meine erste Braut wieder gefunden." Da mußte am andern Morgen die Königin zu ih- rem Vater wieder heimgehen, und der König vermählte sich mit seiner rechten Braut, und die lebten so lang vergnügt, bis sie gestor- ben sind.
60. Das Goldei.
Es waren einmal ein paar arme Besenbin- dersjungen, die hatten noch ein Schwesterchen zu ernähren, da ging es ihnen allen knapp und kümmerlich. Sie mußten alle Tage in den Wald und sich Reisig holen, und wenn die Be- sen gebunden waren, verkaufte sie das Schwe- sterchen. Einsmals gingen sie in den Wald, und der jüngste stieg auf einen Birkenbaum, und wollte die Aeste herabhauen, da fand er ein Nest, und darin saß ein dunkelfarbiges Vö- gelchen, dem schimmerte etwas durch die Flü- gel, und weil das Vögelchen gar nicht wegflog, und auch nicht scheu that, hob er den Flügel auf und fand ein goldenes Ei, das nahm er und stieg da mit herab. Sie freuten sich über ih- ren Fund, und gingen damit zum Goldschmid, der sagte, es sey feines Gold und gab ihnen viel Geld dafür. Am andern Morgen gingen sie wieder in den Wald, und fanden auch wie-
meine erſte Braut wieder gefunden.“ Da mußte am andern Morgen die Koͤnigin zu ih- rem Vater wieder heimgehen, und der Koͤnig vermaͤhlte ſich mit ſeiner rechten Braut, und die lebten ſo lang vergnuͤgt, bis ſie geſtor- ben ſind.
60. Das Goldei.
Es waren einmal ein paar arme Beſenbin- dersjungen, die hatten noch ein Schweſterchen zu ernaͤhren, da ging es ihnen allen knapp und kuͤmmerlich. Sie mußten alle Tage in den Wald und ſich Reiſig holen, und wenn die Be- ſen gebunden waren, verkaufte ſie das Schwe- ſterchen. Einsmals gingen ſie in den Wald, und der juͤngſte ſtieg auf einen Birkenbaum, und wollte die Aeſte herabhauen, da fand er ein Neſt, und darin ſaß ein dunkelfarbiges Voͤ- gelchen, dem ſchimmerte etwas durch die Fluͤ- gel, und weil das Voͤgelchen gar nicht wegflog, und auch nicht ſcheu that, hob er den Fluͤgel auf und fand ein goldenes Ei, das nahm er und ſtieg da mit herab. Sie freuten ſich uͤber ih- ren Fund, und gingen damit zum Goldſchmid, der ſagte, es ſey feines Gold und gab ihnen viel Geld dafuͤr. Am andern Morgen gingen ſie wieder in den Wald, und fanden auch wie-
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meine erſte Braut wieder gefunden.“ Da
mußte am andern Morgen die Koͤnigin zu ih-
rem Vater wieder heimgehen, und der Koͤnig
vermaͤhlte ſich mit ſeiner rechten Braut, und
die lebten ſo lang vergnuͤgt, bis ſie geſtor-
ben ſind.
60.
Das Goldei.
Es waren einmal ein paar arme Beſenbin-
dersjungen, die hatten noch ein Schweſterchen
zu ernaͤhren, da ging es ihnen allen knapp und
kuͤmmerlich. Sie mußten alle Tage in den
Wald und ſich Reiſig holen, und wenn die Be-
ſen gebunden waren, verkaufte ſie das Schwe-
ſterchen. Einsmals gingen ſie in den Wald,
und der juͤngſte ſtieg auf einen Birkenbaum,
und wollte die Aeſte herabhauen, da fand er
ein Neſt, und darin ſaß ein dunkelfarbiges Voͤ-
gelchen, dem ſchimmerte etwas durch die Fluͤ-
gel, und weil das Voͤgelchen gar nicht wegflog,
und auch nicht ſcheu that, hob er den Fluͤgel
auf und fand ein goldenes Ei, das nahm er und
ſtieg da mit herab. Sie freuten ſich uͤber ih-
ren Fund, und gingen damit zum Goldſchmid,
der ſagte, es ſey feines Gold und gab ihnen
viel Geld dafuͤr. Am andern Morgen gingen
ſie wieder in den Wald, und fanden auch wie-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/312>, abgerufen am 18.11.2024.
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