gehts nicht länger, daß wir hier zehren und nichts verdienen, du sollst Körbe flechten." Da ging er aus und schnitt Weiden, sie aber muß- te anfangen Körbe zu flechten, die harten Wei- den stachen ihr aber die Hände wund. "Ich sehe du kannst das nicht, sagte der Mann, so spinn lieber, das wird wohl besser gehen." Da saß sie und spann, aber ihre Finger waren so zart, daß der harte Faden ihr bald tief hinein- schnitt und das Blut daran herunterlief. "Du taugst zu keiner Arbeit recht, sagte der Mann verdrießlich, ich will einen Topfhandel anfan- gen, und du sollst auf dem Markt die Waare feilhalten und verkaufen." Das erstemal gings gut, die Leute kauften der schönen Frau gern Töpfe ab und bezahlten, was sie forderte, ja viele bezahlten und ließen ihr die Töpfe noch dazu. Wie nun alles verkauft war, handelte der Mann eine Menge neu Geschirr ein, und sie saß wieder damit auf dem Markt, und hoff- te guten Gewinn, da kam ein betrunkener Hu- sar daher geritten, mitten in die Töpfe hinein, so daß sie in tausend Scherben sprangen. Da fürchtete sich die Frau, und getraute sich den ganzen Tag nicht heimzugehen, und als sie nun endlich nach Haus ging, war der Bettelmann auf und davon.
So lebte sie einige Zeit ganz armselig und in großer Dürftigkeit, da kam ein Mann und
gehts nicht laͤnger, daß wir hier zehren und nichts verdienen, du ſollſt Koͤrbe flechten.“ Da ging er aus und ſchnitt Weiden, ſie aber muß- te anfangen Koͤrbe zu flechten, die harten Wei- den ſtachen ihr aber die Haͤnde wund. „Ich ſehe du kannſt das nicht, ſagte der Mann, ſo ſpinn lieber, das wird wohl beſſer gehen.“ Da ſaß ſie und ſpann, aber ihre Finger waren ſo zart, daß der harte Faden ihr bald tief hinein- ſchnitt und das Blut daran herunterlief. „Du taugſt zu keiner Arbeit recht, ſagte der Mann verdrießlich, ich will einen Topfhandel anfan- gen, und du ſollſt auf dem Markt die Waare feilhalten und verkaufen.“ Das erſtemal gings gut, die Leute kauften der ſchoͤnen Frau gern Toͤpfe ab und bezahlten, was ſie forderte, ja viele bezahlten und ließen ihr die Toͤpfe noch dazu. Wie nun alles verkauft war, handelte der Mann eine Menge neu Geſchirr ein, und ſie ſaß wieder damit auf dem Markt, und hoff- te guten Gewinn, da kam ein betrunkener Hu- ſar daher geritten, mitten in die Toͤpfe hinein, ſo daß ſie in tauſend Scherben ſprangen. Da fuͤrchtete ſich die Frau, und getraute ſich den ganzen Tag nicht heimzugehen, und als ſie nun endlich nach Haus ging, war der Bettelmann auf und davon.
So lebte ſie einige Zeit ganz armſelig und in großer Duͤrftigkeit, da kam ein Mann und
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gehts nicht laͤnger, daß wir hier zehren und
nichts verdienen, du ſollſt Koͤrbe flechten.“ Da
ging er aus und ſchnitt Weiden, ſie aber muß-
te anfangen Koͤrbe zu flechten, die harten Wei-
den ſtachen ihr aber die Haͤnde wund. „Ich
ſehe du kannſt das nicht, ſagte der Mann, ſo
ſpinn lieber, das wird wohl beſſer gehen.“ Da
ſaß ſie und ſpann, aber ihre Finger waren ſo
zart, daß der harte Faden ihr bald tief hinein-
ſchnitt und das Blut daran herunterlief. „Du
taugſt zu keiner Arbeit recht, ſagte der Mann
verdrießlich, ich will einen Topfhandel anfan-
gen, und du ſollſt auf dem Markt die Waare
feilhalten und verkaufen.“ Das erſtemal gings
gut, die Leute kauften der ſchoͤnen Frau gern
Toͤpfe ab und bezahlten, was ſie forderte, ja
viele bezahlten und ließen ihr die Toͤpfe noch
dazu. Wie nun alles verkauft war, handelte
der Mann eine Menge neu Geſchirr ein, und
ſie ſaß wieder damit auf dem Markt, und hoff-
te guten Gewinn, da kam ein betrunkener Hu-
ſar daher geritten, mitten in die Toͤpfe hinein,
ſo daß ſie in tauſend Scherben ſprangen. Da
fuͤrchtete ſich die Frau, und getraute ſich den
ganzen Tag nicht heimzugehen, und als ſie nun
endlich nach Haus ging, war der Bettelmann
auf und davon.
So lebte ſie einige Zeit ganz armſelig und
in großer Duͤrftigkeit, da kam ein Mann und
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/270>, abgerufen am 25.11.2024.
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