te zurückjagen und von des Königs Kleidern holen. Der Herr Graf zog die prächtigsten Kleider an, und weil ihm ohnehin der König wegen der Rebhüner, die er meinte von ihm empfangen zu haben, gewogen war, so mußte er sich zu ihm in die Kutsche setzen. Die Prin- zessin war auch nicht bös darüber, denn der Graf war jung und schön, und er gefiel ihr recht gut.
Der Kater aber war vorausgegangen und zu einer großen Wiese gekommen, wo über hun- dert Leute waren und Heu machten. "Wem ist die Wiese, ihr Leute?" fragte der Kater. -- "Dem großen Zauberer." -- "Hört, jetzt wird der König bald vorbeifahren, wenn der fragt, wem die Wiese gehört, so antwortet: dem Gra- fen; und wenn ihr das nicht thut, so werdet ihr alle todtgeschlagen." -- Darauf ging der Kater weiter und kam an ein Kornfeld, so groß, daß es niemand übersehen konnte, da standen mehr als zweihundert Leute und schnit- ten das Korn. "Wem ist das Korn ihr Leu- te?" -- "Dem Zauberer." Hör[t], jetzt wird der König vorbeifahren, wenn er frägt, wem das Korn gehört, so antwortet: dem Grafen; und wenn ihr das nicht thut, so werdet ihr alle todtgeschlagen." -- Endlich kam der Kater an einen prächtigen Wald, da standen mehr als dreihundert Leute, fällten die großen Ei-
te zuruͤckjagen und von des Koͤnigs Kleidern holen. Der Herr Graf zog die praͤchtigſten Kleider an, und weil ihm ohnehin der Koͤnig wegen der Rebhuͤner, die er meinte von ihm empfangen zu haben, gewogen war, ſo mußte er ſich zu ihm in die Kutſche ſetzen. Die Prin- zeſſin war auch nicht boͤs daruͤber, denn der Graf war jung und ſchoͤn, und er gefiel ihr recht gut.
Der Kater aber war vorausgegangen und zu einer großen Wieſe gekommen, wo uͤber hun- dert Leute waren und Heu machten. „Wem iſt die Wieſe, ihr Leute?“ fragte der Kater. — „Dem großen Zauberer.“ — „Hoͤrt, jetzt wird der Koͤnig bald vorbeifahren, wenn der fragt, wem die Wieſe gehoͤrt, ſo antwortet: dem Gra- fen; und wenn ihr das nicht thut, ſo werdet ihr alle todtgeſchlagen.“ — Darauf ging der Kater weiter und kam an ein Kornfeld, ſo groß, daß es niemand uͤberſehen konnte, da ſtanden mehr als zweihundert Leute und ſchnit- ten das Korn. „Wem iſt das Korn ihr Leu- te?“ — „Dem Zauberer.“ Hoͤr[t], jetzt wird der Koͤnig vorbeifahren, wenn er fraͤgt, wem das Korn gehoͤrt, ſo antwortet: dem Grafen; und wenn ihr das nicht thut, ſo werdet ihr alle todtgeſchlagen.“ — Endlich kam der Kater an einen praͤchtigen Wald, da ſtanden mehr als dreihundert Leute, faͤllten die großen Ei-
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te zuruͤckjagen und von des Koͤnigs Kleidern
holen. Der Herr Graf zog die praͤchtigſten
Kleider an, und weil ihm ohnehin der Koͤnig
wegen der Rebhuͤner, die er meinte von ihm
empfangen zu haben, gewogen war, ſo mußte
er ſich zu ihm in die Kutſche ſetzen. Die Prin-
zeſſin war auch nicht boͤs daruͤber, denn der
Graf war jung und ſchoͤn, und er gefiel ihr
recht gut.
Der Kater aber war vorausgegangen und
zu einer großen Wieſe gekommen, wo uͤber hun-
dert Leute waren und Heu machten. „Wem
iſt die Wieſe, ihr Leute?“ fragte der Kater. —
„Dem großen Zauberer.“ — „Hoͤrt, jetzt wird
der Koͤnig bald vorbeifahren, wenn der fragt,
wem die Wieſe gehoͤrt, ſo antwortet: dem Gra-
fen; und wenn ihr das nicht thut, ſo werdet
ihr alle todtgeſchlagen.“ — Darauf ging der
Kater weiter und kam an ein Kornfeld, ſo
groß, daß es niemand uͤberſehen konnte, da
ſtanden mehr als zweihundert Leute und ſchnit-
ten das Korn. „Wem iſt das Korn ihr Leu-
te?“ — „Dem Zauberer.“ Hoͤrt, jetzt wird
der Koͤnig vorbeifahren, wenn er fraͤgt, wem
das Korn gehoͤrt, ſo antwortet: dem Grafen;
und wenn ihr das nicht thut, ſo werdet ihr
alle todtgeſchlagen.“ — Endlich kam der Kater
an einen praͤchtigen Wald, da ſtanden mehr
als dreihundert Leute, faͤllten die großen Ei-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/186>, abgerufen am 22.11.2024.
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