hatte seinen Sack unter sein Kopfkissen gelegt, wie nun der Wirth kam und daran zog, sprach er: Knüppel aus dem Sack, da fuhr der Knüp- pel aus dem Sack über den Wirth her, tanzte mit ihm und prügelte ihn so erbärmlich, daß er gern versprach das Tischgen deck dich und den Esel Bricklebrit wieder herauszugeben. Da- mit zog nun der jüngste Sohn heim, brachte alles seinem Vater, und lebte mit ihm und sei- nen Brüdern in Glück und Freude.
Die Ziege aber war in eine Fuchshöhle ge- laufen. Wie nun der Fuchs heim kam, und in seine Höhle guckte, funkelten ihm ein paar große Augen entgegen. Vor Schrecken lief er fort, da begegnete ihm der Bär und sagte: "Bru- der Fuchs, was machst du für ein Gesicht?" -- "Ein grimmig Thier sitzt in meiner Höhle mit entsetzlichen feurigen Augen." -- "Das will ich dir heraustreiben, sagte der Bär, und ging zur Höhle, wie er aber hinkam, und die Augen schimmern sah, kriegte er auch Furcht, und lief wieder zurück. Da kam eine Biene geflogen und fragte:" was siehst du so verdrießlich aus Bär? -- "Es sitzt ein grimmig Thier dem Fuchs in seiner Höhle, das können wir nicht verjagen." Die Biene sagt: "ich bin ein gerin- ges Thier, und ihr achtet mich nicht, vielleicht kann ich euch aber helfen." Fliegt darauf in die Fuchshöhle und sticht die Ziege auf den plat-
hatte ſeinen Sack unter ſein Kopfkiſſen gelegt, wie nun der Wirth kam und daran zog, ſprach er: Knuͤppel aus dem Sack, da fuhr der Knuͤp- pel aus dem Sack uͤber den Wirth her, tanzte mit ihm und pruͤgelte ihn ſo erbaͤrmlich, daß er gern verſprach das Tiſchgen deck dich und den Eſel Bricklebrit wieder herauszugeben. Da- mit zog nun der juͤngſte Sohn heim, brachte alles ſeinem Vater, und lebte mit ihm und ſei- nen Bruͤdern in Gluͤck und Freude.
Die Ziege aber war in eine Fuchshoͤhle ge- laufen. Wie nun der Fuchs heim kam, und in ſeine Hoͤhle guckte, funkelten ihm ein paar große Augen entgegen. Vor Schrecken lief er fort, da begegnete ihm der Baͤr und ſagte: „Bru- der Fuchs, was machſt du fuͤr ein Geſicht?“ — „Ein grimmig Thier ſitzt in meiner Hoͤhle mit entſetzlichen feurigen Augen.“ — „Das will ich dir heraustreiben, ſagte der Baͤr, und ging zur Hoͤhle, wie er aber hinkam, und die Augen ſchimmern ſah, kriegte er auch Furcht, und lief wieder zuruͤck. Da kam eine Biene geflogen und fragte:“ was ſiehſt du ſo verdrießlich aus Baͤr? — „Es ſitzt ein grimmig Thier dem Fuchs in ſeiner Hoͤhle, das koͤnnen wir nicht verjagen.“ Die Biene ſagt: „ich bin ein gerin- ges Thier, und ihr achtet mich nicht, vielleicht kann ich euch aber helfen.“ Fliegt darauf in die Fuchshoͤhle und ſticht die Ziege auf den plat-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0201"n="167"/>
hatte ſeinen Sack unter ſein Kopfkiſſen gelegt,<lb/>
wie nun der Wirth kam und daran zog, ſprach<lb/>
er: Knuͤppel aus dem Sack, da fuhr der Knuͤp-<lb/>
pel aus dem Sack uͤber den Wirth her, tanzte<lb/>
mit ihm und pruͤgelte ihn ſo erbaͤrmlich, daß<lb/>
er gern verſprach das Tiſchgen deck dich und<lb/>
den Eſel Bricklebrit wieder herauszugeben. Da-<lb/>
mit zog nun der juͤngſte Sohn heim, brachte<lb/>
alles ſeinem Vater, und lebte mit ihm und ſei-<lb/>
nen Bruͤdern in Gluͤck und Freude.</p><lb/><p>Die Ziege aber war in eine Fuchshoͤhle ge-<lb/>
laufen. Wie nun der Fuchs heim kam, und in<lb/>ſeine Hoͤhle guckte, funkelten ihm ein paar große<lb/>
Augen entgegen. Vor Schrecken lief er fort,<lb/>
da begegnete ihm der Baͤr und ſagte: „Bru-<lb/>
der Fuchs, was machſt du fuͤr ein Geſicht?“—<lb/>„Ein grimmig Thier ſitzt in meiner Hoͤhle mit<lb/>
entſetzlichen feurigen Augen.“—„Das will<lb/>
ich dir heraustreiben, ſagte der Baͤr, und ging<lb/>
zur Hoͤhle, wie er aber hinkam, und die Augen<lb/>ſchimmern ſah, kriegte er auch Furcht, und lief<lb/>
wieder zuruͤck. Da kam eine Biene geflogen<lb/>
und fragte:“ was ſiehſt du ſo verdrießlich aus<lb/>
Baͤr? —„Es ſitzt ein grimmig Thier dem<lb/>
Fuchs in ſeiner Hoͤhle, das koͤnnen wir nicht<lb/>
verjagen.“ Die Biene ſagt: „ich bin ein gerin-<lb/>
ges Thier, und ihr achtet mich nicht, vielleicht<lb/>
kann ich euch aber helfen.“ Fliegt darauf in<lb/>
die Fuchshoͤhle und ſticht die Ziege auf den plat-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[167/0201]
hatte ſeinen Sack unter ſein Kopfkiſſen gelegt,
wie nun der Wirth kam und daran zog, ſprach
er: Knuͤppel aus dem Sack, da fuhr der Knuͤp-
pel aus dem Sack uͤber den Wirth her, tanzte
mit ihm und pruͤgelte ihn ſo erbaͤrmlich, daß
er gern verſprach das Tiſchgen deck dich und
den Eſel Bricklebrit wieder herauszugeben. Da-
mit zog nun der juͤngſte Sohn heim, brachte
alles ſeinem Vater, und lebte mit ihm und ſei-
nen Bruͤdern in Gluͤck und Freude.
Die Ziege aber war in eine Fuchshoͤhle ge-
laufen. Wie nun der Fuchs heim kam, und in
ſeine Hoͤhle guckte, funkelten ihm ein paar große
Augen entgegen. Vor Schrecken lief er fort,
da begegnete ihm der Baͤr und ſagte: „Bru-
der Fuchs, was machſt du fuͤr ein Geſicht?“ —
„Ein grimmig Thier ſitzt in meiner Hoͤhle mit
entſetzlichen feurigen Augen.“ — „Das will
ich dir heraustreiben, ſagte der Baͤr, und ging
zur Hoͤhle, wie er aber hinkam, und die Augen
ſchimmern ſah, kriegte er auch Furcht, und lief
wieder zuruͤck. Da kam eine Biene geflogen
und fragte:“ was ſiehſt du ſo verdrießlich aus
Baͤr? — „Es ſitzt ein grimmig Thier dem
Fuchs in ſeiner Hoͤhle, das koͤnnen wir nicht
verjagen.“ Die Biene ſagt: „ich bin ein gerin-
ges Thier, und ihr achtet mich nicht, vielleicht
kann ich euch aber helfen.“ Fliegt darauf in
die Fuchshoͤhle und ſticht die Ziege auf den plat-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/201>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.