der Jugend und Schönheit der Braut Mitleid hatte, sagte sie, eh jemand darauf merkte: ge- schwind hinunter in den Keller, hinter das gro- ße Faß, da versteckt euch! Kaum war die Prin- zessin dahinter gewischt, so kommen auch die Raubgesellen in den Keller gegangen und führ- ten eine alte Frau mit sich gefangen, die Prin- zessin sah wohl, daß es ihre Großmutter war, denn aus ihrer Ecke heraus konnte sie alles mit anschauen, was da vorging, ohne daß sie von einem Auge bemerkt wurde. Die Spitz- buben nahmen die alte Großmutter, ermorde- ten sie und zogen ihr alle Ringe von den Fin- gern, einen nach dem andern ab, nur aber der Ring vom Goldfinger, der wollte nicht herun- ter, da griff einer ein Beil und hieb den Fin- ger ab, der Finger aber sprang hinters Faß und fiel gerade in den Schooß der Prinzessin. Nachdem die Spitzbuben lange vergebens um den Finger herum gesucht haben, fing endlich einer an: habt ihr wohl schon hinterm großen Faß gesucht? -- Laßt lieber das Suchen bei Lichte seyn, sagte ein anderer, morgen früh wol- len wir suchen, da werden wir den Ring bald haben."
Hierauf legten sich die Spitzbuben in dem- selben Keller zum Schlaf nieder, und wie sie schliefen und schnarchten, ging die Braut hin- term Faß hervor, da lagen sie alle reihenweise,
der Jugend und Schoͤnheit der Braut Mitleid hatte, ſagte ſie, eh jemand darauf merkte: ge- ſchwind hinunter in den Keller, hinter das gro- ße Faß, da verſteckt euch! Kaum war die Prin- zeſſin dahinter gewiſcht, ſo kommen auch die Raubgeſellen in den Keller gegangen und fuͤhr- ten eine alte Frau mit ſich gefangen, die Prin- zeſſin ſah wohl, daß es ihre Großmutter war, denn aus ihrer Ecke heraus konnte ſie alles mit anſchauen, was da vorging, ohne daß ſie von einem Auge bemerkt wurde. Die Spitz- buben nahmen die alte Großmutter, ermorde- ten ſie und zogen ihr alle Ringe von den Fin- gern, einen nach dem andern ab, nur aber der Ring vom Goldfinger, der wollte nicht herun- ter, da griff einer ein Beil und hieb den Fin- ger ab, der Finger aber ſprang hinters Faß und fiel gerade in den Schooß der Prinzeſſin. Nachdem die Spitzbuben lange vergebens um den Finger herum geſucht haben, fing endlich einer an: habt ihr wohl ſchon hinterm großen Faß geſucht? — Laßt lieber das Suchen bei Lichte ſeyn, ſagte ein anderer, morgen fruͤh wol- len wir ſuchen, da werden wir den Ring bald haben.“
Hierauf legten ſich die Spitzbuben in dem- ſelben Keller zum Schlaf nieder, und wie ſie ſchliefen und ſchnarchten, ging die Braut hin- term Faß hervor, da lagen ſie alle reihenweiſe,
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der Jugend und Schoͤnheit der Braut Mitleid
hatte, ſagte ſie, eh jemand darauf merkte: ge-
ſchwind hinunter in den Keller, hinter das gro-
ße Faß, da verſteckt euch! Kaum war die Prin-
zeſſin dahinter gewiſcht, ſo kommen auch die
Raubgeſellen in den Keller gegangen und fuͤhr-
ten eine alte Frau mit ſich gefangen, die Prin-
zeſſin ſah wohl, daß es ihre Großmutter war,
denn aus ihrer Ecke heraus konnte ſie alles
mit anſchauen, was da vorging, ohne daß ſie
von einem Auge bemerkt wurde. Die Spitz-
buben nahmen die alte Großmutter, ermorde-
ten ſie und zogen ihr alle Ringe von den Fin-
gern, einen nach dem andern ab, nur aber der
Ring vom Goldfinger, der wollte nicht herun-
ter, da griff einer ein Beil und hieb den Fin-
ger ab, der Finger aber ſprang hinters Faß
und fiel gerade in den Schooß der Prinzeſſin.
Nachdem die Spitzbuben lange vergebens um
den Finger herum geſucht haben, fing endlich
einer an: habt ihr wohl ſchon hinterm großen
Faß geſucht? — Laßt lieber das Suchen bei
Lichte ſeyn, ſagte ein anderer, morgen fruͤh wol-
len wir ſuchen, da werden wir den Ring bald
haben.“
Hierauf legten ſich die Spitzbuben in dem-
ſelben Keller zum Schlaf nieder, und wie ſie
ſchliefen und ſchnarchten, ging die Braut hin-
term Faß hervor, da lagen ſie alle reihenweiſe,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/219>, abgerufen am 22.11.2024.
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