Alles traf so ein, die Stallknechte schnarch- ten und hielten goldne Sättel in den Händen. Und als er das goldne Pferd sah, dauerte es ihn, den schlechten Sattel aufzulegen: es wird ganz verschändet, ich will ihm einen guten ge- ben, wie sichs gebührt. Und wie er dem einen Stallknecht den guten Sattel nehmen wollte, wachte er auf und die andern miteinander, daß alles herzulief und er ins Gefängniß geworfen wurde. Den andern Morgen wurde er wieder zum Tode verurtheilt, doch sollte ihm das Le- ben und dazu der Vogel und das Pferd ge- schenkt seyn, wenn er die wunderschöne Prin- zessin herbeischaffe.
Traurig machte der Sohn sich auf; und bald, so stand der alte Fuchs da: "warum hast du mir nicht gehört, jetzt hättest du den Vogel und das Pferd, doch will ich dir noch einmal rathen: "geh geradezu, Abends wirst du beim Schloß anlangen, und Nachts um zwölf Uhr badet die Prinzessin im Badhaus, da geh hin- ein und gieb ihr einen Kuß, hernach kannst du sie mit fortnehmen, nur leide nicht, daß sie vor- her von ihren Eltern Abschied nimmt." Der Fuchs streckte seinen Schwanz, und so ging es über Stock und Stein, daß die Haare pfiffen.
Als er beim Schloß ankam, war es alles so, und Nachts gab er der Prinzessin den Kuß im Badehaus, und sie wollte gern mit ihm ge-
Alles traf ſo ein, die Stallknechte ſchnarch- ten und hielten goldne Saͤttel in den Haͤnden. Und als er das goldne Pferd ſah, dauerte es ihn, den ſchlechten Sattel aufzulegen: es wird ganz verſchaͤndet, ich will ihm einen guten ge- ben, wie ſichs gebuͤhrt. Und wie er dem einen Stallknecht den guten Sattel nehmen wollte, wachte er auf und die andern miteinander, daß alles herzulief und er ins Gefaͤngniß geworfen wurde. Den andern Morgen wurde er wieder zum Tode verurtheilt, doch ſollte ihm das Le- ben und dazu der Vogel und das Pferd ge- ſchenkt ſeyn, wenn er die wunderſchoͤne Prin- zeſſin herbeiſchaffe.
Traurig machte der Sohn ſich auf; und bald, ſo ſtand der alte Fuchs da: „warum haſt du mir nicht gehoͤrt, jetzt haͤtteſt du den Vogel und das Pferd, doch will ich dir noch einmal rathen: „geh geradezu, Abends wirſt du beim Schloß anlangen, und Nachts um zwoͤlf Uhr badet die Prinzeſſin im Badhaus, da geh hin- ein und gieb ihr einen Kuß, hernach kannſt du ſie mit fortnehmen, nur leide nicht, daß ſie vor- her von ihren Eltern Abſchied nimmt.“ Der Fuchs ſtreckte ſeinen Schwanz, und ſo ging es uͤber Stock und Stein, daß die Haare pfiffen.
Als er beim Schloß ankam, war es alles ſo, und Nachts gab er der Prinzeſſin den Kuß im Badehaus, und ſie wollte gern mit ihm ge-
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Alles traf ſo ein, die Stallknechte ſchnarch-
ten und hielten goldne Saͤttel in den Haͤnden.
Und als er das goldne Pferd ſah, dauerte es
ihn, den ſchlechten Sattel aufzulegen: es wird
ganz verſchaͤndet, ich will ihm einen guten ge-
ben, wie ſichs gebuͤhrt. Und wie er dem einen
Stallknecht den guten Sattel nehmen wollte,
wachte er auf und die andern miteinander, daß
alles herzulief und er ins Gefaͤngniß geworfen
wurde. Den andern Morgen wurde er wieder
zum Tode verurtheilt, doch ſollte ihm das Le-
ben und dazu der Vogel und das Pferd ge-
ſchenkt ſeyn, wenn er die wunderſchoͤne Prin-
zeſſin herbeiſchaffe.
Traurig machte der Sohn ſich auf; und
bald, ſo ſtand der alte Fuchs da: „warum haſt
du mir nicht gehoͤrt, jetzt haͤtteſt du den Vogel
und das Pferd, doch will ich dir noch einmal
rathen: „geh geradezu, Abends wirſt du beim
Schloß anlangen, und Nachts um zwoͤlf Uhr
badet die Prinzeſſin im Badhaus, da geh hin-
ein und gieb ihr einen Kuß, hernach kannſt du
ſie mit fortnehmen, nur leide nicht, daß ſie vor-
her von ihren Eltern Abſchied nimmt.“ Der
Fuchs ſtreckte ſeinen Schwanz, und ſo ging es
uͤber Stock und Stein, daß die Haare pfiffen.
Als er beim Schloß ankam, war es alles
ſo, und Nachts gab er der Prinzeſſin den Kuß
im Badehaus, und ſie wollte gern mit ihm ge-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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