nun der Ball zu Ende war, ließ sich der Kö- nig seine Brodsuppe bringen, die schmeckte ihm so gut, daß er meinte, er hätte noch nie eine so gute gegessen, wie er aber fertig war, fand er den Ring auf dem Grund liegen, und wie er ihn genau ansah, da war es sein Treuring. Da verwunderte er sich, konnte nicht begreifen, wie der Ring dahin kam, und ließ den Koch rufen; der Koch ward bös über Allerlei-Rauh: "du hast gewiß ein Haar hineinfallen lassen, wenn das wahr ist, so kriegst du Schläge." Wie aber der Koch hinauf kam, fragte der Kö- nig, wer die Suppe gekocht habe, die wär bes- ser als sonst gewesen, da mußte er gestehen, daß es Allerlei-Rauh gethan, und da hieß ihn der König Allerlei-Rauh heraufschicken. Wie es kam, sagte der König: "wer bist du und was machst du in meinem Schloß, woher hast du den Ring, der in der Suppe lag?" Es antwortete aber: "ich bin nichts als ein armes Kind, dem Vater und Mutter gestorben sind, habe nichts und bin zu gar nichts gut, als daß die Stiefel mir um den Kopf geworfen werden, und von dem Ring weiß ich auch nichts," da- mit lief es fort.
Darnach war wieder ein Ball; da bat Aller- lei-Rauh den Koch wieder, er solle es hinaufge- hen lassen. Der Koch erlaubte es auch nur auf eine halbe Stunde, dann solle es da seyn und
nun der Ball zu Ende war, ließ ſich der Koͤ- nig ſeine Brodſuppe bringen, die ſchmeckte ihm ſo gut, daß er meinte, er haͤtte noch nie eine ſo gute gegeſſen, wie er aber fertig war, fand er den Ring auf dem Grund liegen, und wie er ihn genau anſah, da war es ſein Treuring. Da verwunderte er ſich, konnte nicht begreifen, wie der Ring dahin kam, und ließ den Koch rufen; der Koch ward boͤs uͤber Allerlei-Rauh: „du haſt gewiß ein Haar hineinfallen laſſen, wenn das wahr iſt, ſo kriegſt du Schlaͤge.“ Wie aber der Koch hinauf kam, fragte der Koͤ- nig, wer die Suppe gekocht habe, die waͤr beſ- ſer als ſonſt geweſen, da mußte er geſtehen, daß es Allerlei-Rauh gethan, und da hieß ihn der Koͤnig Allerlei-Rauh heraufſchicken. Wie es kam, ſagte der Koͤnig: „wer biſt du und was machſt du in meinem Schloß, woher haſt du den Ring, der in der Suppe lag?“ Es antwortete aber: „ich bin nichts als ein armes Kind, dem Vater und Mutter geſtorben ſind, habe nichts und bin zu gar nichts gut, als daß die Stiefel mir um den Kopf geworfen werden, und von dem Ring weiß ich auch nichts,“ da- mit lief es fort.
Darnach war wieder ein Ball; da bat Aller- lei-Rauh den Koch wieder, er ſolle es hinaufge- hen laſſen. Der Koch erlaubte es auch nur auf eine halbe Stunde, dann ſolle es da ſeyn und
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nun der Ball zu Ende war, ließ ſich der Koͤ-
nig ſeine Brodſuppe bringen, die ſchmeckte ihm
ſo gut, daß er meinte, er haͤtte noch nie eine
ſo gute gegeſſen, wie er aber fertig war, fand
er den Ring auf dem Grund liegen, und wie
er ihn genau anſah, da war es ſein Treuring.
Da verwunderte er ſich, konnte nicht begreifen,
wie der Ring dahin kam, und ließ den Koch
rufen; der Koch ward boͤs uͤber Allerlei-Rauh:
„du haſt gewiß ein Haar hineinfallen laſſen,
wenn das wahr iſt, ſo kriegſt du Schlaͤge.“
Wie aber der Koch hinauf kam, fragte der Koͤ-
nig, wer die Suppe gekocht habe, die waͤr beſ-
ſer als ſonſt geweſen, da mußte er geſtehen,
daß es Allerlei-Rauh gethan, und da hieß ihn
der Koͤnig Allerlei-Rauh heraufſchicken. Wie
es kam, ſagte der Koͤnig: „wer biſt du und
was machſt du in meinem Schloß, woher haſt
du den Ring, der in der Suppe lag?“ Es
antwortete aber: „ich bin nichts als ein armes
Kind, dem Vater und Mutter geſtorben ſind,
habe nichts und bin zu gar nichts gut, als daß
die Stiefel mir um den Kopf geworfen werden,
und von dem Ring weiß ich auch nichts,“ da-
mit lief es fort.
Darnach war wieder ein Ball; da bat Aller-
lei-Rauh den Koch wieder, er ſolle es hinaufge-
hen laſſen. Der Koch erlaubte es auch nur auf
eine halbe Stunde, dann ſolle es da ſeyn und
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/347>, abgerufen am 24.11.2024.
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