so kommt ein großer Regen, er behielt die Handschuhe an: galt gleich, ob sie naß wurden oder nit. Wie er aber einen Steg will gan, so glitscht er aus und fällt ins Wasser und Moor, er kommt heim, war wohl besudelt, die Handschuhe waren eitel Fleisch; klagts der Mutter, die gut alt Mutter schalt ihn und sagte, er sollts ins Fazziletlin (Schnupftuch) gewickelt und in Busen gestoßen haben. Bald darnach zeucht der gut Löffel wieder zu der Jungfrauen; sie fragt nach den Handschuhen, er sagt ihr, wie es ihm mit gegangen wäre. Sie lacht und merkt das erst Stück seiner Weisheit und schenkt ihm ein Habicht. Er nahm ihn, ging heim und gedacht an der Mut- ter Rede, würgt den Habicht, wickelt ihn in sein Brusttuch und stieß ihn in den Busen. Kam heim, wollt den hübschen Vogel der Mut- ter zeigen, zog ihn aus dem Busen. Die Mut- ter fährt ihm wieder über den Kamm, sagt, er sollte ihn fein auf der Hand getragen haben. Zum drittenmal kommt Jockel wieder zu der Jungfrauen, sie fragt, wie es um den Habicht stände, er sagt ihr, wie es ihm mit gegangen; was sie gedacht: er ist ein lebendiger Narr; sah wohl, daß ihm nichts säuberlichs noch herr- lichs gebührte, und schenkt ihm ein Egge, die er brauchen sollt, wenn er gesät hätte. Er nahm der Mutter Wort zu Herzen, und trug
sie
ſo kommt ein großer Regen, er behielt die Handſchuhe an: galt gleich, ob ſie naß wurden oder nit. Wie er aber einen Steg will gan, ſo glitſcht er aus und faͤllt ins Waſſer und Moor, er kommt heim, war wohl beſudelt, die Handſchuhe waren eitel Fleiſch; klagts der Mutter, die gut alt Mutter ſchalt ihn und ſagte, er ſollts ins Fazziletlin (Schnupftuch) gewickelt und in Buſen geſtoßen haben. Bald darnach zeucht der gut Loͤffel wieder zu der Jungfrauen; ſie fragt nach den Handſchuhen, er ſagt ihr, wie es ihm mit gegangen waͤre. Sie lacht und merkt das erſt Stuͤck ſeiner Weisheit und ſchenkt ihm ein Habicht. Er nahm ihn, ging heim und gedacht an der Mut- ter Rede, wuͤrgt den Habicht, wickelt ihn in ſein Bruſttuch und ſtieß ihn in den Buſen. Kam heim, wollt den huͤbſchen Vogel der Mut- ter zeigen, zog ihn aus dem Buſen. Die Mut- ter faͤhrt ihm wieder uͤber den Kamm, ſagt, er ſollte ihn fein auf der Hand getragen haben. Zum drittenmal kommt Jockel wieder zu der Jungfrauen, ſie fragt, wie es um den Habicht ſtaͤnde, er ſagt ihr, wie es ihm mit gegangen; was ſie gedacht: er iſt ein lebendiger Narr; ſah wohl, daß ihm nichts ſaͤuberlichs noch herr- lichs gebuͤhrte, und ſchenkt ihm ein Egge, die er brauchen ſollt, wenn er geſaͤt haͤtte. Er nahm der Mutter Wort zu Herzen, und trug
ſie
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ſo kommt ein großer Regen, er behielt die
Handſchuhe an: galt gleich, ob ſie naß wurden
oder nit. Wie er aber einen Steg will gan,
ſo glitſcht er aus und faͤllt ins Waſſer und
Moor, er kommt heim, war wohl beſudelt, die
Handſchuhe waren eitel Fleiſch; klagts der
Mutter, die gut alt Mutter ſchalt ihn und
ſagte, er ſollts ins Fazziletlin (Schnupftuch)
gewickelt und in Buſen geſtoßen haben. Bald
darnach zeucht der gut Loͤffel wieder zu der
Jungfrauen; ſie fragt nach den Handſchuhen,
er ſagt ihr, wie es ihm mit gegangen waͤre.
Sie lacht und merkt das erſt Stuͤck ſeiner
Weisheit und ſchenkt ihm ein Habicht. Er
nahm ihn, ging heim und gedacht an der Mut-
ter Rede, wuͤrgt den Habicht, wickelt ihn in
ſein Bruſttuch und ſtieß ihn in den Buſen.
Kam heim, wollt den huͤbſchen Vogel der Mut-
ter zeigen, zog ihn aus dem Buſen. Die Mut-
ter faͤhrt ihm wieder uͤber den Kamm, ſagt, er
ſollte ihn fein auf der Hand getragen haben.
Zum drittenmal kommt Jockel wieder zu der
Jungfrauen, ſie fragt, wie es um den Habicht
ſtaͤnde, er ſagt ihr, wie es ihm mit gegangen;
was ſie gedacht: er iſt ein lebendiger Narr;
ſah wohl, daß ihm nichts ſaͤuberlichs noch herr-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/178>, abgerufen am 22.11.2024.
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