dem König die Brodsuppe kochen. Allerlei-Rauh ging in sein Ställchen, wusch sich rein und nahm das Mondkleid heraus, noch reiner und glänzender als der gefallene Schnee, und wie es hinauf kam ging eben der Tanz an, da reich- te ihm der König die Hand, und tanzte mit ihm, und zweifelte nicht mehr, daß das seine Braut sey, denn niemand auf der Welt hatte außer ihr noch so goldene Haare; wie aber der Tanz zu Ende war, war auch die Prinzessin schon wieder draußen, und alle Mühe umsonst, der König konnte sie nicht finden, und hatte auch kein einzig Wort mit ihr sprechen können. Sie war aber wieder Allerlei-Rauh, schwarz im Gesicht und an den Händen, stand in der Küche, und kochte dem König die Brodsuppe, und der Koch war hinaufgegangen und guckte zu. Und als die Suppe fertig war, that sie das goldne Spinnrad hinein. Der König aß die Suppe, und sie däuchte ihm noch besser, und als er zuletzt das goldene Spinnrad fand, er- staunte er noch mehr, denn das hatte er einmal seiner Braut geschenkt. Der Koch ward geru- fen, und dann Allerlei-Rauh, aber die gab wieder zur Antwort, sie wisse nichts davon, und sey nur dazu da, daß ihr die Stiefel um den Kopf geworfen würden.
Der König stellte zum drittenmal einen Ball an, und hoffte seine Braut sollte wieder
dem Koͤnig die Brodſuppe kochen. Allerlei-Rauh ging in ſein Staͤllchen, wuſch ſich rein und nahm das Mondkleid heraus, noch reiner und glaͤnzender als der gefallene Schnee, und wie es hinauf kam ging eben der Tanz an, da reich- te ihm der Koͤnig die Hand, und tanzte mit ihm, und zweifelte nicht mehr, daß das ſeine Braut ſey, denn niemand auf der Welt hatte außer ihr noch ſo goldene Haare; wie aber der Tanz zu Ende war, war auch die Prinzeſſin ſchon wieder draußen, und alle Muͤhe umſonſt, der Koͤnig konnte ſie nicht finden, und hatte auch kein einzig Wort mit ihr ſprechen koͤnnen. Sie war aber wieder Allerlei-Rauh, ſchwarz im Geſicht und an den Haͤnden, ſtand in der Kuͤche, und kochte dem Koͤnig die Brodſuppe, und der Koch war hinaufgegangen und guckte zu. Und als die Suppe fertig war, that ſie das goldne Spinnrad hinein. Der Koͤnig aß die Suppe, und ſie daͤuchte ihm noch beſſer, und als er zuletzt das goldene Spinnrad fand, er- ſtaunte er noch mehr, denn das hatte er einmal ſeiner Braut geſchenkt. Der Koch ward geru- fen, und dann Allerlei-Rauh, aber die gab wieder zur Antwort, ſie wiſſe nichts davon, und ſey nur dazu da, daß ihr die Stiefel um den Kopf geworfen wuͤrden.
Der Koͤnig ſtellte zum drittenmal einen Ball an, und hoffte ſeine Braut ſollte wieder
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0348"n="314"/>
dem Koͤnig die Brodſuppe kochen. Allerlei-Rauh<lb/>
ging in ſein Staͤllchen, wuſch ſich rein und<lb/>
nahm das Mondkleid heraus, noch reiner und<lb/>
glaͤnzender als der gefallene Schnee, und wie<lb/>
es hinauf kam ging eben der Tanz an, da reich-<lb/>
te ihm der Koͤnig die Hand, und tanzte mit<lb/>
ihm, und zweifelte nicht mehr, daß das ſeine<lb/>
Braut ſey, denn niemand auf der Welt hatte<lb/>
außer ihr noch ſo goldene Haare; wie aber der<lb/>
Tanz zu Ende war, war auch die Prinzeſſin<lb/>ſchon wieder draußen, und alle Muͤhe umſonſt,<lb/>
der Koͤnig konnte ſie nicht finden, und hatte<lb/>
auch kein einzig Wort mit ihr ſprechen koͤnnen.<lb/>
Sie war aber wieder Allerlei-Rauh, ſchwarz<lb/>
im Geſicht und an den Haͤnden, ſtand in der<lb/>
Kuͤche, und kochte dem Koͤnig die Brodſuppe,<lb/>
und der Koch war hinaufgegangen und guckte<lb/>
zu. Und als die Suppe fertig war, that ſie<lb/>
das goldne Spinnrad hinein. Der Koͤnig aß<lb/>
die Suppe, und ſie daͤuchte ihm noch beſſer, und<lb/>
als er zuletzt das goldene Spinnrad fand, er-<lb/>ſtaunte er noch mehr, denn das hatte er einmal<lb/>ſeiner Braut geſchenkt. Der Koch ward geru-<lb/>
fen, und dann Allerlei-Rauh, aber die gab<lb/>
wieder zur Antwort, ſie wiſſe nichts davon, und<lb/>ſey nur dazu da, daß ihr die Stiefel um den<lb/>
Kopf geworfen wuͤrden.</p><lb/><p>Der Koͤnig ſtellte zum drittenmal einen<lb/>
Ball an, und hoffte ſeine Braut ſollte wieder<lb/></p></div></body></text></TEI>
[314/0348]
dem Koͤnig die Brodſuppe kochen. Allerlei-Rauh
ging in ſein Staͤllchen, wuſch ſich rein und
nahm das Mondkleid heraus, noch reiner und
glaͤnzender als der gefallene Schnee, und wie
es hinauf kam ging eben der Tanz an, da reich-
te ihm der Koͤnig die Hand, und tanzte mit
ihm, und zweifelte nicht mehr, daß das ſeine
Braut ſey, denn niemand auf der Welt hatte
außer ihr noch ſo goldene Haare; wie aber der
Tanz zu Ende war, war auch die Prinzeſſin
ſchon wieder draußen, und alle Muͤhe umſonſt,
der Koͤnig konnte ſie nicht finden, und hatte
auch kein einzig Wort mit ihr ſprechen koͤnnen.
Sie war aber wieder Allerlei-Rauh, ſchwarz
im Geſicht und an den Haͤnden, ſtand in der
Kuͤche, und kochte dem Koͤnig die Brodſuppe,
und der Koch war hinaufgegangen und guckte
zu. Und als die Suppe fertig war, that ſie
das goldne Spinnrad hinein. Der Koͤnig aß
die Suppe, und ſie daͤuchte ihm noch beſſer, und
als er zuletzt das goldene Spinnrad fand, er-
ſtaunte er noch mehr, denn das hatte er einmal
ſeiner Braut geſchenkt. Der Koch ward geru-
fen, und dann Allerlei-Rauh, aber die gab
wieder zur Antwort, ſie wiſſe nichts davon, und
ſey nur dazu da, daß ihr die Stiefel um den
Kopf geworfen wuͤrden.
Der Koͤnig ſtellte zum drittenmal einen
Ball an, und hoffte ſeine Braut ſollte wieder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/348>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.