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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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kniete es sich vor den Heerd in die Asche und
wollte anfangen zu lesen, indem flogen zwei
weiße Tauben durchs Fenster und setzten sich
neben die Linsen auf den Heerd; sie nickten
mit den Köpfchen und sagten: "Aschenputtel,
sollen wir dir helfen Linsen lesen? "Ja, ant-
wortete Aschenputtel:

die schlechten ins Kröpfchen,
die guten ins Töpfchen."

Und pick, pick! pick, pick! fingen sie an und
fraßen die schlechten weg und ließen die guten
liegen. Und in einer Viertelstunde waren die
Linsen so rein, daß auch nicht eine falsche dar-
unter war, und Aschenputtel konnte sie alle ins
Töpfchen streichen. Darauf aber sagten die
Tauben: "Aschenputtel, willst du deine Schwe-
stern mit dem Prinzen tanzen sehen, so steig
auf den Taubenschlag." Aschenputtel ging ih-
nen nach und stieg bis auf den letzten Leiter-
sproß, da konnte es in den Saal sehen, und
sah seine Schwestern mit dem Prinzen tanzen,
und es flimmerte und glänzte von viel tausend
Lichtern vor seinen Augen. Und als es sich
satt gesehen, stieg es wieder herab, und es war
ihm schwer ums Herz, und legte sich in die
Asche und schlief ein.

Am andern Morgen kamen die zwei Schwe-
stern in die Küche, und als sie sahen, daß

kniete es ſich vor den Heerd in die Aſche und
wollte anfangen zu leſen, indem flogen zwei
weiße Tauben durchs Fenſter und ſetzten ſich
neben die Linſen auf den Heerd; ſie nickten
mit den Koͤpfchen und ſagten: „Aſchenputtel,
ſollen wir dir helfen Linſen leſen? „Ja, ant-
wortete Aſchenputtel:

die ſchlechten ins Kroͤpfchen,
die guten ins Toͤpfchen.“

Und pick, pick! pick, pick! fingen ſie an und
fraßen die ſchlechten weg und ließen die guten
liegen. Und in einer Viertelſtunde waren die
Linſen ſo rein, daß auch nicht eine falſche dar-
unter war, und Aſchenputtel konnte ſie alle ins
Toͤpfchen ſtreichen. Darauf aber ſagten die
Tauben: „Aſchenputtel, willſt du deine Schwe-
ſtern mit dem Prinzen tanzen ſehen, ſo ſteig
auf den Taubenſchlag.“ Aſchenputtel ging ih-
nen nach und ſtieg bis auf den letzten Leiter-
ſproß, da konnte es in den Saal ſehen, und
ſah ſeine Schweſtern mit dem Prinzen tanzen,
und es flimmerte und glaͤnzte von viel tauſend
Lichtern vor ſeinen Augen. Und als es ſich
ſatt geſehen, ſtieg es wieder herab, und es war
ihm ſchwer ums Herz, und legte ſich in die
Aſche und ſchlief ein.

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[91/0125] kniete es ſich vor den Heerd in die Aſche und wollte anfangen zu leſen, indem flogen zwei weiße Tauben durchs Fenſter und ſetzten ſich neben die Linſen auf den Heerd; ſie nickten mit den Koͤpfchen und ſagten: „Aſchenputtel, ſollen wir dir helfen Linſen leſen? „Ja, ant- wortete Aſchenputtel: die ſchlechten ins Kroͤpfchen, die guten ins Toͤpfchen.“ Und pick, pick! pick, pick! fingen ſie an und fraßen die ſchlechten weg und ließen die guten liegen. Und in einer Viertelſtunde waren die Linſen ſo rein, daß auch nicht eine falſche dar- unter war, und Aſchenputtel konnte ſie alle ins Toͤpfchen ſtreichen. Darauf aber ſagten die Tauben: „Aſchenputtel, willſt du deine Schwe- ſtern mit dem Prinzen tanzen ſehen, ſo ſteig auf den Taubenſchlag.“ Aſchenputtel ging ih- nen nach und ſtieg bis auf den letzten Leiter- ſproß, da konnte es in den Saal ſehen, und ſah ſeine Schweſtern mit dem Prinzen tanzen, und es flimmerte und glaͤnzte von viel tauſend Lichtern vor ſeinen Augen. Und als es ſich ſatt geſehen, ſtieg es wieder herab, und es war ihm ſchwer ums Herz, und legte ſich in die Aſche und ſchlief ein. Am andern Morgen kamen die zwei Schwe- ſtern in die Kuͤche, und als ſie ſahen, daß

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/125>, abgerufen am 22.11.2024.