤdchen den
Stab, und verwandelte ſich und den Prinzen
in eine Staubwolke, wodurch die Frau Okerlo
nicht dringen kann, alſo kehrte ſie unverrichte-
ter Sache wieder um, und die andern ſetzten
ihren Weg fort.
„Bohne, biſt du da?“
ja, hier bin ich, aber ich ſehe die Frau Okerlo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/368>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.