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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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werden wieder geblasen, und Dummlings seine
bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin-
unter und klagte dem Mädchen, was sein Va-
ter wieder für ihn so schweres aufgelegt habe,
das Mädchen aber sagte, es wolle ihm schon
helfen, er solle nur weiter in dem Gewölbe ge-
hen, da werde er die schönste auf der Welt fin-
den. Der Dummling ging hin und kam an
ein Gemach, worin alles von Gold und Edel-
steinen schimmerte und flimmerte, aber statt ei-
ner schönen Frau, saß ein garstiger Frosch mit-
ten darin. Der Frosch rief ihm zu: "umschling
mich und versenk dich!" Er wollte aber nicht,
da rief der Frosch zum zweiten und dritten-
mal: "umschling mich und versenk dich!" Da
faßte der Dummling den Frosch, und trug ihn
herauf zu einem Teich, und sprang mit ihm
hinein, kaum aber hatte das Wasser sie berührt,
so hielt er die allerschönste Jungfrau in seinen
Armen. Und sie stiegen heraus, und er führte
sie vor seinen Vater, da war sie tausendmal
schöner, als die Frauen, die sich die andern
Prinzen mitgebracht. Nun wäre das Reich
wieder dem Dummling gewesen, aber die zwei
lärmten und verlangten, der sollte den Vorzug
haben, dessen Frau bis zu einem Ring, der
mitten im Saal festhing, springen könnte; der
König willigte auch endlich darein. Die Frau
des ältesten konnte aber kaum halb so hoch

werden wieder geblaſen, und Dummlings ſeine
bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin-
unter und klagte dem Maͤdchen, was ſein Va-
ter wieder fuͤr ihn ſo ſchweres aufgelegt habe,
das Maͤdchen aber ſagte, es wolle ihm ſchon
helfen, er ſolle nur weiter in dem Gewoͤlbe ge-
hen, da werde er die ſchoͤnſte auf der Welt fin-
den. Der Dummling ging hin und kam an
ein Gemach, worin alles von Gold und Edel-
ſteinen ſchimmerte und flimmerte, aber ſtatt ei-
ner ſchoͤnen Frau, ſaß ein garſtiger Froſch mit-
ten darin. Der Froſch rief ihm zu: „umſchling
mich und verſenk dich!“ Er wollte aber nicht,
da rief der Froſch zum zweiten und dritten-
mal: „umſchling mich und verſenk dich!“ Da
faßte der Dummling den Froſch, und trug ihn
herauf zu einem Teich, und ſprang mit ihm
hinein, kaum aber hatte das Waſſer ſie beruͤhrt,
ſo hielt er die allerſchoͤnſte Jungfrau in ſeinen
Armen. Und ſie ſtiegen heraus, und er fuͤhrte
ſie vor ſeinen Vater, da war ſie tauſendmal
ſchoͤner, als die Frauen, die ſich die andern
Prinzen mitgebracht. Nun waͤre das Reich
wieder dem Dummling geweſen, aber die zwei
laͤrmten und verlangten, der ſollte den Vorzug
haben, deſſen Frau bis zu einem Ring, der
mitten im Saal feſthing, ſpringen koͤnnte; der
Koͤnig willigte auch endlich darein. Die Frau
des aͤlteſten konnte aber kaum halb ſo hoch

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[302/0336] werden wieder geblaſen, und Dummlings ſeine bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hin- unter und klagte dem Maͤdchen, was ſein Va- ter wieder fuͤr ihn ſo ſchweres aufgelegt habe, das Maͤdchen aber ſagte, es wolle ihm ſchon helfen, er ſolle nur weiter in dem Gewoͤlbe ge- hen, da werde er die ſchoͤnſte auf der Welt fin- den. Der Dummling ging hin und kam an ein Gemach, worin alles von Gold und Edel- ſteinen ſchimmerte und flimmerte, aber ſtatt ei- ner ſchoͤnen Frau, ſaß ein garſtiger Froſch mit- ten darin. Der Froſch rief ihm zu: „umſchling mich und verſenk dich!“ Er wollte aber nicht, da rief der Froſch zum zweiten und dritten- mal: „umſchling mich und verſenk dich!“ Da faßte der Dummling den Froſch, und trug ihn herauf zu einem Teich, und ſprang mit ihm hinein, kaum aber hatte das Waſſer ſie beruͤhrt, ſo hielt er die allerſchoͤnſte Jungfrau in ſeinen Armen. Und ſie ſtiegen heraus, und er fuͤhrte ſie vor ſeinen Vater, da war ſie tauſendmal ſchoͤner, als die Frauen, die ſich die andern Prinzen mitgebracht. Nun waͤre das Reich wieder dem Dummling geweſen, aber die zwei laͤrmten und verlangten, der ſollte den Vorzug haben, deſſen Frau bis zu einem Ring, der mitten im Saal feſthing, ſpringen koͤnnte; der Koͤnig willigte auch endlich darein. Die Frau des aͤlteſten konnte aber kaum halb ſo hoch

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/336>, abgerufen am 24.11.2024.