men kommt, seine einzige schöne Tochter heira- then soll, aber ich hab' einmal meinen Kopf drauf gesetzt, und thus nicht, und wenns die ganze Welt haben wollt." -- "Hört einmal, geht das nicht, daß sich ein anderer in den Ka- sten setzt und die Königstochter kriegt?" -- "O ja, das geht auch." -- "So will ich mich an eure Stelle hineinsetzen." Da stieg der Schneider aus, der Schäfer ein; der Schnei- der machte den Kasten noch zu, und der Schä- fer ging bald unter. Der Schneider aber nahm die ganze Heerde des Schäfers und trieb sie heim.
Die Bauern aber wunderten sich, wie das zugegangen, daß er wieder käme, und obendrein die vielen Schaafe hätte. Der Schneider sagte: "ich war untergesunken, tief, tief! da fand ich auf dem Grund die ganze Heerde, und nahm sie mit heraus. Die Bauern wollten sich da auch Schafe holen, und gingen mit einander hinaus ans Wasser; den Tag war der Himmel ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da rie- fen sie: "wir sehen schon die Lämmer unten auf dem Grund!" Da sprach der Schulz: "ich will erst hinunter, und mich umsehen, und wenn es gut ist, will ich euch rufen. Wie er nun hineinstürzte, rauschte es in dem Was- ser: plump! da meinten sie er riefe ihnen zu: kommt! und stürzten sich alle hinter
men kommt, ſeine einzige ſchoͤne Tochter heira- then ſoll, aber ich hab' einmal meinen Kopf drauf geſetzt, und thus nicht, und wenns die ganze Welt haben wollt.“ — „Hoͤrt einmal, geht das nicht, daß ſich ein anderer in den Ka- ſten ſetzt und die Koͤnigstochter kriegt?“ — „O ja, das geht auch.“ — „So will ich mich an eure Stelle hineinſetzen.“ Da ſtieg der Schneider aus, der Schaͤfer ein; der Schnei- der machte den Kaſten noch zu, und der Schaͤ- fer ging bald unter. Der Schneider aber nahm die ganze Heerde des Schaͤfers und trieb ſie heim.
Die Bauern aber wunderten ſich, wie das zugegangen, daß er wieder kaͤme, und obendrein die vielen Schaafe haͤtte. Der Schneider ſagte: „ich war untergeſunken, tief, tief! da fand ich auf dem Grund die ganze Heerde, und nahm ſie mit heraus. Die Bauern wollten ſich da auch Schafe holen, und gingen mit einander hinaus ans Waſſer; den Tag war der Himmel ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da rie- fen ſie: „wir ſehen ſchon die Laͤmmer unten auf dem Grund!“ Da ſprach der Schulz: „ich will erſt hinunter, und mich umſehen, und wenn es gut iſt, will ich euch rufen. Wie er nun hineinſtuͤrzte, rauſchte es in dem Waſ- ſer: plump! da meinten ſie er riefe ihnen zu: kommt! und ſtuͤrzten ſich alle hinter
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0318"n="284"/>
men kommt, ſeine einzige ſchoͤne Tochter heira-<lb/>
then ſoll, aber ich hab' einmal meinen Kopf<lb/>
drauf geſetzt, und thus nicht, und wenns die<lb/>
ganze Welt haben wollt.“—„Hoͤrt einmal,<lb/>
geht das nicht, daß ſich ein anderer in den Ka-<lb/>ſten ſetzt und die Koͤnigstochter kriegt?“—<lb/>„O ja, das geht auch.“—„So will ich mich<lb/>
an eure Stelle hineinſetzen.“ Da ſtieg der<lb/>
Schneider aus, der Schaͤfer ein; der Schnei-<lb/>
der machte den Kaſten noch zu, und der Schaͤ-<lb/>
fer ging bald unter. Der Schneider aber<lb/>
nahm die ganze Heerde des Schaͤfers und trieb<lb/>ſie heim.</p><lb/><p>Die Bauern aber wunderten ſich, wie das<lb/>
zugegangen, daß er wieder kaͤme, und obendrein<lb/>
die vielen Schaafe haͤtte. Der Schneider ſagte:<lb/>„ich war untergeſunken, tief, tief! da fand ich<lb/>
auf dem Grund die ganze Heerde, und nahm<lb/>ſie mit heraus. Die Bauern wollten ſich da<lb/>
auch Schafe holen, und gingen mit einander<lb/>
hinaus ans Waſſer; den Tag war der Himmel<lb/>
ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da rie-<lb/>
fen ſie: „wir ſehen ſchon die Laͤmmer unten<lb/>
auf dem Grund!“ Da ſprach der Schulz:<lb/>„ich will erſt hinunter, und mich umſehen, und<lb/>
wenn es gut iſt, will ich euch rufen. Wie er<lb/>
nun hineinſtuͤrzte, rauſchte es in dem Waſ-<lb/>ſer: <hirendition="#g">plump</hi>! da meinten ſie er riefe ihnen<lb/>
zu: <hirendition="#g">kommt</hi>! und ſtuͤrzten ſich alle hinter<lb/></p></div></body></text></TEI>
[284/0318]
men kommt, ſeine einzige ſchoͤne Tochter heira-
then ſoll, aber ich hab' einmal meinen Kopf
drauf geſetzt, und thus nicht, und wenns die
ganze Welt haben wollt.“ — „Hoͤrt einmal,
geht das nicht, daß ſich ein anderer in den Ka-
ſten ſetzt und die Koͤnigstochter kriegt?“ —
„O ja, das geht auch.“ — „So will ich mich
an eure Stelle hineinſetzen.“ Da ſtieg der
Schneider aus, der Schaͤfer ein; der Schnei-
der machte den Kaſten noch zu, und der Schaͤ-
fer ging bald unter. Der Schneider aber
nahm die ganze Heerde des Schaͤfers und trieb
ſie heim.
Die Bauern aber wunderten ſich, wie das
zugegangen, daß er wieder kaͤme, und obendrein
die vielen Schaafe haͤtte. Der Schneider ſagte:
„ich war untergeſunken, tief, tief! da fand ich
auf dem Grund die ganze Heerde, und nahm
ſie mit heraus. Die Bauern wollten ſich da
auch Schafe holen, und gingen mit einander
hinaus ans Waſſer; den Tag war der Himmel
ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da rie-
fen ſie: „wir ſehen ſchon die Laͤmmer unten
auf dem Grund!“ Da ſprach der Schulz:
„ich will erſt hinunter, und mich umſehen, und
wenn es gut iſt, will ich euch rufen. Wie er
nun hineinſtuͤrzte, rauſchte es in dem Waſ-
ſer: plump! da meinten ſie er riefe ihnen
zu: kommt! und ſtuͤrzten ſich alle hinter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/318>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.