das Kind getauft, stell dich nur zu rechter Zeit ein."
Am andern Morgen kam der Tod und hielt das Kind über die Taufe. Nachdem es groß geworden war, kam er einmal wieder, und nahm seinen Pathen mit in den Wald; da sprach er zu ihm: "jetzt sollst du ein Doctor werden; du brauchst nur Acht zu geben, wenn du zu ei- nem Kranken gerufen wirst und du siehst mich zu seinem Haupte stehen, so hats nichts zu sa- gen, laß ihn dann an dieser Flasche riechen und salb ihm die Füße damit, so wird er bald wieder gesund seyn; steh ich aber zu den Fü- ßen, dann ists aus, dann will ich ihn haben, und untersteh dich nicht eine Cur anzufangen." Damit gab der Tod ihm die Flasche, und er ward ein berühmter Doctor; er brauchte nur den Kranken zu sehen, so sagt' er schon voraus ob er wieder gesund werde oder sterben müsse. Einmal ward er zum König gerufen, der an ei- ner schweren Krankheit darnieder lag; wie der Doctor eintrat, sah er den Tod zu den Füßen des Königs stehen, und da konnte seine Flasche nichts mehr helfen. Doch fiel ihm ein, er woll- te den Tod betrügen, packte also den König an, und legte ihn verkehrt, so daß der Tod an seinem Haupte zu stehen kam; es glückte und der Kö- nig wurde gesund. Wie der Doctor aber wie- der zu Haus war, kam der Tod zu ihm, machte
das Kind getauft, ſtell dich nur zu rechter Zeit ein.“
Am andern Morgen kam der Tod und hielt das Kind uͤber die Taufe. Nachdem es groß geworden war, kam er einmal wieder, und nahm ſeinen Pathen mit in den Wald; da ſprach er zu ihm: „jetzt ſollſt du ein Doctor werden; du brauchſt nur Acht zu geben, wenn du zu ei- nem Kranken gerufen wirſt und du ſiehſt mich zu ſeinem Haupte ſtehen, ſo hats nichts zu ſa- gen, laß ihn dann an dieſer Flaſche riechen und ſalb ihm die Fuͤße damit, ſo wird er bald wieder geſund ſeyn; ſteh ich aber zu den Fuͤ- ßen, dann iſts aus, dann will ich ihn haben, und unterſteh dich nicht eine Cur anzufangen.“ Damit gab der Tod ihm die Flaſche, und er ward ein beruͤhmter Doctor; er brauchte nur den Kranken zu ſehen, ſo ſagt' er ſchon voraus ob er wieder geſund werde oder ſterben muͤſſe. Einmal ward er zum Koͤnig gerufen, der an ei- ner ſchweren Krankheit darnieder lag; wie der Doctor eintrat, ſah er den Tod zu den Fuͤßen des Koͤnigs ſtehen, und da konnte ſeine Flaſche nichts mehr helfen. Doch fiel ihm ein, er woll- te den Tod betruͤgen, packte alſo den Koͤnig an, und legte ihn verkehrt, ſo daß der Tod an ſeinem Haupte zu ſtehen kam; es gluͤckte und der Koͤ- nig wurde geſund. Wie der Doctor aber wie- der zu Haus war, kam der Tod zu ihm, machte
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das Kind getauft, ſtell dich nur zu rechter
Zeit ein.“
Am andern Morgen kam der Tod und hielt
das Kind uͤber die Taufe. Nachdem es groß
geworden war, kam er einmal wieder, und nahm
ſeinen Pathen mit in den Wald; da ſprach er
zu ihm: „jetzt ſollſt du ein Doctor werden;
du brauchſt nur Acht zu geben, wenn du zu ei-
nem Kranken gerufen wirſt und du ſiehſt mich
zu ſeinem Haupte ſtehen, ſo hats nichts zu ſa-
gen, laß ihn dann an dieſer Flaſche riechen
und ſalb ihm die Fuͤße damit, ſo wird er bald
wieder geſund ſeyn; ſteh ich aber zu den Fuͤ-
ßen, dann iſts aus, dann will ich ihn haben,
und unterſteh dich nicht eine Cur anzufangen.“
Damit gab der Tod ihm die Flaſche, und er
ward ein beruͤhmter Doctor; er brauchte nur
den Kranken zu ſehen, ſo ſagt' er ſchon voraus
ob er wieder geſund werde oder ſterben muͤſſe.
Einmal ward er zum Koͤnig gerufen, der an ei-
ner ſchweren Krankheit darnieder lag; wie der
Doctor eintrat, ſah er den Tod zu den Fuͤßen
des Koͤnigs ſtehen, und da konnte ſeine Flaſche
nichts mehr helfen. Doch fiel ihm ein, er woll-
te den Tod betruͤgen, packte alſo den Koͤnig an,
und legte ihn verkehrt, ſo daß der Tod an ſeinem
Haupte zu ſtehen kam; es gluͤckte und der Koͤ-
nig wurde geſund. Wie der Doctor aber wie-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/228>, abgerufen am 23.11.2024.
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