ten rasirten Kopf, da springt sie auf, schreit meh! meh! lauft fort, und niemand weiß bis auf den Tag, wo sie hingelaufen ist.
II.
Ein Schneider hatte drei Söhne, die wollt' er nach einander in die Welt schicken, da soll- ten sie was rechtschaffenes lernen, und damit sie nicht leer ausgingen, bekam jeder einen Pfann- kuchen, und einen Heller mit auf den Weg. Der ältste zog aus und kam zu einem kleinen Mann, der wohnte in einer Nußschale, war aber gewaltig reich. Er sprach zu dem Schnei- der: "wenn du meine Heerde an dem Berg weiden und hüten willst, sollst du ein gut Ge- schenk von mir haben; doch mußt du dich in Acht nehmen, vor einem Haus am Fuße des Bergs, da gehts lustig zu, man hört immer Mu- sik und Tanzgeschrei, trittst du einmal hinein, so ists mit uns vorbei. "Der Schneider wil- ligte ein, trieb die Heerde auf den Berg, hütete sie fleißig blieb auch immer weit von dem Haus. Einmal aber, auf einen Sonntag hört' er, wie gar lustig es darin war, dacht, einmal ist kein- mal, ging hinein, tanzte, und war vergnügt. Als er aber wieder heraus kam, war es Nacht und die ganze Heerde fort, da ging er mit schwerem Herzen zu seinem Herrn und gestand ihm was er gethan. Der Herr in der Nuß-
ten raſirten Kopf, da ſpringt ſie auf, ſchreit meh! meh! lauft fort, und niemand weiß bis auf den Tag, wo ſie hingelaufen iſt.
II.
Ein Schneider hatte drei Soͤhne, die wollt' er nach einander in die Welt ſchicken, da ſoll- ten ſie was rechtſchaffenes lernen, und damit ſie nicht leer ausgingen, bekam jeder einen Pfann- kuchen, und einen Heller mit auf den Weg. Der aͤltſte zog aus und kam zu einem kleinen Mann, der wohnte in einer Nußſchale, war aber gewaltig reich. Er ſprach zu dem Schnei- der: „wenn du meine Heerde an dem Berg weiden und huͤten willſt, ſollſt du ein gut Ge- ſchenk von mir haben; doch mußt du dich in Acht nehmen, vor einem Haus am Fuße des Bergs, da gehts luſtig zu, man hoͤrt immer Mu- ſik und Tanzgeſchrei, trittſt du einmal hinein, ſo iſts mit uns vorbei. „Der Schneider wil- ligte ein, trieb die Heerde auf den Berg, huͤtete ſie fleißig blieb auch immer weit von dem Haus. Einmal aber, auf einen Sonntag hoͤrt' er, wie gar luſtig es darin war, dacht, einmal iſt kein- mal, ging hinein, tanzte, und war vergnuͤgt. Als er aber wieder heraus kam, war es Nacht und die ganze Heerde fort, da ging er mit ſchwerem Herzen zu ſeinem Herrn und geſtand ihm was er gethan. Der Herr in der Nuß-
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ten raſirten Kopf, da ſpringt ſie auf, ſchreit
meh! meh! lauft fort, und niemand weiß bis
auf den Tag, wo ſie hingelaufen iſt.
II.
Ein Schneider hatte drei Soͤhne, die wollt'
er nach einander in die Welt ſchicken, da ſoll-
ten ſie was rechtſchaffenes lernen, und damit ſie
nicht leer ausgingen, bekam jeder einen Pfann-
kuchen, und einen Heller mit auf den Weg.
Der aͤltſte zog aus und kam zu einem kleinen
Mann, der wohnte in einer Nußſchale, war
aber gewaltig reich. Er ſprach zu dem Schnei-
der: „wenn du meine Heerde an dem Berg
weiden und huͤten willſt, ſollſt du ein gut Ge-
ſchenk von mir haben; doch mußt du dich in
Acht nehmen, vor einem Haus am Fuße des
Bergs, da gehts luſtig zu, man hoͤrt immer Mu-
ſik und Tanzgeſchrei, trittſt du einmal hinein,
ſo iſts mit uns vorbei. „Der Schneider wil-
ligte ein, trieb die Heerde auf den Berg, huͤtete
ſie fleißig blieb auch immer weit von dem Haus.
Einmal aber, auf einen Sonntag hoͤrt' er, wie
gar luſtig es darin war, dacht, einmal iſt kein-
mal, ging hinein, tanzte, und war vergnuͤgt.
Als er aber wieder heraus kam, war es Nacht
und die ganze Heerde fort, da ging er mit
ſchwerem Herzen zu ſeinem Herrn und geſtand
ihm was er gethan. Der Herr in der Nuß-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/202>, abgerufen am 18.11.2024.
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