Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

ist uns nichts bewußt, doch läßt eine Stelle
des Cervantes über das Daseyn und Erzäh-
len der Märchen keinen Zweifel *). Frank-
reich hat gewiß noch jetzt mehr, als was
Charles Perrault mittheilte, der allein sie
noch als Kindermärchen behandelte (nicht
seine schlechteren Nachahmer, die Aulnoi,
Murat); er giebt nur neun, freilich die be-
kanntesten, die auch zu den schönsten gehö-
ren. Sein Verdienst besteht darin, daß er
nichts hinzugesetzt und die Sachen an sich,
Kleinigkeiten abgerechnet, unverändert gelas-
sen; seine Darstellung verdient nur das Lob,
so einfach zu seyn, als es ihm möglich war;
an sich ist der französischen Sprache, die sich
ihrer jetzigen Bildung nach, fast wie von
selbst zu epigrammatischen Wendungen und

fein-
*) -- y aquellas (cosas) que a ti te deven pare-
cer profecias, no son sino palabras de con-
sejas, o cuentos de viejas, como aquel-
los del cavallo sin cabeca, y de la
varilla de virtudes
, con que se en-
aretienen al fuego
las dilatadas noches
del invierno.

Colloq. entre cip. y Berg.

iſt uns nichts bewußt, doch laͤßt eine Stelle
des Cervantes uͤber das Daſeyn und Erzaͤh-
len der Maͤrchen keinen Zweifel *). Frank-
reich hat gewiß noch jetzt mehr, als was
Charles Perrault mittheilte, der allein ſie
noch als Kindermaͤrchen behandelte (nicht
ſeine ſchlechteren Nachahmer, die Aulnoi,
Murat); er giebt nur neun, freilich die be-
kannteſten, die auch zu den ſchoͤnſten gehoͤ-
ren. Sein Verdienſt beſteht darin, daß er
nichts hinzugeſetzt und die Sachen an ſich,
Kleinigkeiten abgerechnet, unveraͤndert gelaſ-
ſen; ſeine Darſtellung verdient nur das Lob,
ſo einfach zu ſeyn, als es ihm moͤglich war;
an ſich iſt der franzoͤſiſchen Sprache, die ſich
ihrer jetzigen Bildung nach, faſt wie von
ſelbſt zu epigrammatiſchen Wendungen und

fein-
*)y aquellas (cosas) que à ti te deven pare-
cer profecias, no son sino palabras de con-
sejas, o cuentos de viejas, como aquel-
los del cavallo sin cabeça, y de la
varilla de virtudes
, con que se en-
aretienen al fuego
las dilatadas noches
del invierno.

Colloq. entre cip. y Berg.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="XVI"/>
i&#x017F;t uns nichts bewußt, doch la&#x0364;ßt eine Stelle<lb/>
des Cervantes u&#x0364;ber das Da&#x017F;eyn und Erza&#x0364;h-<lb/>
len der Ma&#x0364;rchen keinen Zweifel <note place="foot" n="*)">&#x2014; <hi rendition="#aq">y aquellas (cosas) que à ti te deven pare-<lb/>
cer profecias, no son sino palabras de con-<lb/>
sejas, o <hi rendition="#g">cuentos de viejas</hi>, como aquel-<lb/>
los <hi rendition="#g">del cavallo sin cabeça, y de la<lb/>
varilla de virtudes</hi>, con que se <hi rendition="#g">en-<lb/>
aretienen al fuego</hi> las dilatadas noches<lb/>
del invierno.</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Colloq. entre cip. y Berg.</hi></hi></note>. Frank-<lb/>
reich hat gewiß noch jetzt mehr, als was<lb/>
Charles Perrault mittheilte, der allein &#x017F;ie<lb/>
noch als Kinderma&#x0364;rchen behandelte (nicht<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;chlechteren Nachahmer, die Aulnoi,<lb/>
Murat); er giebt nur neun, freilich die be-<lb/>
kannte&#x017F;ten, die auch zu den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten geho&#x0364;-<lb/>
ren. Sein Verdien&#x017F;t be&#x017F;teht darin, daß er<lb/>
nichts hinzuge&#x017F;etzt und die Sachen an &#x017F;ich,<lb/>
Kleinigkeiten abgerechnet, unvera&#x0364;ndert gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; &#x017F;eine Dar&#x017F;tellung verdient nur das Lob,<lb/>
&#x017F;o einfach zu &#x017F;eyn, als es ihm mo&#x0364;glich war;<lb/>
an &#x017F;ich i&#x017F;t der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Sprache, die &#x017F;ich<lb/>
ihrer jetzigen Bildung nach, fa&#x017F;t wie von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu epigrammati&#x017F;chen Wendungen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fein-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XVI/0022] iſt uns nichts bewußt, doch laͤßt eine Stelle des Cervantes uͤber das Daſeyn und Erzaͤh- len der Maͤrchen keinen Zweifel *). Frank- reich hat gewiß noch jetzt mehr, als was Charles Perrault mittheilte, der allein ſie noch als Kindermaͤrchen behandelte (nicht ſeine ſchlechteren Nachahmer, die Aulnoi, Murat); er giebt nur neun, freilich die be- kannteſten, die auch zu den ſchoͤnſten gehoͤ- ren. Sein Verdienſt beſteht darin, daß er nichts hinzugeſetzt und die Sachen an ſich, Kleinigkeiten abgerechnet, unveraͤndert gelaſ- ſen; ſeine Darſtellung verdient nur das Lob, ſo einfach zu ſeyn, als es ihm moͤglich war; an ſich iſt der franzoͤſiſchen Sprache, die ſich ihrer jetzigen Bildung nach, faſt wie von ſelbſt zu epigrammatiſchen Wendungen und fein- *) — y aquellas (cosas) que à ti te deven pare- cer profecias, no son sino palabras de con- sejas, o cuentos de viejas, como aquel- los del cavallo sin cabeça, y de la varilla de virtudes, con que se en- aretienen al fuego las dilatadas noches del invierno. Colloq. entre cip. y Berg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/22
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/22>, abgerufen am 21.11.2024.